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Analysieren, visualisieren, weiterdenken

31. Juli 2019

  • Erstellt von Yannick Brenz
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Foto: Yannick Brenz / Wissenschaft im Dialog Array

Foto: Yannick Brenz / Wissenschaft im Dialog

 

Alice Langhans über das DataCamp Wissenschaft, Technik & Öffentlichkeit

Wie sehr vertrauen die Deutschen in Wissenschaft, Forschung und Technik? Regelmäßig erfassen das WiD-Wissenschaftsbarometer und der TechnikRadar von acatech und der Körber-Stiftung die Einstellungen der Öffentlichkeit zu Wissenschaft und technischen Innovationen. In den repräsentativen Daten steckt noch viel Potential. Deshalb haben wir Nachwuchsforschende und Data Visualizers zum DataCamp eingeladen. Vom 5. Bis 7. Juli haben die Teilnehmenden sich bei dem Hackathon neue Forschungsfragen überlegt, die Daten der beiden Umfragen intensiv analysiert und kreativ weitergedacht. Wir haben mit der Teilnehmerin Alice Langhans, Doktorandin am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel, über ihre Erfahrungen beim DataCamp gesprochen.

Was hat dich dazu bewogen, am DataCamp teilzunehmen?

Ich bin aus zwei Gründen auf das DataCamp aufmerksam geworden. Zum einen arbeite ich an einem Institut, wo wir es gewohnt sind, mit relativ großen Datensätzen zu arbeiten. Auch in meiner eigenen Forschung habe ich Datensätze von 300 Lehrkräften und mehr. Nun wollte ich einen Schritt weitergehen und mit den größeren, bevölkerungsrepräsentativen Stichproben des Wissenschaftsbarometers und des TechnikRadars arbeiten. Zum anderen interessiert mich die Seite der Wissenschaftskommunikation. Ich benutze seit fast einem Jahr Instagram für die Wissenschaftskommunikation und kommuniziere, was ich im Arbeitsalltag als Promotionsstudentin mache. Da bin ich auf der Kommunikatorenseite. Beim DataCamp wollte ich die Gelegenheit nutzen zu erfahren, was auf der Empfängerseite ankommt: Wie werden Wissenschaft und Forschung wahrgenommen? Was haben die Leute für Vorstellungen? Ich fand es total spannend zu schauen, wie sich beide Seiten verbinden lassen.

Was wollten du und deine Gruppe beim DataCamp herausfinden?

Als ich die Hintergrundinformationen zum Wissenschaftsbarometer durchforstet habe, sind mir die Fragen nach dem persönlichen Bezug zur Wissenschaft aufgefallen: Arbeiten Sie in der Wissenschaft? Kennen Sie jemanden, der in der Wissenschaft arbeitet? Ich habe mir die Frage gestellt, wie sich diese Nähe zur Wissenschaft auf Parameter wie Vertrauen in Wissenschaft und Forschung auswirkt. Interessiert hat mich auch, ob Menschen mit und ohne Nähe zur Wissenschaft unterschiedliche Vorstellungen davon haben, welche Eigenschaften eine gute Wissenschaftlerin, ein guter Wissenschaftler haben sollte.

Wie lief die Zusammenarbeit im Team während des DataCamps?

Wir waren fünf Personen, was ich als sehr gute Gruppengröße empfunden habe, zumal wir aus ganz verschiedenen Bereichen kamen und uns ziemlich gut ergänzt haben. Martin Bauer, der das DataCamp wissenschaftlich geleitet hat, wollte ausgehend von einem ähnlichen Erkenntnisinteresse etwas ganz Anderes bearbeiten als ich mir das vorher gedacht hatte. Dadurch sind total interessante Diskussionen entstanden. Zum Beispiel haben wir erst einmal darüber diskutiert, was wir eigentlich mit „Nähe zur Wissenschaft“ meinen. Anfänglich hatte ich darunter ausschließlich einen persönlichen Bezug verstanden, also ob man in der Wissenschaft arbeitet oder jemanden kennt, der oder die das tut. Martin hatte darunter aber auch ein Gefühl der Zugehörigkeit verstanden, einen sense of belonging. Das kann man zum Beispiel auch generieren, indem man viele wissenschaftliche Nachrichten liest.

Welche konkreten Ergebnisse oder Erkenntnisse habt ihr gewonnen?

Zuerst haben wir festgehalten, dass direkte Berührungspunkte zur Wissenschaft und ein Zugehörigkeitsgefühl zwei unterschiedliche Aspekte von „Nähe zur Wissenschaft“ sind. Davon ausgehend haben wir analysiert, wie sich die persönlichen Bezüge zur Wissenschaft auf die Haltung gegenüber Wissenschaft und Forschenden auswirken– im Vergleich zu den anderen soziodemografischen Faktoren, wie Alter, Geschlecht und dem Bildungsabschluss des Befragten. Unsere erste Vermutung war, dass besonders ein eigenes Studium eine Rolle spielt, da man an der Universität oder der Fachhochschule mit Forschung in Berührung kommt. Unseren Analysen zufolge hatte das Studium aber keinen Einfluss auf die Haltung gegenüber der Wissenschaft. Anders war das bei einer Tätigkeit in der Wissenschaft oder einer Bekanntschaft mit Wissenschaftlern. Diese Faktoren wirkten sich auf einige andere im Wissenschaftsbarometer erhobene Aspekte aus, wie etwa den Besuch von Veranstaltungen zu Forschungsthemen oder das generelle Interesse an Wissenschaft. Besonders interessant fand ich, dass bei der Frage nach dem Vertrauen in die Wissenschaft die Nähe zur Wissenschaft keine zusätzlichen Auswirkungen hatte im Vergleich zu den restlichen soziodemografischen Faktoren.

Hättest du gerne etwas noch intensiver diskutiert?

Ich hätte gerne mehr Zeit in die Visualisierung unserer Ergebnisse gesteckt. Mit verständlichen Grafiken ist es viel leichter eine Story zu erzählen und so spannende Erkenntnisse zu kommunizieren.

Du hattest ja später – bei Twitter – noch weitere Ideen für die Visualisierung der Daten. Was war das?

Mir ist aufgefallen, dass die von uns gewählte Visualisierung zwar sinnvoll ist, eine andere Darstellungsform aber aufschlussreicher gewesen wäre. Deshalb habe ich beschlossen mich nochmal in Tableau einzuarbeiten, in das Programm, das andere Gruppen genutzt haben, um ihre Daten zu visualisieren. Die Software ist sehr verständlich, weil man mit den Grafiken einfach interagieren kann. Und das würde ich gerne auch mit unseren Ergebnissen können.

Welche Ideen nimmst du noch aus dem DataCamp mit?

Für meine Tätigkeit als Promovierende kann ich viele Überlegungen mitnehmen zum Konzept von „Einstellungen“. In meiner Promotion beschäftige ich mich mit der Überzeugung von Lehrkräften eine aktive, entdeckende Methode – das inquiry-based learning – im naturwissenschaftlichen Unterricht anzuwenden. Im DataCamp haben wir viel über Einstellungen diskutiert, ein ganz ähnliches Konzept wie das der Überzeugung. Da nehme ich inhaltliche Erkenntnisse und Denkanstöße mit. Auf der anderen Seite konnte ich aber auch neue Ideen für mein Hobby Wissenschaftskommunikation sammeln.


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