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Community-Aktivierung durch Meme-Building: Die Fast Forward Science Meme Challenge

23. März 2022

  • Erstellt von Janne Steenbeck
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Memes sind derzeit überall im Internet zu finden und doch werden sie in der Wissenschaftskommunikation bislang kaum genutzt. Ein guter Grund, im Rahmen einer Meme-Challenge im Projekt Fast Forward Science auszuprobieren, inwiefern dieses Netzphänomen auch in Verbindung mit Wissenschaft Potential hat. 

Zunächst das Wesentliche: Ein Meme kann unterschiedliche Formen annehmen und hat kein festes visuelles Format. In der Regel handelt es sich um einen visuellen Inhalt, der Bildmaterial und Text auf humoristische Art und Weise verbindet und im Internet auf Social Media, Blogs, Foren oder über Messenger-Dienste geteilt werden kann. Dabei kann es sich um kurze Videos, Screenshots aus Filmen, Fernsehen oder Social Media oder auch selbst produziertes Bildmaterial handeln. Oft hat das Bildmaterial dabei einen (pop-)kulturellen oder politischen Ursprung, der per Text mit einer beliebigen Information in Verbindung gesetzt werden kann.

Der Begriff Meme ist dabei nicht etwa eine Neuschöpfung der Kommunikations- oder Kulturwissenschaft für eben diese Art des Contents, sondern wurde vom Evolutionsbiologen Richard Dawkins bereits 1976 geprägt. Dieser beschrieb mit einem meme in seiner Muttersprache Englisch bzw. Mem auf deutsch einen Bewusstseinsinhalt, der durch Kommunikation weitergegeben und vervielfältigt wird. Beispiele sind Ideen, Verhaltensmuster, Traditionen oder Geschichten, die bei ihrer Weitergabe Generationen überstehen und dabei stets abgewandelt werden können. Übersetzt in das heutige Zeitalter des Internets bedeutet das vor allem: Schnelllebige Inhalte, die von vielen Internetnutzer*innen aufgegriffen werden, welche sie wiederum auf unterschiedliche Situationen und Aussagen anpassen und teilen.

Das Kreieren, Konsumieren und Teilen von Memes erstreckt sich heute von Gen Z TikToks bis in die WhatsApp-Stories ihrer Großeltern und Memes erfreuen sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Es gibt ganze Websites, die nur aus Memes bestehen, und sogar Podcasts, deren einziger Inhalt es ist, Memes zu beschreiben, um das vorrangig visuelle Kommunikationsmittel auch Menschen mit Sehbehinderung zugänglich zu machen. Dass sich auch die Wissenschaftskommunikation ein so virales und niedrigschwelliges Kommunikationsmittel des Internets früher oder später aneignet, ist natürlich nur eine Frage der Zeit gewesen. Schließlich sind Memes durch ihre Kombination von prägnanten Bild- und Textelementen meist darauf ausgelegt, leicht verständlich zu sein, bringen eine bestimmte Botschaft mit wenig Sprache auf den Punkt und werden gleichzeitig von vielen als unterhaltsam empfunden.

Ein Beispiel: Ein virales Science Meme, das über Twitter Verbreitung fand, wurde von Raul Pacheco-Vega erstellt, der Professor an der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales in Mexiko ist und sich mit unterschiedlichen Formen von Forschungsmethoden auseinandersetzt.


Das Bild zeigt Popstar Lady Gaga und Schauspieler Jared Leto beim Posieren auf einer öffentlichen Veranstaltungen für ihren gemeinsamen Film “House of Gucci”. Lady Gaga trägt farblich und stilistisch extravagante Kleidung, Jared Leto einen grell-türkisen Anzug ohne Hemd und Adam Driver einen schlicht-eleganten Anzug inklusive Hemd und Krawatte. Es ist der hinzugefügte Text “Qualitative Methods, mixed methods, quantitative methods”, mit dem Pacheco-Vega dieses Bild zu einem Science Meme macht, also textliche und bildliche Informationen miteinander auf humoristische Art und Weise verknüpft, um einen Forschungsinhalt zu beschreiben: Lady Gagas extravagantes Auftreten steht für qualitative Forschungsmethoden, Adam Drivers schlichter und geradliniger Stil für quantitative Methoden und Jared Leto, zwischen den beiden stehend und im Stil zwischen dem Lady Gagas und Adam Drivers oszillierend, für Mixed-Methods.

