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Auf Roadshow durchs Ruhrgebiet – Eindrücke von der ersten Reise des Energiemobils

11. August 2022

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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  • A Wissenschaftskommunikation
Das Energiemobil mit Solarpanels, Stehtisch und Liegestuhl Array

An ganz verschiedenen Orten lädt das Energiemobil zur Diskussion über die Energiewende ein. Foto: Tine Jurtz

Fünf mal zwei Meter groß, schwarz mit weißen Punkten und auf dem Dach vier Solarpanels: Wer in den letzten Wochen im Ruhrgebiet oder im Bergischen Land unterwegs war, hat es vielleicht gesehen, das „Power2Change: Energiemobil“. Ein schwarzer Anhänger mit den Aufschriften „WATT VOLT IHR??“ und „ENERGIEWENDE““, gezogen von einem Elektroauto. Rund einen Monat war das Energiemobil unterwegs und hat an unterschiedlichen Stationen Halt gemacht, am Hochschul-Campus, beim Techno-Festival, am Badesee und auf dem Marktplatz. Die Mission: Reden über die Energiewende. 

Das Energiemobil ist Teil des Projektes „Wissenschaftskommunikation Energiewende“, das in der Wanderausstellung „Power2Change: Mission Energiewende“ Wege zu einem klimaneutralen Deutschland zeigen will. Die Sektoren Industrie, Wirtschaft und Verkehr stehen dabei im Fokus. Im Vorfeld der Ausstellung fährt das Energiemobil durch die Region. Es bietet Gelegenheit zum Gespräch über die Chancen und Herausforderungen der Energiewende, über besondere Aspekte in der jeweiligen Region, und es ermöglicht erste Einblicke in die Forschung.

Am Standort angekommen verwandelt sich der Anhänger: Wände werden ausgeklappt, Liegestühle und Stehtische aufgestellt und Solarpanels aufgebaut, die eine autarke Energieversorgung für die Exponate an Bord des Energiemobils ermöglichen. „Der Anhänger ist bewusst sehr offen gestaltet, damit er einladend wirkt und nicht nach einem Verkaufsstand aussieht,“ sagt Felix Dunkl, der als Projektmanager die Tour begleitet. „Wir bespielen eine Fläche von etwa sechs mal vier Metern“.

Informieren und diskutieren

Mit dabei ist eine VR-Station, die zeigt, wie eine Stadt nach einer erfolgreichen Energiewende im Jahr 2045 aussehen könnte. Ein 3D-Drucker produziert Einzelteile für ein Windrad. „Damit wollen wir mit Jugendlichen Windräder bauen“, erklärt Felix Dunkl. Etwa eineinhalb Meter hoch sollen die werden und Strom liefern, um zum Beispiel ein Handy zu laden. Die Besucher*innen können außerdem die Funktion einer Brennstoffzelle erkunden oder am Beispiel eines Modellautos beobachten, wie Wasser zu Treibstoff wird. „Wenn man das Auto mit Wasser betankt, fängt es an zu blubbern. Durch einen Elektrolysevorgang wird Wasserstoff produziert und dann fährt das Auto über den Platz“, erklärt Dunkl. Modelle der Hochschule Bochum zeigen beispielhaft Arbeiten aus dem Bereich Mobilität: Ein solarbetriebenes Rennauto des SolarCar Teams, das zur Zeit unter dem Motto „In 100 Tagen energieautark durch Europa“ auf einer 15.000 Kilometer langen Tour durch fast 30 Länder unterwegs ist, und ein Trabi, der mit Solarpanel auf dem Dach durch das Ruhrgebiet fährt.

Im Energiemobil geht es aber nicht nur darum, Informationen weiterzugeben. Genauso wichtig ist es, mit den Besucher*innen ins Gespräch zu kommen und mehr über deren Wünsche und Ansichten zu erfahren. Welche Rolle spielt die Energiewende im Alltag der Besucher*innen? Um dies herauszufinden, gibt es etwa Plakate, auf denen Besucher*innen mit Klebepunkten diese Frage beantworten können. Die Abstimmung zeigt, dass das Thema bei den Besucher*innen angekommen ist. „Fast alle kleben ihren Punkt in die Felder für eine sehr große oder eine große Rolle“, sagt Dunkl. Er beobachtet großen Gesprächsbedarf beim Thema Energiewende.

