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Drohnen: Zwischen Faszination und Skepsis

12. Juni 2020

  • Erstellt von Yannick Brenz
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  • B Wissenschaft im Dialog
Eine Drohne mit vier Rotoren fliegt, beladen mit einem weißen Paket , über einer Stadt. Array

Bald könnten Liefer- und Passagierdrohnen keine Science Fiction mehr sein. Doch was halten die Bürger*innen in Deutschland davon? Foto: Phonlamai Photo/iStock

Lieferdrohnen sollen binnen drei Jahren Pakete ausliefern. Das strebt zumindest Verkehrsminister Andreas Scheuer mit seinem neuen Aktionsplan an. Doch wie überzeugt sind die Menschen in Deutschland von der neuen Technologie? Teilen sie die Begeisterung der Bundesregierung? Oder sind Drohnen und Flugtaxis nur ein Technikhype? Unser Projekt The Sky is the Limit – ein Gemeinschaftsprojekt mit der TU Berlin – hat mit einer repräsentativen Umfrage untersucht, wie die Bevölkerung zu der neuen Mobilitätsform steht. Hier präsentieren wir eine Auswahl der Ergebnisse und zeigen, welche Aufgaben sich daraus für die Wissenschaftskommunikation ergeben.

Unser Projekt hat die Einstellung der Bevölkerung gegenüber Lieferdrohnen und Flugtaxis in zwei Stufen erhoben: Einerseits wurden Fokusgruppen interviewt, andererseits 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage befragt. Die erhobenen Daten stellen bis dato die umfangreichste Studie zur Akzeptanz von Drohnen in Deutschland dar. Damit steckt in dem Projekt – für Wissenschaft im Dialog – ungewöhnlich viel eigene Wissenschaft.

Mehrheit lehnt Drohnen ab

Die Umfrage zeigt, dass nur 25 Prozent der Befragten generell dafür sind, Lieferdrohnen für den Warentransport zu nutzen. Noch weniger (21 Prozent) sind von Flugtaxis überzeugt. Die Ausnahme: Wenn es um medizinische Notfälle geht – Medikamentenlieferung und Krankentransport – stimmt ein Großteil der Befragten für die Nutzung von Liefer- und Passagierdrohnen. Diese Grundeinstellung war auch in den Fokusgruppen zu sehen: „Wenn es um lebensnotwendige Dinge geht. Nicht für den Allgemeingebrauch.“

Die negative Grundeinstellung schlug sich in einer geringen Bereitschaft nieder, Drohnen selber zu benutzen. Nur etwa jeder Fünfte würde Lieferdrohnen oder Flugtaxis für die eigene Mobilität gebrauchen. Besonders bei Flugtaxis fiel auf, dass sich Teilnehmende der Fokusgruppen entweder sehr begeistert - „Ich würde es auch praktisch und innovativ finden, mir juckt das in den Fingerspitzen, ich würde es gerne ausprobieren” – oder sehr ablehnend äußerten - „Diese fliegenden Seifenkisten, die ich da gesehen hab, da würde mich kein Mensch reinbringen”. Vor allem Befragte zwischen 30-39 Jahren stehen der Nutzung offener gegenüber (29 Prozent) als die über 60-Jährigen (9 Prozent).

Viele Nachteile befürchtet

Doch woher kommt diese Abneigung gegen den Drohnenverkehr? Zwei Drittel der Befragten erkennen für sich keinen persönlichen Mehrwert, weder durch Liefer- noch durch Passagierdrohnen. Etwa 40 Prozent befürchten, dass Drohnen das Leben in der Stadt weniger lebenswert machen würden. „Nicht nur, dass die Städte alle zugemüllt sind, sondern dass oben auch noch alles zugemüllt ist und wir leben dann auf so einem Müllplaneten”, lautete dazu etwa eine Antwort. Die Befragten sorgen sich um Lärmbelästigung, erhöhte Stresslevel „wenn diese Dinger die ganze Zeit rumschwirren“ und den drohenden Jobverlust für Paketzusteller und Taxifahrer.

