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Woher stammt die Redewendung auf den Hund gekommen?

11. Juli 2014

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften
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Bild: Johanna Kuhnert/WiD

Woher stammt die Redewendung auf den Hund gekommen?

In der Sprachwissenschaft ist für die Suche nach dem etymologischen Hintergrund, also nach der Herkunft eines Wortes oder einer Redewendung, das 33-bändige Grimm'sche „Deutsche Wörterbuch“ (DWB) eine wichtige Quelle. Die Brüder Grimm haben im Jahr 1838 begonnen, in diesem Werk Herkunft, Bedeutungsgeschichte und Gebrauch der deutschen Wörter zu dokumentieren.

Zum Phrasem auf den Hund kommen findet man hier folgenden Eintrag: „wie der verurtheilte....den strang um den hals trug, er auch den hund tragen sollte, damit anzuzeigen, dasz er wert sei, gleich einem hund erschlagen und aufgehängt, an der seite eines hunds aufgehängt zu werden". Übersetzt bedeutet das: Wer einerseits zum Strick und andererseits dazu verurteilt wurde, einen Hund um den Hals zu tragen bzw. neben einem Hund aufgehängt zu werden, hatte ein bestimmtes Strafmaß erreicht und war bis auf den Hund gekommen. Eine Quelle ordnet dieses Strafmaß ins 12. Jahrhundert ein. Zur Zeit der Brüder Grimm wurde die Wendung bereits als Metapher verwendet: „jetzt bedeutet es theils in verächtliche oder schlimme äuszere verhältnisse, theils mit der gesundheit herunter kommen.“

Weitere Deutungsansätze, die auch im besagten Wörterbuch aufgeführt werden, gehen davon aus, dass auf den Hund kommen vor allem den finanziellen Ruin anzeige. So habe man auf dem Boden von Geldtruhen früher einen Hund aufgemalt, der als symbolischer Wächter das Eigentum beschützt. Entnahm man der Truhe so viel Geld, dass der Hund sichtbar wurde, war man auf den Hund gekommen. Diese Version gibt es wiederum in verschiedenen Varianten, statt der Geldtruhe wird manchmal die Kriegskasse genannt. Oder der Boden der Truhe, also „unten“,  mundartlich als „hunten“ bezeichnet.

Eine andere Erklärung liefert das Etymologische Wörterbuch der Deutschen Sprache von Friedrich Kluge. In einer Ausgabe von 1889 führt er die Redewendung auf alt-germanische (Sprach-)Wurzeln zurück. Schon um 100 nach Christus war demnach ein Würfelspiel beliebt, bei dem ein unglücklicher Wurf als Hund bezeichnet wurde und ein professioneller Spieler als Hundetöter.

Man kann heute nicht mehr feststellen, welche Erklärung die "richtige" ist oder in welcher Region der Ausdruck zuerst gebraucht wurde. Die verschiedenen Herleitungsmöglichkeiten könnten sich auch gegenseitig beeinflusst haben. Denkbar wäre zum Beispiel, dass ein Tischler bei der Herstellung einer Geldtruhe die Redewendung im Kopf hatte und aus diesem Grund einen Hund auf den Boden der Truhe schnitzte oder malte – und damit die Grundlage für eine weitere Herleitungsversion schuf. Gerade dieser Variationsreichtum möglicher Herkünfte wird heute als ein kultureller Wert aufgefasst

Die Bildlichkeit des Phrasems findet sich übrigens nicht nur im Deutschen. In einigen slawischen Nachbarsprachen kann man ebenfalls sagen: auf den Hund kommen; im Polnischen (zejść na psy) oder im Slowakischen (prist' na psi tridsiatok).

Trotz verschiedener Erklärungen und verschiedener Sprachen - einig sei man sich beim Gebrauch des Ausdrucks, so Professor Csaba Földes. „Wir benutzen die Redewendung auf den Hund kommen im alltäglichen Sprachgebrauch, um auszudrücken, dass es jemandem finanziell oder gesundheitlich nicht gut geht."