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Freitags nach Eins ...

24. Februar 2017

  • Erstellt von Arwen Cross
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Foto: Pixabay, CC0 Array

Foto: Pixabay, CC0

Aktuelle Beiträge, spannende Fundstücke aus der digitalen Welt, ein Blick in die internationale Wissenschaftskommunikation und eine kleine Frage zum (Nach-)Denken – jetzt im Blog. Freitags nach Eins macht jeder …Wissenschaftskommunikation.

Elsevier lässt sich in die Zeitschriften gucken

Hunderte Elsevier Fachzeitschriften sind für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 60 deutschen Wissenschaftseinrichtungen wieder zugänglich.  Die betroffenen Einrichtungen ließen Ende 2016 in Erwartung eines einheitlichen Vertrags ihre Abonnements auslaufen. Daraufhin sperrte der Verlag die Zugänge. Die Schranken sind zwar wieder auf, jedoch bleibt es spannend, denn eine Einigung zwischen dem Verlag und der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen gibt es immer noch nicht. 

Die Wissenschaftsorganisation zielen mit dem Projekt DEAL seit letztem Jahr auf bundesweite Lizenzverträge mit Wissenschaftsverlagen ab. Bisher sind die Verhandlungen mit Elsevier nicht erfolgreich. Die Organisationen fordern den Verlag auf, ein faires Angebot zu machen, denn sie kritisieren die hohen Renditen des Verlages, die auf der unbezahlten Arbeit von wissenschaftlichen Gutachtern basiert. Die Prinzipien von Open Access seien unberücksichtigt. Im Deutschlandfunk berichtete ein Vertreter des Verlags, dass Open Access auch ein Geschäftsmodell sei – der Verlag sei offen dafür. Institutionelle Verträge mit einem deutschlandweiten Vertrag zu ersetzen bräuchte aber Zeit. 

Auch wenn Elsevier nun Zugang zu seinen Werken gewährt, ist eine dauerhafte Lösung noch nicht in Sicht. Die Verhandlungen sollen Ende März wieder anfangen. 

Netzfang

Die ESA bietet seit kurzem ihre Bilder unter Creative-Commons-Lizenz an. Damit zählt auch die ESA zu den Raumfahrtorganisationen, die ihre Medien „Open Access“ gemacht haben. Das DLR stellte seine Medien schon längst unter CC-Lizenz und die NASA-Bilder sind gemeinfrei. Hinter schönen farbigen Galaxie-Fotos steckt aber oft ein Trick – die Bilder werden häufig nachträglich gefärbt und sehen daher so spektakulär aus. Bilder zu färben hilft uns auch dabei, Strahlung zu sehen, die außerhalb des sichtbaren Bereichs ist – wie Infrarot- oder Radiowellen. Außerdem ist es wichtig, wenn wir Geschichten erzählen, so Kate Patterson. Sie wendet Farbe zur Erklärung in ihren Wissenschaftsvideos an, in denen es um die molekularen Ursachen der Krebserkrankung geht. Die Moleküle jedoch können keine Farbe haben, weil sie winzig klein sind  – im Ångströmbereich – also kleiner als die Wellenlänge von sichtbarem Licht.  Doch Farbe hilft beim Verstehen. Es gibt allerdings auch andere künstlerische Ansätze um Wissenschaft zu erklären. Wer dazu gute Ideen hat, kann seine Arbeit bei den Wettbewerben STARTS und COLLIDE einreichen. 

#scicomm

Auf der US-Wissenschaftskonferenz AAAS sorgten sich Wissenschaftler und Kommunikatoren um die Politik. Wie sehr wird die Forschungsfinanzierung unter der neuen US-Administration leiden? Wie soll der wissenschaftliche Austausch bei einem Einreiseverbot funktionieren? Und finden Fakten überhaupt noch Gehör? Der Science March will diese Probleme in die Öffentlichkeit tragen. Wird die Wissenschaft durch die Demo politisiert? Nein, es ist richtig für Fakten auf die Straße zu gehen, meint Beatrice Lugger. Sogar der DFG-Präsident Peter Strohschneider kann sich vorstellen, auf die Demo zu gehen. 

Nachdem das #aaasmtg in Boston Anfang der Woche endete, ging es bei den australischen Wissenschaftskommunikatoren Ende der Woche weiter beim #asc2017.  Bei einer Debatte entschieden die Australier, dass Promis die Wissenschaft unterstützen sollen. Aber wie könnte das aussehen? 

Kopf an

Brauchen wir eine neue Definition der Gentechnik? Die Frage haben Expertinnen und Experten bei einer Veranstaltung der Leopoldina, der DFG und des deutschen Ethikrats kontrovers diskutiert.  Die Genomchirurgie bietet neue Möglichkeiten in der Pflanzensucht. Unklar ist, ob alle genomchirurgischen Eingriffe als Gentechnik zu sehen sind. Gerade bei Punktmutationen – wo nur ein Buchstabe der DNA ausgewechselt wird – kann man am Endprodukt gar nicht erkennen, wie die Mutation zu Stande gekommen ist. Pflanzenzüchter könnten dieselbe Pflanze durch CRISPR-cas9, Bestrahlung oder chemische Prozesse gezüchtet haben. Und Mutagenese – durch Strahlung und Chemie – fällt nicht unter das Gentechnikgesetz. Sollen Punktmutationen durch CRISPR-cas9 auch eine Ausnahme bilden? Wollen wir also das Produkt oder den Prozess regulieren? Der europäische Gerichtshof trifft 2018 eine Entscheidung.

Der Streit um die grüne Gentechnik hat viel mit Risikoeinschätzung zu tun. Eine neue Studie stellt fest, dass Meinungen nicht nur von naturwissenschaftlichen Kenntnissen abhängig sind. Bei einer Befragung zu ihrem Konsumverhalten, schätzten Forscherinnen die Risiken von genetisch veränderten Organismen unterschiedlich ein – abhängig von ihrem Fach. Wer selber GVOs züchtet, würde sie auch essen; Gesundheitsforscherinnen sehen dagegen Risiken. 

Fragen zur Genomchirurgie haben die wissenschaftlichen Akademien in den USA auch diskutiert, und diese Woche einen Bericht dazu veröffentlicht. Dabei geht es sowohl um die Anwendung in der Pflanzenzucht als auch in der Biomedizin oder in der Umwelt durch den sogenannten „Gene-Drive“. Im Gegensatz zu Stimmen aus der deutschen Wissenschaft, sprechen sich die Amerikaner nicht für einen gesetzlichen Aufschub der Keimbahntherapien aus. 

Nicht nur über die Regulierung der Genomchirurgie wird gestritten. Ihr Hauptwerkzeug CRISPR-cas9 war vor dem Patentgericht in den USA.  Diese Woche gewann das Broad Institute gegen UC Berkeley den Patentstreit, doch an Lizenzen der Methode in verschiedenen Bereichen sind beide Einrichtungen noch beteiligt. 

Hochschulen in den USA streiten sich um Patente und die deutschen Hochschulen streiten sich mit Verlagen – wer macht eigentlich noch Forschung?


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