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Werd aktiv!

03. Dezember 2015

  • Erstellt von Nicolas Wöhrl
  • 1
  • A Wissenschaftskommunikation
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Kommunikatoren bei der Arbeit: Wissenschaftskommunikation 2015

Der letzte Tag  #fwk15 stand für mich aus mehreren Gründen unter diesem Motto. Zunächst war es Zeit für mich aktiv zu werden. Die Idee für unsere Session „Der kommunizierende Wissenschaftler – das (un)bekannte Wesen“ kam von André Lampe (Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie im Forschungsverbund Berlin e. V.), der die Notwendigkeit erkannt hatte, dass Wissenschaftler enger in das #fwk integriert werden müssten. Und damit hat er meiner Meinung nach ein gutes Gespür bewiesen, wie die Diskussion um die Wissenschaftskommunikation in Zukunft weiter geführt werden sollte: Ich denke es ist für zukünftige Konferenzen sehr wichtig, die gesamte Kommunikationskette deutlich mehr einzubinden. Vom Wissenschaftler, über die Kommunikationsprofis bis hin zu unseren Zielgruppen. Es ist gut, dass zunehmend auch Wissenschaftler zu diesem Treffen kommen. Aber warum laden wir nicht auch Vertreter der Öffentlichkeit ein und fragen sie, wie sie wissenschaftliche Nachrichten konsumieren wollen? Bei welchem Format sie sich am meisten angesprochen fühlen? Kommunikation kann nur gut sein, wenn der Absender seinen Empfänger auch erreicht. Darum müssen an einer Konferenz der Wissenschaftskommunikation auch der Absender (die Wissenschaftler) und die Empfänger (die Öffentlichkeit) partizipieren.

Zumindest in unserer Session waren schon mal kommunizierende Wissenschaftler, die Interesse am Austausch mit den Kommunikationsprofis hatten. Prof. Dr. Michael Doser (AEgIS Experiment – CERN), Lydia Möcklinghoff (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig), Reinhard Remfort (Center for Nanointegration Duisburg-Essen) und ich stellten unsere unterschiedlichen Projekte der Wissenschaftskommunikation vor: Podcast, YouTube-Videos, Crowdfunding, Citizen Science, populärwissenschaftliche Bücher, Vorträge und soziale Medien (Twitter, WhatsApp und Facebook). Es wurden erfolgreiche Projekte gezeigt aber auch Ideen benannt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht nur mit Begeisterung in der Wissenschaftswelt aufgenommen wurden. Kommunikation wird in diesem Bereich häufig immer noch mit einer gewissen Skepsis wahrgenommen.

Besonders interessant wurde die anschließende Diskussion in der Session. Die Notwendigkeit, Wissenschaftskommunikation bereits früh in die akademische Ausbildung zu integrieren, wurde diskutiert und hat sich dabei als unabdingbar herausgestellt. In diesem Zusammenhang wurden auch wir gefragt, was wir denn konkret getan haben, um weitere Studenten und Wissenschaftler zur Kommunikation zu bewegen? Ein Gedanke den ich mitnehme, um vielleicht noch aktiver zu werden. Ich kommuniziere Wissenschaft, weil ich es leidenschaftlich gerne tue. Aber vielleicht kann ich mit diesem Enthusiasmus noch mehr als bisher auch als Multiplikator wirken und junge Studenten zur Kommunikation motivieren. Der kommunizierende Wissenschaftler muss ein erstrebenswertes Vorbild sein und nicht die viel zu seltene Ausnahme.

