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Geschichten aus der Zukunft – als Comic erzählt

15. Dezember 2016

  • Erstellt von Maren Grüber
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Im Sommer luden wir acht Schulklassen zu acht Workshops an Deck der MS Wissenschaft. Gemeinsam mit dem Moderator Philipp Schrögel und dem Illustrator Markus Färber haben die Kinder rumgesponnen, gezeichnet, Geschichten erfunden und Neues über Meere und Ozeane gelernt. Aus den Ideen und Geschichten der Kinder ist jetzt das Comic-Heft „Geschichten aus der Zukunft“ entstanden.

Seit einigen Jahren schon können Schulklassen nicht nur die Ausstellung an Bord der MS Wissenschaft besuchen, sondern auch an verschiedenen Workshops teilnehmen, die sich mit dem Thema des jeweiligen Wissenschaftsjahres beschäftigen. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 sollte es sich dabei selbstverständlich um die Meere und Ozeane drehen und wir wollten ein Workshop anbieten, der Schülerinnen und Schülern Spaß macht, sie zum Nachdenken und Mitmachen anregt, und Forschungsinhalte auf spannende Weise vermittelt: die „Geschichten aus der Zukunft”!

„Einfach rumspinnen“ lautete die Devise

Geschichten bleiben haften und regen die Fantasie an. Diese beiden Komponenten wollten wir nutzen, um von Schülerinnen und Schülern Geschichten aus der Zukunft der Ozeane erzählen zu lassen. Dies konnten Visionen vom Leben an, mit und im Meer sein. Es konnte um technische Erfindungen gehen oder auch um neuartige gesellschaftliche Konzepte. „Einfach rumspinnen“ lautete die Devise. Natürlich durfte hierbei der Spaß nicht zu kurz kommen. Doch der Workshop hatte auch einen ernsthaften Hintergrund. Denn einen Blick in die Zukunft der Meere und Ozeane zu wagen, bedeutet auch, das menschliche Handeln zu reflektieren und vielleicht auch (so hoffen wir) sein eigenes Handeln zu überdenken. Die besten Geschichten sollten am Ende zusammengefasst, veröffentlicht und den teilnehmenden Schulklassen zugesendet werden. Was wäre da besser geeignet als ein Comic-Heft? 

Damit aus der Idee Realität wurde, haben wir uns Verstärkung geholt: Philipp Schrögel übernahm die Konzeption und Moderation der Workshops und entwickelte unterschiedlichste Techniken, um die Schülerinnen und Schüler zum kreativen Arbeiten anzuregen. Bei den Workshops wurde er von Markus Färber begleitet, einem Illustrator, der am Ende der Workshopreihe die Ideen der Schülerinnen und Schüler als Comic Papier brachte.

Bild: Philipp Schrögel und Markus Färber
Bild: Philipp Schrögel und Markus Färber

Das sagt der Moderator...

Philipp, kannst du kurz den Ablauf eines Workshops beschreiben?

Als Einführung in das Thema haben wir uns zu Beginn erst einmal die Ausstellung an Bord der MS Wissenschaft angeschaut. Die Schülerinnen und Schüler haben da auch gleich die Aufgabe bekommen, sich zu ihren Beobachtungen Notizen zu machen. Diese Notizen haben wir im Workshop zusammengetragen und zu einer ersten Probe-Geschichte zusammengesetzt. Danach haben die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen den Blick in die Zukunft gewagt und jeweils eine Zukunftsgeschichte zu einem Thema aus den Notizen ausgearbeitet – egal ob mit Zeichnungen, als kompletter Comic oder auch mit Collagen. Bei einer Abschlusspräsentation haben wir mit Unterstützung der Ausstellungslotsen eine Gewinner-Geschichte ausgezeichnet, die dann anschließend in der Ausstellung gezeigt wurde.

Seinen Ideen freien Lauf zu lassen und über das Mögliche hinauszudenken, fällt vielen Erwachsenen schwer. Wie haben sich die Schülerinnen und Schüler geschlagen?

Das war ganz unterschiedlich. Da viele Aspekte des Themas für die Schülerinnen und Schüler noch neu waren, fiel es ihnen anfangs oft etwas schwer, in eine kreative und produktive Phase zu kommen. Auch die Gruppenarbeit war für einige eine ungewohnte Situation. Da haben wir mit einigen Anregungen und Nachfragen, aber auch ganz praktischen Tipps weitergeholfen. Manche Gruppen waren aber auch gleich richtig aktiv und mussten dann mit einigen Hinweisen wieder näher zum eigentlichen Themengebiet geführt werden. Und natürlich ist es eine richtige Herausforderung, an nur einem halben Tag eine perfekte Zukunftsgeschichte bis ins Detail auszuarbeiten, aber bei jedem Workshop waren tolle Ideen und Ansätze dabei!