„Die Leute finden eigentlich alle, dass das ein sehr wichtiges Thema ist und haben große Lust darüber zu reden“, so Dunkl.  Während manche über politische Fragen, die Weltlage, die Gasversorgung und die steigenden Strom- und Gaspreise sprechen möchten, interessieren sich andere für fachspezifische oder ganz praktische Dinge. Viele berichteten auch über Schwierigkeiten beim Versuch, Solarzellen auf dem eigenen Dach zu integrieren, sei es beim Finden von Ansprechpartnern oder beim Erledigen der Formalitäten, so Dunkl. 

Ihre Statements zu den Fragen „Wie schaffen wir die Energiewende?“ oder „Was bedeutet die Energiewende für die Zukunft?“ konnten die Besucher*innen auf Aufklebern festhalten und sie auf den Wänden des Energiemobils anbringen. Mittendrin das Team des Energiemobils. Foto: Wissenschaftskommunikation Energiewende

An ungewöhnlichen Orten über die Energiewende diskutieren

Entscheidend für die Standortauswahl des Energiemobils war unter anderem, ob der Ort einen spezifischen Bezug zur Energiewende hat. „Der Badesee lag direkt vor einem riesigen Chemiewerk. Das Techno-Festival haben wir angefahren, weil es in einer ehemaligen Zeche war. Und in Wuppertal stehen wir, weil da verschiedene Initiativen zum Thema Klima und Energiewende zu Hause sind, aber auch, weil Wuppertal bis 2035 klimaneutral werden will,“ erklärt Projektmanager Dunkl. Dort hat das Energiemobil ganz bewusst nicht im Zentrum, sondern in einem Viertel mit hohem Migrationsanteil Halt gemacht. Auch Marktplätze, Höfe von Museen, einen Sportpark und ein Feriencamp für Kinder hat es in der Region schon angefahren, um so ganz unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.

Was die Besucher*innen über die Energiewende denken, können sie schriftlich festhalten – auf weißen Aufklebern, die sie anschließend auf die Wände des Energiemobils kleben.  „Wie schaffen wir die Energiewende?“ oder „Was bedeutet die Energiewende für die Zukunft?“ werden sie gefragt. Die Antworten fallen ganz unterschiedlich aus. „Tanzen in Energie umwandeln“, heißt es beispielsweise oder „Wir müssen alle zusammenhalten“. „Die Energiewende ist die Zukunft“ hat jemand geschrieben. Es gibt Vorschläge zu ganz alltäglichen Dingen, wie „maximal einmal am Tag das Handy laden“. Es gibt Wünsche wie „Die Industrie muss umdenken“. „Es gibt auch Leute, die sagen, wir brauchen die Atomenergie“, sagt Felix Dunkl. Und es gibt pessimistische Stimmen, die davon ausgehen, dass wir die Energiewende gar nicht schaffen.

Die erste Tour des Energiemobils ist mittlerweile beendet. Ein Teil der Wünsche und Kommentare werden in die Ausstellung am Standort Hattingen integriert. Dunkls Fazit: „Es macht sehr viel Spaß auf Tour zu sein, und es ist schön, dass wir die unterschiedlichsten Leute auf diese Weise ansprechen können.“ Für den Erfolg der Tour spricht wohl auch, dass es mittlerweile viele Anfragen für einen Besuch des Energiemobil gibt. Dunkl hofft, dass das Mobil über die geplanten Stationen hinaus noch viele weitere Orte besuchen und er mit den Menschen ins Gespräch kommen kann. Und es dann auch um die Frage geht „Watt volt ihr?“ 

Das Energiemobil geht – spätestens – ab Januar wieder auf Tour, dann in der Region Bremerhaven. Die Ausstellung Power2Change ist vom 14. August bis zum 11. Dezember 2022 in Hattingen zu sehen und zieht dann weiter ins Klimahaus Bremerhaven. Sie soll an insgesamt sieben Standorten gezeigt werden, die auf besondere Weise mit dem Thema Energie und Energiewende verbunden sind. Ausführliche Informationen gibt es auf der Website des Projektes.


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