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„Ich glaube, die Verflechtungen und Verwebungen sind doch größer, als man denkt.“

09. April 2019

  • Erstellt von Thuy Anh Nguyen
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  • B Wissenschaft im Dialog
  • A Wissenschaftskommunikation
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Foto: David Ausserhofer

„Wissenschaft trifft Kunst“ lautet der thematische Schwerpunkt des 12. Forum Wissenschaftskommunikation in Essen. Festgelegt hat ihn der Programmbeirat. Was steckt dahinter und welche Erwartungen haben die Mitglieder an das Forum? Wir haben bei Nadine Bühring, Referentin für Kommunikation beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, nachgefragt. Ein Gespräch über die Verflechtungen von Wissenschaft und Kunst, über eine kinetische Skulptur und über den Wandel von Essen und dem restlichen Ruhrgebiet zum Kunst- und Kulturstandort.

Wissenschaft trifft Kunst – Warum finden Sie es wichtig, dass die Wissenschaftskommunikation über dieses Thema redet?

Man hat oft das Gefühl, Wissenschaft und Kunst stehen weit auseinander. Dabei stehen sie sich sehr nah und bedingen sich gegenseitig. Kunst greift zum Beispiel Erkenntnisse aus der Wissenschaft auf und profitiert von neuen Techniken. Aber auch Wissenschaft bedient sich der Kunst, um Themen zu veranschaulichen oder erfahrbar zu machen – im Kleinen über Bilder, Grafiken, Fotografie, Video und im Großen über künstlerische Ausstellungen.

Außerdem finde ich es wichtig, die oftmals synonyme Verwendung von Wissenschaft als MINT-Wissenschaft aufzubrechen. Auch die Kunst-, Kultur- oder auch Literaturwissenschaften verdienen eine Bühne.

Welche Rolle spielen Kunst und Wissenschaft beim Stifterverband?

Wir haben das Wissenschaftszentrum in Bonn, in dem viele Kunst- und Wissenschaftsausstellungen stattfinden und welches das Deutsche Museum beheimatet. Vor kurzem gab es dort eine Fotoausstellung von Kunststudierenden zu der Frage: „Wie passt Wissenschaft in ein Foto?“. Die Ausstellung „Flurgold“ zeigte Visualisierungen wissenschaftlicher Arbeit und Arbeitsprozesse. Dazu haben sich die Kunststudierenden mit Max-Planck-Forschern ausgetauscht.

Außerdem haben wir in unserem Jahresbericht das Thema „Wirkungen“ behandelt. Wir wollten auf plastische Art und Weise darstellen, wie die Arbeit des Stifterverbandes wirkt. Dafür haben wir eine kinetische Skulptur von einem Künstler erstellen lassen, um Wirkungsketten zu veranschaulichen. Da sind wir wieder beim Aspekt Visualisierung und Erfahrbarmachung und der Frage: Wie kann man wissenschaftliche und abstrakte Themen über die Kunst transportieren?

Das 12. Forum Wissenschaftskommunikation findet in diesem Jahr in Essen statt. Welche Verbindung hat die Stadt Essen zum Thema Kunst und Wissenschaft?

Das Ruhrgebiet hat in den letzten Jahren einen großen Strukturwandel durchlebt, viele Industriestätten sind Kunststätten geworden. Essen zum Beispiel war 2010 die Europäische Kulturhauptstadt und hat mit der Folkwang Universität der Künste eine international renommierte Universität, die Bildende Kunst, Tanz, Schauspiel und Musik nicht nur lehrt, sondern auch beforscht. Das Ruhrgebiet ist mit seinen 22 Hochschulen nicht nur die dichteste Hochschullandschaft in Europa, sondern auch die jüngste Deutschlands, denn die erste Hochschule wurde erst 1962 gegründet. Daher freue ich mich sehr, dass das Forum Wissenschaftskommunikation mit diesem Themenschwerpunkt hier zu Gast sein wird.

Welche Wünsche haben Sie für das Forum Wissenschaftskommunikation?

Bisher waren auf dem Forum viele MINT-Wissenschaften vertreten. Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Mal – auch über den Schwerpunkt – mehr Vertreterinnen und Vertreter aus den Kunstwissenschaften, Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften ins Boot holen können.

Man muss die Wissenschaften auch nicht zwangsläufig gegenüberstellen: Vieles aus den Technik- oder Ingenieurswissenschaften hat einen künstlerischen Aspekt. Ein Beispiel ist das Weltkulturerbe Zollverein in Essen: Über die Architektur kommen hier Kunst, Funktion und Industrie zusammen. Hier haben in Bauhaus-Architektur Kumpel Kohle gefördert, jetzt finden hier zahlreiche Kunst- und Kulturveranstaltungen statt, und das Ruhr Museum hat eine neue Heimat gefunden. Ich glaube, die Verflechtungen und Verwebungen sind doch größer, als man denkt.


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