Wieviel hatten die Ideen der Schüler mit der Forschung zu tun?

Das Spektrum der Geschichten war sehr breit. Manche haben sich an konkreten Problemen in der heutigen Welt orientiert und wissenschaftlich-technische Lösungen für die Zukunft entwickelt. Beispiele dafür sind Anlagen oder Unterwasser-Roboter zur Reinigung der Ozeane von Plastikmüll. Andere haben sehr fantasievolle Geschichten mit Meerjungfrauen oder sogar Roboter-Meerjungfrauen entwickelt. Genau diese Spanne gibt es auch in der tatsächlichen Zukunftsforschung, wo neben der Ausarbeitung „seriöser“ Technikzukünfte (im Plural, da es um das Aufzeigen verschiedener Szenarien zur gesellschaftlichen und technischen Entwicklung geht, und nicht um konkrete Zukunftsvorhersagen) auch Science-Fiction als kreative Methode zum Einsatz kommen kann.

Du hast ja in deiner Funktion als Kommunikationsforscher die Workshops auch evaluiert. Kannst Du schon etwas zu den Ergebnissen sagen?

Die Auswertung läuft im Moment noch, ich kann also noch keine fertigen Ergebnisse präsentieren. Aber das persönliche Feedback der Schülerinnen und Schüler am Ende der Workshops war sehr positiv. Auch bei der ersten Durchsicht der Fragebögen hat sich gezeigt, dass ihnen die Möglichkeit selber aktiv und kreativ zu werden (ob in der Ausstellung unter Deck mit den vielen Anfass- und Mitmachangeboten oder dann im Workshop beim Geschichtenerfinden) sehr gefallen hat.

… und was sagt der Illustrator?

Markus, die Schüler hatten die Möglichkeit, ihre Geschichten mit selbstgezeichneten Bildern zu visualisieren. Welche Ideen konntest du für den Comic aufgreifen?

Das war so viel Bildmaterial am Ende, dass ich gar nicht sagen kann, welche Sachen ich übernommen habe. Aber vor allem die großen Wimmelbilder zwischen den Comics – die schwimmende Recycling-Fabrikwelt „Waterwolfsburg“ und die Unterwasserstadt – basieren fast eins zu eins auf Zeichnungen von Schülern. Da hat mich deren detaillierte Beschreibung der Zukunftsentwicklungen auch wirklich überrascht; und dann hat es auch Spass gemacht, sich in diese Welten gedanklich hinein zu begeben und sie in meinen Zeichenstil zu übersetzen.

In acht Workshops kamen mit Sicherheit einige Geschichten zusammen. Wie bist du an die Entwicklung des Comics herangegangen?

Ich habe nach jedem Workshop auf der Zugfahrt nach Hause gleich mein Skizzenbuch zur Hand genommen und die Sachen aufgezeichnet, die sich mir eingeprägt hatten und die ich unbedingt so „frisch“ wie möglich festhalten wollte. Da hat sich für mich oft schon herauskristallisiert, welche Geschichten mich dazu anregen, das Thema zeichnerisch weiter zu spinnen. Diese habe ich dann als Grundlage genommen, um andere, einzelne schöne Ideen, z. B. bestimmte Charaktere, Namen oder Gegenstände aus den anderen Zukunftsszenarien der Schüler mit einzuweben.

Welche Geschichte hat dich am meisten überrascht bzw. beeindruckt?

Vielleicht die Geschichte einer Schülerin, in der Unterwasserstädte durch die Entdeckung und Weiterzüchtung einer bestimmten, sauerstoffspeichernden Algenart Wirklichkeit werden. Diese Erzählung hat mich von der Art her schon fast an die ausgefeilten Zukunftsutopien des russischen Science-Fiction-Autors Stanislav Lem erinnert. Aber auch die Geschichten, welche zeitgenössische – auch politische – Ereignisse und Personen aufgegriffen haben, fand ich spannend, da man dadurch auch mitbekommen hat, was die Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag beschäftigt.

Das ganze Comic-Heft kann man ab Januar bei uns bestellen. Hier veröffentlichen wir in den nächsten Tagen nach und nach einzelne Geschichten: ms-wissenschaft.de/geschichten-aus-der-zukunft


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