Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Blog“ Qrss

CRISPR Was? Warum wir jetzt über Genscheren diskutieren sollten

02. März 2018

  • Erstellt von Elena Hungerland
  • 0
  • B Wissenschaft im Dialog
Array

Die Genschere CRISPR Cas revolutioniert gerade die Gentechnologie. Sie hat viele Vorzüge, aber auch ihre Schattenseiten. Foto: Arwen Cross/WiD

Schon die Begrifflichkeiten sind kompliziert: „Gene editing klingt nach Copy-Paste, schnell, sauber, simpel. Die deutsche Übersetzung Genomchirurgie dagegen hört sich nach Notfall an, da könnte es blutig werden“, sagt Arwen Cross, Projektmanagerin von Genomchirurgie im Diskurs. Immer wieder steht sie vor der Herausforderung, das Thema ihres Projektes zu erklären. Mal greift sie dann zur Bastelschere und ihrem DNA-Ohrring, mal gibt sie ein konkretes Beispiel wie Malaria.

Etwa eine halbe Million Menschen sterben laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich an Malaria. Die Krankheit wird durch Stechmücken übertragen. Mithilfe von genetischen Veränderungen durch Genomchirurgie könnten die Mücken theoretisch ausgerottet oder gegen den verantwortlichen Malaria-Parasiten resistent gemacht werden. 

Doch wer trägt Aufwand und Kosten, die durch die Bekämpfung von Malaria mithilfe von Genomchirurgie entstehen? Wäre es eine realistische Alternative zu den bisher eingesetzten Insektiziden? Welche Folgen hätte generell ein Eingriff in das Erbgut von Insekten auf unser Ökosystem? Wie soll die medizinische Forschung die Genomchirurgie nutzen? Und wie weit darf der Mensch in das Erbgut von Lebewesen eingreifen? 

Fragen wie diese will das neue Projekt „Genomchirurgie im Diskurs“ von Wissenschaft im Dialog und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren. „Wir möchten Debatten zum Thema Genomchirurgie in Gang setzen, in dem wir Chancen und Risiken von Methoden diskutieren, die bei der Bekämpfung von Malaria oder Krebs helfen sollen“, sagt Arwen Cross. Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf die ethischen Aspekte: „Auch wenn es bei unserem Thema nicht um Designerbabys geht – ethische Fragen gibt es viele, da der Einsatz dieser Methoden unser Ökosystem und damit unser Leben direkt beeinflusst.“

Die promovierte Biochemikerin Arwen Cross kommt ursprünglich aus Australien und ist seit Kindertagen an dem Thema interessiert: „Als ich in der Schule war, warteten wir gespannt auf die Sequenz des menschlichen Genoms, schon damals besuchte ich Diskussionsveranstaltungen zur Gentherapie. Jetzt organisiere ich sie selber. Inzwischen ist die Technologie sehr weit vorangekommen, doch die ethischen Fragen bleiben unverändert.“ 

Seit einigen Jahren werden verschiedene Methoden des Genom-Editings, also dem Entfernen, Einfügen und Verändern von DNA erforscht. Auf Methoden wie ZNF und TALENS, folgte dann im Jahr 2012 das Verfahren CRISPR Cas, das im Jahr 2015 von der Zeitschrift Science als „Breakthrough of the Year“ erklärt wurde.

Die Genschere CRISPR Cas

Bekannt geworden ist das Verfahren CRISPR Cas unter dem Begriff „Genschere“, da es Gensequenzen zerschneiden und  dadurch ausschalten oder durch andere ersetzen kann.  CRISPR Cas  ermöglicht die Veränderung von Genen innerhalb von Organismen und ist schneller und effizienter als konventionelle Methoden der Gentechnik.

Mit dieser Genschere ist die Genomchirurgie gezielt einsetzbar und revolutioniert die Gentechnologie. „Höchste Zeit für uns über Chancen und Risiken zu debattieren“, sagt Arwen Cross.

Wissenschaftlich fundierte Informationen als Basis

Genau an dieser Stelle setzt das Projekt an: Es vermittelt crossmediale wissenschaftlich fundierte Informationen, lässt Experten sprechen und regt kontroverse Diskussionen an.

Bürgerinnen und Bürger können sich Meinungen bilden und diese teilen. Den passenden Rahmen bieten unterschiedliche Formate wie Planspiele oder Unterhausdebatten, in die die Interessierten miteinbezogen werden. Ob Oberstufenschüler oder Berufsfachschüler aus dem Gesundheitswesen, Studierende, Wissenschafts- oder Kulturinteressierte ‒ offen sind die Veranstaltungen grundsätzlich für alle. Zusätzlich werden Seminare für Journalisten und Workshops für Stakeholder aus Politik, Wissenschaft und Medien angeboten, in denen eine noch detailliertere Auseinandersetzung inhaltlicher Art geplant ist.

Besonders gespannt ist Arwen Cross auf das erste Planspiel am 18. April in Halle (Saale), denn da sieht sie zum ersten Mal, wie das Format ankommt. Ihren DNA-Ohrring hat sie dann bestimmt im Gepäck. Und eine Bastelschere. Just in case.

Informationen zu den Veranstaltungen in Ihrer Nähe finden Sie auf: genomchirurgie.de


0 Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben