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Am Samstag auf die Straße – und dann? Markus Weißkopf zum March for Science

21. April 2017

  • Erstellt von Markus Weißkopf
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(Foto: Markus Weißkopf/WiD)

Nein, ich möchte mich hier nicht dazu äußern, weshalb ich zum March for Science gehe. Ich gehe hin. Ich glaube, dass es wichtig ist. 

Spannend ist doch aber, was nach dem March passiert. Werden wir uns alle auf die Schultern klopfen und dann weitermachen wie bisher? Oder versuchen wir, die Dinge zu verändern, so dass wir in Zukunft nicht mehr auf die Straße gehen müssen? Ich hatte ja bereits in meinem Kommentar im Februar zur AAAS in Boston geschrieben, dass Robert S. Young in dem Punkt Recht hat, wenn er fordert, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den “normalen” Menschen ins Gespräch kommen müssen. Ins Gespräch kommen. Das bedeutet eben nicht nur senden, sondern auch empfangen, zuhören und ‘aufnahmebereit’ sein. So wie es Andreas Sentker und Manuel Hartung letzte Woche in der ZEIT gefordert haben. (Anmerkung der Redaktion: Der Artikel "Raus, raus, raus!" ist derzeit leider nur im Abonnement lesbar.) Dass dies noch gar nicht geschieht, würde ich so nicht sagen. Nicht alle Kommunikatoren und Wissenschaftler produzieren nur “Hochglanz” und wollen letztlich nur mit den Zuwendungsgebern kommunizieren, wie Jan-Martin Wiarda in seinem Blog vermutet. Aber so ganz aus der Luft gegriffen ist dieser Vorwurf auch nicht. Mich würde natürlich freuen, wenn der Begriff “Wissenschafts-PR” dabei nicht pauschal negativ belegt wäre. Nochmal: “PR” ist nicht gleich böse und “Kommunikation” ist nicht gleich gut. PR ist nicht gleich “verkaufen” und Kommunikation nicht gleich “Dialog”. Dazu gibt Mike Schäfer in seinem Artikel für www.wissenschaftskommunikation.de einen guten Überblick über die Begrifflichkeiten.

Über Institutionen hinaus kommunizieren

Aber zurück zum Thema. Dialogischer und interaktiver werden, – face to face, aber auch auf anderen Kanälen – das soll Wissenschaftskommunikation. Ja klar. Und entgegen der Vermutung der Autoren gibt es auch bereits Hochschulen und Organisationen, die Social Media “für sich entdeckt haben” und auch entsprechend einsetzen. Das ist professionelle und moderne Kommunikation und wird in vielen Kommunikationsabteilungen auch mehr und mehr zum Standard. 

Aber es geht um mehr. Was Sentker und Hartung – und auch Wiarda – meinen, ist ja, dass wir Wissenschaft an sich kommunizieren sollten. Ohne dabei zu sehr an die Institutionen dahinter zu denken. Das würde mittel- und langfristig die größten Effekte für die Wissenschaft und damit eben auch für die Institutionen bringen. Da kann ich nur zustimmen – nur so kann ein informierter Diskurs zu wichtigen Zukunftsthemen in unserer Wissenschaftsgesellschaft stattfinden. Nicht zuletzt ist die (Zu-)Stimmung in der Bevölkerung ein wichtiges Kriterium für die Entscheidungen der Politik. 

Kommunikation wertschätzen

All das ist nicht neu und zum Beispiel in den Siggener Papieren und anderswo bereits festgehalten. Dort sind unter anderem eben auch Ansätze zu finden, wie denn eine Verbesserung der Situation zu erreichen wäre. Einmal sollte die Kommunikationsabteilung kein rein ausführendes Organ sein, sondern eine strategische Abteilung mit einer entsprechenden Bedeutung und Stellung innerhalb der eigenen Institution. Ob das nun in einem Vizepräsidenten für Kommunikation endet oder auch nicht. Hauptsache ist, dass die Bedeutung und die Wertschätzung der Kommunikation steigt. Auch bei den zentrale Akteuren der Wissenschaftskommunikation: bei den Wissenschaftlern. “Die Idee der offenen Wissenschaft wird sich nur durchsetzen können, wenn sie auch für Wissenschaftler reizvoll, also mit Karriereanreizen verbunden ist” schreiben Hartung/Sentker. Das steht so ähnlich allerdings schon im PUSH-Memorandum von 1999

Übertreibungen vermeiden

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Übertreibungen und Hypes: “Um dem Staat Steuergeld für Laboratorien zu entlocken, machten Wissenschaftler große Versprechen – und mussten bald kleinlaut eingestehen, dass sie diese nicht würden halten können” heißt es weiter bei Hartung/Sentker. Dies in Zukunft einzudämmen war und ist ein wichtiges Ziel der Leitlinien für gute Wissenschafts-PR (sic!). Damit haben wir Kommunikatoren unser eigenes Regelwerk geschaffen, das uns dabei helfen soll, die Qualität unserer Arbeit zu steigern und z. B. Übertreibungen zu vermeiden. Allerdings ist auch die Durchsetzbarkeit der Leitlinien wiederum mit unserer Stellung innerhalb der Organisationen verbunden.

Um jetzt die richtigen Dinge anzustoßen, müssen wir die Sensibilisierung und Aktivierung der Wissenschaft und des Wissenschaftssystems durch den March for Science nutzen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und wir Wissenschaftskommunikatoren – als professionelle “Manager” der Kommunikation – müssen gemeinsam für eine stärkere Verankerung der Kommunikation in der Wissenschaft streiten. Nur dann können wir wichtige, strukturelle Veränderungen anstoßen. Dafür will Wissenschaft im Dialog gerne eine Plattform bieten und wir sind auch bereits in Gesprächen mit verschiedenen Partnern, um dies in den nächsten Monaten anzugehen. 

Mehr dazu in Kürze an dieser Stelle. Jetzt aber erstmal raus auf die Straße!


1 Kommentare

  1. Walter Wagner am 22.04.2017

    Für mich war es aufgrund einer Gehbehinderung ein Gewaltmarsch. Es hat sich aber gelohnt. Danke an die Veranstalter und die Teilnehmer.

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