Nicht alle Science Memes gehen so viral wie das von Pacheco-Vega. Dass sie trotzdem großes Potential für Wissenschaftskommunikation im Netz bergen, liegt in ihrer Niedrigschwelligkeit begründet: Ebenso, wie fast jede*r Memes konsumieren kann, kann sie auch fast jede*r mit sehr geringem Aufwand erstellen. Wichtig ist dabei nur die Fähigkeit, eine Aussage prägnant zu formulieren und mit einem Medium zu verbinden, das die Aussage durch die Einbettung in einen weiteren Kontext unterstreicht. Ideal also beispielsweise für alle, die nicht gerne vor der Kamera stehen oder in digitalen Talkrunden erscheinen wollen, um ihre Forschung einer breiteren digitalen Masse näher zu bringen.

Fast Forward Science versucht diesen März, Memes in Form einer Meme Challenge erstens als Mittel der Wissenschaftskommunikation hervorzuheben und zweitens mittels Meme-Building einen Austausch innerhalb der Community herzustellen. Die Aufgabe:

Ein Meme erstellen, das entweder

  • einen Beitrag der diesjährigen Wettbewerbsrunde

  • Wissenschaftskommunikation oder

  • die eigene Forschung

zum Thema hat. Wird dies mit dem Hashtag #MyFFSciMeme auf Instagram oder Twitter veröffentlicht, nimmt der*die Meme-Creator*in automatisch an einer Verlosung teil, bei der unter allen Teilnehmenden zwei Tickets für die Fast Forward Science-Preisverleihung auf dem Silbersalz Festival in Halle verlost werden.

Die Fast Forward Science-Community ist Multimedia-interessiert und im besten Falle -affin, und insofern trudelten schon bald die ersten Memes unter dem dafür vorgesehenen Hashtag ein. Während sich einige ganz allgemein mit dem Feld der Wissenschaftskommunikation auseinandersetzen, gehen andere auf die Forschung eines Fast Forward Science-Beitrags ein oder beschreiben die Tücken wissenschaftlichen Arbeitens:


Schon nach zwei Wochen, also circa der Hälfte der Laufzeit der Challenge, waren über 40 Memes eingereicht worden und auch jetzt, wo sich die Challenge dem Ende neigt, steigt die Zahl weiter - eine finale Bilanz wird also noch zu ziehen sein. 

Festzuhalten ist: Ihre Niedrigschwelligkeit sowohl beim Erstellen als auch beim Rezipieren, ihre Wandelbarkeit sowie ihre andauernde Popularität machen Memes auch für die Wissenschaftskommunikation attraktiv. Zusätzlich sorgt das Einbetten eines spezifischen  Hashtags im Zuge der Challenge für eine Verbreitung über die eigenen Follower*innengrenzen hinaus. Teilweise wurden Memes aufgegriffen und zusätzliche Inhalte hinzugefügt, sodass ein Dialog zwischen den Science-Memer*innen entstand:


Natürlich sind Memes kein Wundermittel des Internets für alle Probleme, die in der digitalen Kommunikation von Forschung gemeistert werden müssen. Denn ihre Kompaktheit macht sie flüchtiger als es beispielsweise bei partizipativeren Formaten der digitalen Wissenschaftskommunikation der Fall ist. Ein Meme zu rezipieren dauert eben nur wenige Sekunden und verlangt nicht unbedingt eine weitere Beschäftigung mit dem Thema. Und auch das größte Kommunikationstalent kann nicht in ein paar Sätzen bzw. Wörtern derart thematisch in die Tiefe gehen, wie es eine nachhaltige Kommunikation der Forschung gegebenenfalls verlangt.

Doch wissenschaftliche Komplexität zu vermitteln ist auch nicht das, was Memes als Kommunikationsmittel leisten sollen. Ist ihre Kompaktheit in gewissen Belangen der Quell ihrer Nachteile, so liegt darin eben auch ihre Stärke im Zeitalter von Social Media begründet. Das Meme als Medium ist aufgrund seiner Schnelllebigkeit und Wandelbarkeit auf das Nutzungsverhalten von Sozialen Medien angepasst, unkompliziert erstellbar und noch unkomplizierter rezipierbar. Richtig erstellt, machen Memes neugierig, offenbaren gemeinsame Interessen und weisen auf geteilte Erfahrungen hin. Und natürlich müssen sie nicht für sich alleine stehen, sondern können als Zusammenfassungen von Texten, Argumentationssträngen oder Situationen dienen und so Wissenslust auf mehr wecken.

Neugierige und Meme-Lai*innen können sich unter den Hashtags #MyFFSciMeme und #sciencememes täglich mit Memes versorgen. Wer experimentierfreudig ist, kann sich bei einem der zahlreichen kostenlosen Online-Tools zum Erstellen von Memes selbst ausprobieren. Und vielleicht finden sich ja auch in Zukunft Themenkomplexe und Projekte, bei denen Memes das ideale Medium der Wissenschaftskommunikation sind. 


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