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Der Untergang der Pommes Rot-Weiß

10. November 2018

  • Erstellt von Luiza Bengtsson
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Foto: Luiza Bengtsson

Es saßen ein Wissenschaftler, ein PR-Mensch und eine Journalistin in einer Fishbowl und diskutierten, ob sie miteinander können, und wenn ja, dann unter welchen Bedingungen. Das war die letzte Session der Tagung für mich: „Wissenschaft, Kommunikation, Journalismus – Alle an einem Strang oder jeder Berufsstand für sich?“. Die Session endete mit einem, wie ich finde, bizarren Fazit: Forschende sollen kommunizieren, aber bitte nur die, die es können, und die, die es nicht können, nach Kriterien der PR-Abteilung und der Journalisten, sollten es lassen. Jaaaa…. Ich versuche immer noch einzuordnen, was genau ich da heute morgen gehört habe. Im Prinzip, glaube ich, geht es um den Untergang der Pommes Rot-Weiß.

Die drei Protagonisten in der Fishbowl, stellvertretend für den jeweiligen Berufsstand, haben ein relativ kompliziertes Verhältnis zueinander. Jede Partei im Dreieck ist abhängig von den beiden anderen, zumindest traditionell gesehen. Und jetzt stellt sich die Frage – wer führt? Sind es die PR-Leute, die entscheiden was und wie kommuniziert wird? Sind es die Journalisten? Oder die Forschenden? Machtspiele gibt es in den besten Beziehungen und am ehesten ist der andere Schuld, wenn es nicht läuft, wie es soll. In diesem Fall: Die PR-Leute fühlen sich von den Forschenden nicht ernstgenommen und von den Journalisten nicht geschätzt. Die Forschenden verstehen nicht, wozu Leute bezahlt werden um ihnen zu sagen wie kommunizieren geht, wo sie doch selbst auch darin Experten sind. Vor allem die Journalisten haben doch keinen blassen Schimmer, wie es in der Forschung läuft. Die Journalisten wiederum beklagen mangelnde Zugänglichkeit und Verständlichkeit der Forschenden, und der Kreis schließt sich. Da dieses Beziehungsdrama schon seit längerer Zeit läuft und ziemlich zermürbend für alle Beteiligten ist, gibt es jetzt Seitensprünge und Ausbruchversuche und in großem ganzen einen Demokratisierungs-Prozess. Die PR-Leute schaffen eigene Kommunikationskanäle und die Forschenden auch. Public Engagement, Wissenstransfer, YouTube, Twitter – alles „neue“ Landschaften der Wissenschaftskommunikation, die mit dem Wissenschaftsjournalismus nichts zu tun haben.

Schon schlüpft auch der Wissenschaftsjournalismus aus der Cheerleader Rolle raus und stürzt sich auf das kritische Betrachten des Wissenschaftssystems. Alles neu, Friede, Freude, Eierkuchen.

Um so erstaunlicher, dass das Fazit der Runde lautete: Kommunikationsschranken für Forschende. Es ist traurig, dass das Klischee des sozial-unbedarften Forschenden, den man von der Öffentlichkeit fernhalten soll, in dieser Diskussion lebt. Es ist ungerecht, dass die Funktion einer Kommunikationsabteilung auf die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Journalismus reduziert wird. Es ist nicht zielführend, dass die anhaltende Journalismus-Krise als Grund für schlecht recherchierte Artikel vorgeschoben wird. Diese Diskussion ist einfach nicht in der heutigen Realität verankert. Wie ein Mitdiskutant aus dem Publikum anmerkte: „Wir haben doch schon Elfenbeintürme abgerissen, warum redet ihr immer noch davon?“.

Das bringt mich zu den Pommes: Der Klassiker, Rot-Weiß, bekannt, lecker und überschaubar, ist immer schwieriger zu finden. In den Pommes-Buden findet man jetzt Gourmet-Menus, die auf den ersten Blick einschüchternd wirken. Wenn man es aber mal vorurteilsfrei probiert – mhmmm, ist das lecker! Genau das wünschte ich mir für die traditionellen Protagonisten der WissKomm-Szene: probiert mal Pommes mit Cheese-Onion Sauce statt dem Rot-Weiß hinterher zu weinen. Pommes Rot-Weiß sind noch da, aber es gibt jetzt auch soooo vieeeeel mehr...

Auf Wiedersehen beim #fwk19!


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