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Digital-Only: Wie eine virtuelle Austellungseröffnung gelingen kann

06. April 2020

  • Erstellt von Sina Metz
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Foto: René Bade

 

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie bleibt auch das STATE Studio Berlin vorerst geschlossen, öffnet aber online seine Ausstellung. Am Freitag, den 27. März 2020, nahm das Team des STATE Studios Interessierte mit auf eine virtuelle Tour durch die neue Ausstellung „Pneuma“ des italienischen Künstlers Christian Fogarolli. Die Kuratorin Giulia Busetti war per Videochat live aus Zürich zugeschaltet.

Wir haben mit Christian Fogarolli und Giulia Busetti darüber gesprochen, wie eine digitale Vernissage gelingen kann, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert waren und was sie aus dieser Erfahrung für zukünftige Ausstellungen mitnehmen.

Wie habt ihr es geschafft, eine physische Ausstellung in den virtuellen Raum zu verlegen?

Christian Fogarolli: Die Situation überraschte und überwältigte uns gleichzeitig. Ich wollte nach Berlin fahren, als plötzlich alle Grenzen geschlossen waren. Fast alle Werke waren bereits im STATE Studio eingetroffen. Das letzte, das verschickt wurde, schaffte es nicht in die Galerie, sondern wurde nach Italien zurückgeschickt.

Giulia Busetti: Als wir herausfanden, dass wir aufgrund der Covid-19-Krise die Ausstellung unmöglich vor Ort realisieren können, war uns klar, dass wir eine Alternative finden mussten. Wir hatten bereits viel Mühe in diese Ausstellung gesteckt und wollten die Arbeit der letzten Monate präsentieren. Das Team vom STATE Studio schlug vor, die gesamte Ausstellung in den virtuellen Raum zu übertragen. Ich bin sehr stolz auf den gemeinsamen Job, den wir gemacht haben. Das STATE Studio-Team war insbesondere für die technischen Aspekte, die virtuelle Eröffnung und die Website verantwortlich, während das Pneuma-Team die Inhalte der Tour und der Website kuratiert hat.

Warum habt ihr euch für Instagram Live entschieden?

GB: Wir haben Instagram Live für die Online-Eröffnung ausgewählt, da Instagram eine bekannte Plattform ist, mit der unser Publikum wahrscheinlich am besten vertraut ist. Wir wollten auch direkt mit dem Publikum interagieren können und ihnen die Möglichkeit geben, am Gespräch teilzuhaben.

Wie hat eurer Meinung nach die Interaktion mit dem Publikum funktioniert?

GB: Wir haben während der Live-Tour einige Fragen erhalten, die ich sehr geschätzt habe, weil sie der virtuellen Tour noch mehr Improvisation und Spontanität verliehen haben. Im Vergleich zu einer Offline-Eröffnung, bei der das Publikum in der Menge normalerweise höflich ein paar gut vorbereitete Reden hört, ist die Online-Eröffnung sehr demokratisch und lässt alle an der Sitzung teilnehmen, nicht nur durch Fragen, sondern auch durch Reaktionen, Emoji und Kommentare. Ich war nicht darauf vorbereitet, aber ich fand es lustig, das Gefühl zu haben, dass andere Leute tatsächlich da waren.

Wie lange hat es gedauert, die virtuelle Veranstaltung zu organisieren?

GB: Wir haben buchstäblich alles in einer Woche organisiert, was nicht einfach war. Es ist ja nicht nur einfache Übertragung der Ausstellungsinhalten von offline nach online. Wir mussten uns einige Inhalte einfallen lassen, die speziell für die Online-Version der Ausstellung erstellt wurden, weil ja die reale Erfahrung, also der Mehrwert einer Offline-Ausstellung wegfällt. Wir haben auch beschlossen, nicht alle Inhalte gleichzeitig online zu veröffentlichen, damit der Benutzer die Entwicklung einer Geschichte sehen kann. Wer die endgültige Version der Online-Ausstellung sehen möchte, muss tatsächlich bis zum Ende der Ausstellung am 3. Mai warten.

Welche Ratschläge habt ihr für andere, die eine virtuelle Veranstaltung organisieren möchten?

GB: Mein Rat ist, mehr Zeit einzuplanen, als man denkt, dass man benötigt. Genau wie bei einer Offline-Ausstellung benötigt eine Online-Ausstellung Zeit, um überprüft, korrekturgelesen und bei Bedarf angepasst zu werden.

CF: Online-Ausstellungen und Offline-Ausstellungen sind unterschiedliche Welten. Die Realität ermöglicht es, sich selbst mit den Werken auseinanderzusetzen und darin einzutauchen. Das ist intimer und individueller als die Ausstellung zu Hause in digitalen Bildern auf dem Screen zu sehen.

 

Virtuelle Ausstellungseröffnung von "Pneuma" live auf dem Instagram-Kanal des STATE Studios. Foto: STATE Studio Berin

Wie war eure Erfahrung mit der virtuellen Tour am Freitag?

GB: Am Anfang war ich ziemlich skeptisch gegenüber der Idee, ich hatte so etwas noch nie zuvor gemacht und in all den Instagram Live-Streams, die ich bisher gesehen hatte, gab es immer ein technisches Problem. Ich war froh, dass wir vor der eigentlichen virtuellen Tour einen Test gemacht haben, aber dennoch kann man nicht wirklich vorhersehen, was während des Live-Events passieren wird. Zum Beispiel waren die Lichtverhältnisse nicht optimal, die Stimmen waren ziemlich leise und die Tour folgte keinem starren Plan. Trotzdem erhielten wir gute Rückmeldungen, da die Zuschauer kein perfekt aufgenommenes Video erwarteten, sondern einen spontanen Moment des Teilens in Zeiten, in denen wir erkennen, wie hilfreich die digitalen Werkzeuge sein können.

CF: Ich habe es vorgezogen, der Live-Show zu folgen, ohne aktiv daran teilzunehmen. Ich habe immer geglaubt und ich glaube immer noch, dass die Arbeit des Künstlers darin besteht, den Werken eine Stimme zu verleihen. Ich habe es nie geliebt, meine Projekte zu präsentieren und zu beschreiben, und sie womöglich zu verdrehen oder die Betrachtenden auf einen anderen Weg zu führen, als sie oder er es sich ohne meine Erklärung vorgestellt hätte.

Denkt ihr darüber nach, in Zukunft eine weitere virtuelle Tour und Online-Ausstellung zu organisieren, auch wenn die Menschen wieder zur physischen Ausstellung kommen dürfen?

GB: Ich glaube, dass nichts eine Ausstellungseröffnung ersetzen kann, die mit den tatsächlichen Kunstwerken stattfindet, aber ich werde in Zukunft definitiv mehr berücksichtigen, wie wichtig es ist, mit Online-Inhalten präsent zu sein.

CF: Wir sollten wir uns an eine starke Zunahme virtueller Präsentationen von Ausstellungen, Projekten oder ähnlichen Veranstalten gewöhnen. Ich betrachte mich als Liebhaber von Materie und persönlichen Erfahrungen, und für den Moment wird das so bleiben. Aber sehr oft zwingt uns der Kontext, in dem wir leben, zu einer notwendigen Veränderung.

 

Die Kunstwerke der „Pneuma“-Ausstellung kann man auf der Website des STATE Studios ansehen. Bis zum Ende der Ausstellung am 3. Mai werden immer mehr Inhalte, Hintergrundinformationen, Interviews und Schnappschüsse von behind-the-scences-Momenten auf der Website und den Social-Media-Kanälen des STATE Studio veröffentlicht.


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