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Es darf ein bisschen mehr sein!

29. Mai 2015

  • Erstellt von Lena Zimmermann
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Gelebte Bürgerbeteiligung in der Großstadt: Hack your City in Berlin (Foto: Wissenschaft im Dialog)

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat gefragt und rund 1000 Leute haben geantwortet: Ja zu mehr Bürgerbeteiligung in Gemeinden und Städten – und ja zu mehr Austausch zwischen Wissenschaft und Politik. Wir haben einen Blick in die Ergebnisse der Studie geworfen.

Die aktuelle Umfrage zum Thema Bürgerbeteiligung im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt ergab, dass  mehr als die Hälfte der Bundesbürger (58 Prozent) gern größeren Einfluss darauf hätten, was in ihrer Stadt passiert.

Klein- und Großstädter nehmen ihre Möglichkeiten zur Einflussnahme unterschiedlich wahr: In Gemeinden haben etwa 30 Prozent der Befragten das Gefühl, genügend in Entscheidungsprozesse eingebunden zu sein – in Städten sind es lediglich 19 Prozent. Wer sich bereits einmischt, das heißt, wer zu Gemeindevorstehern geht, wer Leserbriefe schreibt, wer an Demonstrationen teilnimmt, der hat laut Umfrage einen formal höheren Bildungsgrad. Zur möglichen Ursache der geringeren Beteiligung bestimmter Bildungsschichten gibt die Umfrage keinen Aufschluss. Sie regt allerdings dazu an, über neue Formate nachzudenken, die für Menschen jedes Bildungsgrades frei zugänglich sind.

71 Prozent der Befragten halten es für nötig, dass sich Politiker verstärkt von Experten aus Wissenschaft und Forschung beraten lassen, wenn es um Stadtentwicklung geht. Auf die Frage nach Bereichen, in denen besonders großer Beratungsbedarf aus der Wissenschaft besteht, priorisierten die Befragten die (vorgegebenen) Antwortmöglichkeiten wie folgt: eine stärkere Nachbarschaftshilfe, die den Wegfall der klassischen Familie ausgleicht, Energiefragen in Privathaushalten, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und ein verbessertes, multikulturelles Zusammenleben. Bei der Planung der Dialogreihe Wissenschaft kontrovers haben wir ähnliche Tendenzen festgestellt: Die lokalen Partner in den Städten wählen für die Diskussionsveranstaltungen immer wieder Themen wie die Stärkung der Stadtgemeinschaft oder die Vermeidung von Ausgrenzung. 

Der Wunsch nach mehr Bürgerbeteiligung ist nicht überraschend: Auch das Wissenschaftsbarometer hat im letzten Jahr gezeigt, dass Bürgerinnen und Bürger in Wissenschaft und Forschung stärker eingebunden werden wollen. Und auch die wachsende Zahl an Citizen Science-Projekten deutet auf zunehmendes Interesse an der Wissenschaft hin. Die Forsa-Umfrage hat einmal mehr das Ziel deutlich gemacht. Welcher Weg dorthin führt, ist noch nicht ganz so eindeutig.

Die vollständige Studie kann auf der Website des BMBF heruntergeladen werden. Zum Download


1 Kommentare

  1. Dr. Helmut Schmidt am 15.06.2015

    Mehr Bürgerbeteiligung und ein aktuelleres Allgemeinwissen zu Erkenntnissen der Wissenschaft, darum müssen wir uns alle bemühen angesichts der Ignoranz und Interessengebundenheit von vielen, vielen Politikern, die eher als Lobbyisten agieren als zum Allgemeinwohl beizutragen.

    Selbst dort, wo in der Koalitionsvereinbarung klar eine Stärkung der Bürgerbeteiligung vereinbart ist, wird von ganz oben gegen Bürgerwillen als "Nachbarschaftsmeinung" agitiert und Bürgerinitiativen mit Argumenten diskreditiert, die viel mehr auf einflussreiche Politiker zutreffen: Zugang zu Geld und Medien zu haben - so der Regierende Bürgermeister von Berlin vor Industrievertretern - siehe Berliner Zeitung vom 13.5.2015 "Michael Müller warnt das Volk". Ob da wissenschaftliche Erkenntnisse helfen?

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