Eine weitere Frage war, was die Wissenschaftskommunikatoren tun können um noch mehr  Wissenschaftler wie uns zur Kommunikation zu motivieren? Eine ganz schwierige Frage für die es keine einfache Lösung gibt. Ich denke, ein wichtiger Faktor ist sicher der, dass kommunizierende Wissenschaftler Wertschätzung für diese Arbeit erfahren müssen. Viel zu oft wird diese nur als Bonus betrachtet, oder wie Lydia Möcklinghoff  so schön sagte: als Hobby. Wertschätzung erfährt die Wissenschaftskommunikation dadurch, dass sie als echte Aufgabe von Wissenschaftlern dargestellt wird. Nicht als Lippenbekenntnisse, wie es heute leider häufig der Fall ist, sondern als reale Zeitblöcke und Arbeitspakete in den Projektanträgen. Es ist letztlich also unabdingbar, dass Teile der von den Wissenschaftlern beantragten Projektgelder verpflichtend für die Kommunikation vorgesehen sind und im Zweifelsfall auch gestrichen werden, sollte der Bereich keine Berücksichtigung finden. Auf diese Weise könnte das Kommunizieren über Forschung unter den Wissenschaftlern endlich den Stellenwert erhalten, den es verdient und es könnte gelingen, dass man als (populärwissenschaftlich) kommunizierender Wissenschaftler nicht mehr nur von seinen Kollegen für sein Engagement in der Freizeit belächelt wird.

Es müssen sich darüber hinaus aber auch, und da spreche ich einen sehr persönlichen Bereich an, Strukturen an den Universitäten ändern. So lange wir uns leisten, dass junge motivierte Forscher – die auch ihre Begeisterung für ihre Forschung kommunizieren – in prekären Verhältnissen arbeiten und auf Kurzverträgen hin und her geschoben werden, können wir davon ausgehen, dass ihre Motivation, als Werber für die Wissenschaft zu fungieren, verloren gehen wird. Wie soll ich meine Forschung, wie soll ich meine Begeisterung für das System Wissenschaft kommunizieren, wenn ich nicht weiß, wo ich in drei Monaten arbeiten werde? Wie soll ein Wissenschaftler in solchen Verhältnissen Wertschätzung für seine geleistete Arbeit oder für die oft in der Freizeit investierte Zeit zur Wissenschaftskommunikation empfinden? Diese teils beschämenden Bedingungen führen zu einem ungeheuren Erfolgsdruck beim Erwerb von Publikationen und Drittmitteln, die keinen Platz mehr für Kreativität und spielerischen Umgang mit der eigenen Forschung erlauben. Damit stirbt aber auch die Freude an der Kommunikation von Wissenschaft in den letzten Enthusiasten.

Work in progress: Visualisierung der eigenen Forschung
Work in progress: Visualisierung der eigenen Forschung

 

Auch in der zweiten Session des Tages wurde es (inter)aktiv: „Ihre Kernbotschaft in Wort und Bild“. Mit spielerischen Mitteln wie „Stiller Post“ wurde in der von Beatrice Lugger (Nationales Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) gGmbH) moderierten Session demonstriert, wie wichtig eine treffende Botschaft ist, um verstanden zu werden und wie Emotionen aber auch graphische Elemente unterstützend genutzt werden können, damit diese Botschaft in Erinnerung bleibt. Ein interessantes Format, was sehr angenehm im Konferenzplan integriert war. Zwischen den eher klassischen Frontalunterrichts-Sessions war es sehr angenehm, selbst tätig zu werden, und etwas für seine eigene Arbeit mitnehmen zu können.

Abschließend möchte ich mich bei Wissenschaft im Dialog bedanken für die Gelegenheit an dieser Stelle als Gastblogger schreiben zu dürfen und für die finanzielle Unterstützung bei unseren Reisemitteln. Nicht zu vergessen natürlich auch ein Dank an die Leser, die sich für meinen Blick als Wissenschaftler auf das #fwk15 interessiert haben.

Wir sehen uns im nächsten Jahr in Bielefeld!


1 Kommentare

  1. Daniel Osterwalder am 07.12.2015

    Das kleine Foto unten zeigt genau den wichtigen Unterschied zwischen Illustrieren und Visualisieren. Bild finden für die Kernaussage und diese via Visualisierung transportieren und damit Wissenschaftskommunikation sichtbar machen.

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