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Vom Wasser bis ins Weltall

06. Oktober 2015

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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Die Sieger des Jugend präsentiert-Finales 2015 in Berlin. Array

Die Sieger des Jugend präsentiert-Finales 2015 in Berlin. V.l.n.r.: Maria Popal, Beate Spiegel, Alena Simon, Katharina Schmitt-Plank, Jana Simon, Markus Weißkopf. (Foto: Katja Brandt für Jugend präsentiert.)

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.

Am letzten Septemberwochenende waren es nicht nur Marathonläufer, die in die deutsche Hauptstadt gereist waren. Auch rund 90 Jugendliche aus ganz Deutschland waren dorthin gekommen: Zur letzten Runde des Wettbewerbs Jugend präsentiert. Während die Läuferinnen und Läufer aus aller Welt bei strahlendem Sonnenschein das Kino International passierten, herrschte drinnen gedämpftes Licht und geschäftiges Treiben. Dort traten die sechs Finalistinnen und Finalisten an, um ihr Publikum in die Welt des Lichts zu entführen und um deutlich zu machen: Es kommt nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf die Verpackung. 

Etwas Ähnliches muss sich der Stifter Klaus Tschira vor einigen Jahren gedacht haben: Ein Thema kann noch so spannend sein. Ein Publikum faszinieren wird es nur dann, wenn es auch überzeugend und mitreißend präsentiert wird. In Mathe und den Naturwissenschaften scheint das eher selten der Fall zu sein. Dass diese Disziplinen spannend sind, dürfte für den studierten Physiker Tschira keine Frage gewesen sein. Seine Idee: Jugendliche mit Präsentationskompetenz ausstatten so, dass sie selbst ihre Altersgenossen für die ungeliebten Fächer begeistern. 

Das Projekt Jugend präsentiert war geboren. WiD übernahm als Partner der Klaus Tschira Stiftung die Koordination, organisiert Schülerwettbewerb und Lehrerfortbildungen sowie die Erstellung von Unterrichtsmaterialien, um das Vermitteln von Präsentationskompetenz auch in der Schule auf eine breite Basis zu stellen. Wissenschaftler der Universität Tübingen kümmern sich um die Inhalte, führen die Fortbildungen durch und übernehmen die wissenschaftliche Begleitung des Projekts. 

Jugend präsentiert ist auf großes Interesse gestoßen. Die Lehrerworkshops sind regelmäßig ausgebucht. Am vierten Schülerwettbewerb nahmen nun 600 Jugendliche teil und reichten Bewerbungsvideos ein. Wer damit überzeugte, lernte in der nächsten Runde Fachwissen und Präsentationskompetenz von Profis und kämpfte sich – wieder eine Runde später – durchs Halbfinale. 

Offenbar mit Erfolg. Mit viel Fachwissen, Phantasie und Liebe zum Detail entführten die 14 bis 19 jährigen Finalistinnen und Finalisten die Zuhörer in die Welt des Lichts. Sie ließen – unterstützt von Moderator Alexander Königsmann und der Band Kolumbus Kill – ihr Publikum ahnen, wie man aus naturwissenschaftlichen Themen großes Kino macht. Und sie stellten die Jury, die nicht nur die Qualität der Präsentation sondern auch das Fachwissen beurteilen musste, vor eine schwierige Aufgabe.  

Spannend für das Publikum waren die vielen verschiedenen Aspekte, unter denen die Finalistinnen und Finalisten das Thema des Finales „Licht“ betrachteten. Und manch einer konnte im gut gefüllten Kinosaal Neues lernen. Dass Zäpfchen und Stäbchen im Auge für Farb- und Schwarz-Weiß-Sehen verantwortlich sind – okay. Aber wer wusste schon, dass es Augentropfen gibt, die beim Menschen Nachtblindheit vorübergehend beheben können. Das erläuterte die jüngste Finalistin, die 14 Jährige Katharina Schmitt-Plank, und riet dringend von Selbstversuchen mit den Augentropfen ab. Mit ihrer Präsentation über das Sehen bei Nacht gewann sie Platz drei des Finales. Sie teilte sich den dritten Platz mit Alena Simon, die in ihrer Präsentation erläuterte, wie man unvorstellbar weit entfernte Planeten an ihrem „optischen Fingerabdruck“ erkennen kann. Wie man – zumindest kleine – Gegenstände mit Hilfe einer einfachen Linsenkonstruktion verschwinden lassen kann, erklärten drei Schüler des Gymnasiums Fridericianum Schwerin. Sie sorgten unter anderem mit ihrer schauspielerischen Einlage zu Vortragsbeginn und einer gekonnten Rollenverteilung während der Präsentation für Unterhaltung.

Die Finalteilnehmer hatten ganz unterschiedliche Methoden gewählt, die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen. Etwa mit Bunsenbrenner, Flammenfärbung und optischer Bank, alten Bekannte aus dem Schullabor, aber auch mit liebevollen Zeichnungen oder mit am blauen Himmel schwebenden Sauerstoff- und Stickstoffgesichtern mit „O“- und „N“- Nasen, im Unterricht eher selten anzutreffen. Letztere nutzten drei Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums Bretten, um zu erklären warum der Himmel blau ist. Jana Simon machte mit Zylinder, Reim und einem „Zaubertrick“ das Publikum neugierig auf die Frage „Welche Farbe hat Wasser?“ und sicherte sich im Finale den zweiten Platz. 

Maria Popal verzichtete auf Vortragsutensilien: Mit Prezi, rhetorischer Sicherheit und einem guten Teil Coolness beeindruckte sie das Publikum und erläuterte ein allgegenwärtiges Paradoxon: Warum ist Glas durchsichtig, obwohl es doch aus undurchsichtigen Stoffen hergestellt wird? Das brachte ihr nicht nur den ersten Preis der Jury ein. Maria Popal gewann auch den Preis des Publikums.

Und so waren es am Ende des Morgens ausnahmslos Mädchen und jungen Frauen, die das Finale für sich entscheiden konnten – und das Publikum mit ihrer Begeisterung für naturwissenschaftliche Themen ansteckten. Ein über manche, gar nicht so alltagsferne, Fragestellung erhelltes Publikum verließ das Kino International. Der Anfang des Jahres leider verstorbene Klaus Tschira hätte seine Freude gehabt.


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