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Ein Flashmob für die Forschung

06. Februar 2015

  • Erstellt von Lena Zimmermann
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© European Space Agency (ESA/Hubble) Array

© European Space Agency (ESA/Hubble)

Wer am 14. März 2015 auf Menschenscharen stößt, die ihre Smartphones dem sternklaren Nachthimmel entgegenstrecken, der ist mittendrin im Flashmob für die Wissenschaft. Ein Flashmob – so sagt Wikipedia – ist ein scheinbar spontaner Menschenauflauf an einem öffentlichen Platz, bei dem sich die Teilnehmer nicht kennen und gemeinsam ungewöhnliche Dinge tun. Bei dieser Aktion wird es nicht nur ungewöhnlich, sondern auch nützlich: In der „International Night of Skyglow Observation“ ermitteln die Teilnehmer die nächtliche Himmelshelligkeit. Wir haben mit dem Wissenschaftler und Organisator Dr. Christopher Kyba gesprochen. Er forscht zum Thema Lichtverschmutzung und engagiert sich für mehr Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft.

WiD: Was hat es mit der „International Night of Skyglow Observation“ auf sich?
Christopher Kyba: Es gibt weltweit Forscher, die wie ich die Veränderung der Himmelshelligkeit im Laufe der Zeit untersuchen. Wenn wir uns für den Himmel interessieren, dann müssen wir auch in den Himmel schauen. In dieser Nacht rufen wir die Menschen überall dazu auf, genau das zu tun. Sie können aus drei Apps (für Android oder iOS) wählen, mit denen sie ihre Beobachtungen dokumentieren. Wenn wir dieses Experiment über mehrere Jahre hinweg durchführen, helfen uns die Aufzeichnungen der Menschen zu erkennen, wie sich die Himmelshelligkeit global verändert.

WiD: Warum ausgerechnet der 14. März?
Christopher Kyba: Das hat mehrere Gründe: Mitte März sind die Tage auf der ganzen Welt etwa gleich lang. Man kann das Sternbild Orion oft klar sehen, was ein guter Anhaltspunkt für die Aufzeichnungen ist. Und nicht zuletzt ist man am 14. März 2015 Teil des „Super-π-Days“ (Anm.: 3/14/15 9:26pm entsprechend der Zahl Pi: 3,1415926). Natürlich freuen wir uns über jede Aufzeichnung in jeder Nacht und an jedem Ort. In der Nacht vom 14. März hoffen wir aber auf besonders viele Beobachter – in den deutschen Städten und auf der ganzen Welt.

WiD: Deswegen die Flashmob-Aktion?
Christopher Kyba: Genau. Wir laden die Leute dazu ein, an diesem Abend in ihrer Stadt an einen bestimmten Ort zu kommen, um dort gemeinsam Aufnahmen vom Himmel zu machen. Jeder kann mitmachen. Alles, was man braucht, ist ein Smartphone und eine der kostenlosen Apps. Die App leitet dann zu bestimmten Sternen und fragt, ob sie sichtbar sind. Mit den Messungen erfahren wir, welche Sterne der lichtschwach sind und wie hell der Himmel ist. Und die Bürger tragen in Echtzeit zu einer Karte der globalen Lichtverschmutzung bei. Den Flashmob in Berlin haben wir gemeinsam mit Stefan Gotthold vom Clear Sky-Blog organisiert. Mehr Infos dazu gibt es in unserem Facebook-Event - übrigens auch zu den anderen Flashmobs in Deutschland, wie dem in der Rhein-Neckar Region.

WiD: Machen dann nicht alle dieselben Aufzeichnungen?
Christopher Kyba: Je nachdem, welche Augen, welche App und welches Smartphone verwendet werden, können die Daten unterschiedlich sein. Die Erkenntnisse, die wir über die Unterschiede feststellen, sind extrem wertvoll für uns. Wir können darüber unsere Messinstrumente verbessern und die Genauigkeit unserer Ergebnisse prüfen, was in der Forschung ja mit das Wichtigste ist. Aber auch darüber hinaus: Ohne die Hilfe der freiwilligen Beobachter könnten wir niemals eine solche Datenbank aufbauen wie wir es gerade tun.

WiD: Sie scheinen ein großer Fan der Bürgerwissenschaften zu sein.
Christopher Kyba: Absolut! Ich finde, dass die gemeinsame Forschung mit den Bürgern als festes „Instrument“ in unseren Werkzeugkasten der Wissenschaftler aufgenommen werden sollte. Unser Citizen Science Projekt „Verlust der Nacht“ hätte niemals ohne die Messungen der Bürger funktioniert. Das Ganze baut auf das Projekt „GLOBE at Night“ auf, in dem Menschen auf der ganzen Welt die Himmelshelligkeit bestimmen und als Kriterium dafür die Sichtbarkeit der Sterne heranziehen. Wir Wissenschaftler können mit der Unterstützung der Bürger unabhängiger unsere Modelle testen und mit einer guten Datenbasis genauere Ergebnisse erzielen. 


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