  • Die Mehrheit der Deutschen lehnt Lieferdrohnen und Flugtaxis generell und für den eigenen Gebrauch ab - außer für medizinische Notfälle. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

  • Die Mehrheit der Deutschen lehnt Lieferdrohnen und Flugtaxis generell und für den eigenen Gebrauch ab - außer für medizinische Notfälle. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

  • Für die meisten Befragten haben Drohnen keinen persönlichen Mehrwert, viele befürchten Unfälle mit Verletzten. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

  • Für die meisten Befragten haben Drohnen keinen persönlichen Mehrwert, viele befürchten Unfälle mit Verletzten. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

  • Die Drohnen sollen vor allem umweltfreundlich sein und den Befragten zeitliche Vorteile verschaffen. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

  • Die Drohnen sollen vor allem umweltfreundlich sein und den Befragten zeitliche Vorteile verschaffen. Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa.

 

Eine große Mehrheit der Befragten befürchtet zudem, dass Drohnen nicht sicher seien. So rechnen 75 Prozent damit, dass Menschen bei Unfällen mit Lieferdrohnen verletzt würden, noch mehr - 81 Prozent - fürchten unsichere Flugtaxis. Ein Teilnehmer fasst seine Bedenken so zusammen: „Drohne gegen Drohne. Drohne lässt was fallen. Drohne gegen Vogel. Drohne gegen Haus.”

Was braucht es?

Welche Vorteile müssen Drohnen bieten, damit die Menschen sie guten Gewissens nutzen wollen? Danach gefragt, stand für die Mehrheit der Befragten vor allem Umweltfreundlichkeit (79 Prozent) im Vordergrund. Es fiel jedoch auf, dass die Teilnehmenden sich unsicher waren, ob Drohnen wirklich ökologisch sinnvoll sind. „Bis zu einer gewissen Größe ist der ökologische Fußabdruck wahrscheinlich vorteilhafter, als beim klassischen LKW-Paketzulieferer” sagte ein Teilnehmer. Ein Anderer sagte zum gleichen Punkt: „Ich denke die Drohne wird erstmal schlechter abschneiden, wie das DHL Fahrzeug, weil ja jedes Paket einzeln geliefert werden muss, während in den Fahrzeugen etliche Pakete drin sind”.

Vielen der Befragten ist sehr wichtig, dass Drohnen zuverlässig liefern (73 Prozent).  Knapp die Hälfte (46 Prozent), legt Wert darauf, dass ein Paket pünktlich zum selbst gewählten Termin ankommt. Mit dem Flugtaxi genau zum Ort der Wahl zu gelangen, ist 61 Prozent, damit Zeit zu sparen 54 Prozent wichtig. Dies spielt besonders in vollen Städten eine Rolle: „…gerade zu Stoßzeiten oder Hauptverkehrszeiten hier durch die Innenstadt oder sowas, braucht man von dem einen zum anderen Eck locker eine halbe bis dreiviertel Stunde und damit wäre das in fünf Minuten erledigt.”

Aufgaben für die Wissenschaftskommunikation

Die Umfrage macht deutlich, dass heute Drohnen als neue Mobilitätstechnologie weitestgehend nicht akzeptiert werden. Die Fokusgruppen haben gezeigt, dass viele mit den möglichen Einsatzbereichen nicht vertraut waren und so nicht einschätzen können, welche Auswirkungen der Einsatz von Lieferdrohnen und Flugtaxis in Städten hat – eine mögliche Erklärung für die Ablehnung. Hier ist es Aufgabe der Wissenschaftskommunikation über Entwicklungen, Anwendungsszenarien und Chancen und Risiken zu informieren. Gemeinsam mit den Bürger*innen sollte sie nach möglichen Lösungen suchen, wie diese sich in die Planung und Gestaltung stärker einbringen können.

Genau diesen Schritt will The Sky is the Limit als nächstes gehen. Expert*innen und Bürger*innen sollen zu einem Co-Creation-Workshop eingeladen werden und gemeinsam nach Lösungen für die zentralen Herausforderungen beim Einsatz von Liefer- und Paketdrohnen innerhalb der Städte suchen. Zudem plant das Projekt einen Science Fiction Comic-Workshop speziell für Jugendliche, um mögliche Zukunftsszenarien zu erkunden. Zwar steckt ungewöhnlich viel Wissenschaft in dem Projekt, es lebt jedoch – so wie unsere anderen Formate – vom Dialog. 

Die umfassende Vorstellung der Umfrage findet sich auf der Website des Projektes Sky Limits 

Quelle: Umfrage Sky Limits - Wissenschaft im Dialog/TU Berlin/forsa. Erhebungszeitraum: 20.-29. Januar 2020 | Basis 1.000 Befragte | Angaben in Prozent, Rundungsdifferenzen möglich


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