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Drei Tage Debate Science! in Toulouse

26. Juli 2018

  • Erstellt von Hannah Ziegler
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Als jüngster Flash-Talk-Speaker der ESOF stellt Jan vor hunderten von Teilnehmenden das Europäische Schülerparlament vor. Foto: Lena Herzog/WiD Array

Als jüngster Flash-Talk-Speaker der ESOF stellt Jan vor hunderten von Teilnehmenden das Europäische Schülerparlament vor. Foto: Lena Herzog/WiD

Es ist besonders heiß an diesem Dienstag in Toulouse und der letzte Tag der Europäischen Schülerparlamente zur Zukunft der Mobilität in Europa. Ein paar unserer jugendlichen Delegierten laufen gerade in Richtung Halle 5 zur nächsten Venue des EuroScience Open Forums (ESOF), der größten interdisziplinären Wissenschaftskonferenz Europas. Als einer von vier Speakern darf dort der 18-jährige Jan Spanhofer aus Herford einen Flash Talk über ein EU-gefördertes Projekt geben. Drei Minuten lang wird er vor hunderten von Teilnehmenden darüber sprechen, was er vom Europäischen Schülerparlament mitgenommen hat. Auf Englisch, versteht sich. Ich bin übrigens Hannah und habe das Europäische Schülerparlament mitorganisiert.

Mein Blick wandert kurz über die umliegenden Gesichter, in denen sich eine Mischung aus Aufregung und Anspannung erkennen lässt. Es sind die letzten Minuten bis zu Jans Auftritt.

Jan Spanhofer während der finalen Debatte in Toulouse zur Zukunft der Mobilität in Europa. Foto: Marie von Essen/WiD
Jan Spanhofer während der finalen Debatte in Toulouse zur Zukunft der Mobilität in Europa. Foto: Marie von Essen/WiD

Endlich werden die Türen zu der großen Halle geöffnet. Jetzt geht alles ganz schnell: Kaum sitzen wir, steht Jan auch schon vor uns auf der Bühne. Er gehört zu den sechs Jugendlichen, die aus Herford angereist sind. Die Aufregung in seinem Gesicht ist beinahe nicht zu erkennen, während er von den Ideen und Diskussionen der letzten Tage spricht, über Fragen zu Treibhausgasemissionen, neuen digitalen Technologien und urbanen Veränderungen.

Stoff für einen guten Sci-Fi Roman

Es ist schon was Besonderes, wenn 70 Jugendliche von überall aus Europa für drei Tage lang zusammenkommen und sich mit internationalen Forscherinnen und Forschern über ein ganz bestimmtes Thema austauschen und darüber, was es für unsere Zukunft bedeutet, berichtet Jan. Während er das Publikum mit lebhafter Gestik zurück in die Zeit der letzten drei Tage versetzt, läuft es mir kalt den Rücken runter. Es kommt so vieles zusammen: Wehmut und Erschöpfung der vergangenen Tage mischen sich mit dem stolzen Gefühl gegenüber all den jungen Menschen vor mir, deren Blicke jetzt an Jan heften. Innerhalb von nur drei Tagen haben sie es geschafft, sich von ihren nationalen Sprach-Grenzen zu lösen, um gemeinsam Resolutionen zu wissenschaftlichen Themen des heutigen und morgigen Europas zu verfassen.

Sprachhürden sind kein Problem. Die Jugendlichen finden schnell Wege, um untereinander ins Gespräch zu kommen. Foto: Marie von Essen/WiD
Sprachhürden sind kein Problem. Die Jugendlichen finden schnell Wege, um untereinander ins Gespräch zu kommen. Foto: Marie von Essen/WiD

Fünf Themenfelder rund um die Zukunft der Mobilität haben die Jugendlichen debattiert. Schon erstaunlich, dass selbstfahrende Autos, die noch vor zehn Jahren als Stoff für einen guten Sci-Fi Roman hätten gelten können, heute bereits Realität geworden sind.

Die für Jan interessantesten Fragen: Wie sieht emissionsfreies Fahren eigentlich aus und wie können wir Transport für die Zukunft effizienter gestalten? Hebt sich das Problem mit dem Transport auf, wenn wir zukünftig vieles nur noch digital von zuhause aus erledigen?

Was Demokratie tatsächlich bedeutet

Während der letzten Tage ist vielen von uns erst so richtig bewusst geworden, was Demokratie tatsächlich bedeutet, fährt Jan in seiner Rede fort. Überrascht sei er gewesen, wie selten er mit seinen konkreten Ansichten durchgekommen ist: Am Ende stand immer ein Kompromiss und da steckt viel Arbeit drin. Drei Tage lang haben die Jugendlichen von morgens bis abends über wissenschaftliche Themen debattiert, diskutiert, Kompromisse ausgehandelt, in den einzelnen Komitees Resolutionen erarbeitet und schlussendlich über sie abgestimmt.

Aber Wissenschaft ist nicht nur ernst, sondern kann auch lustig sein, deutet Jan mit einem Blick auf den Science Slam, den alle Teilnehmenden am ersten Abend der Europäischen Schülerparlamente besuchten. Dort hat er gelernt, wie Kartoffel- und Magnetfelder zusammenhängen und dass Astrophysik immer noch am besten mit Hilfe eines Wäscheständers erklärt werden kann.

Im Publikum sitzt EU-Kommissar Carlos Moedas

Die letzte Minute von Jans Flash Talk ist angebrochen und mit ihr Jans Resumee des finalen Highlights des Schülerparlamentes, die parlamentarische Abschlussdebatte im Conseil Départemental de la Haute-Garonne. Jans Blick wandert dabei über das ESOF-Publikum und bleibt bei Carlos Moedas hängen, dem Kommissar für Forschung, Innovation und Wissenschaft der Europäischen Kommission.

Höhepunkt des Europäischen Schülerparlaments: Kristabel Konta und Alex Sheehan dürfen dem Kommissar Carlos Moedas die Resolutionen persönlich überreichen. Foto: Marie von Essen/WiD
Höhepunkt des Europäischen Schülerparlaments: Kristabel Konta und Alex Sheehan dürfen dem Kommissar Carlos Moedas die Resolutionen persönlich überreichen. Foto: Marie von Essen/WiD

Es ist erst 24 Stunden her, dass ihm die Jugendlichen in dem großen Plenarsaal des Conseils dem Kommissar persönlich ihre Resolutionen überreichen durften, die neben Lösungsvorschlägen auch innovative Ideen zu der Zukunft der Mobilität in Europa beinhaltet.

Mit dem Applaus der Zuschauer tritt Jan von der Bühne und schließt damit das finale Kapitel des diesjährigen Europäischen Schülerparlaments. Noch auf dem Rückflug nach Berlin und dem Blick auf die Zeitung hallt Jans letzter Satz des Flash Talks in meinen Gedanken nach: Für Europa und für seine Demokratie ist es wichtig, dass sich noch viel mehr junge Menschen auf internationaler Ebene über wissenschaftliche und gesellschaftliche Themen austauschen können und das erleben, was wir gerade erlebt haben.


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