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Interview mit Markus Weißkopf zu den Siggener Impulsen 2018

16. Januar 2019

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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Markus Weißkopf,Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog. Foto: Christof Rieken/WiD

Zum sechsten Mal kamen im Oktober 2018 Expertinnen und Experten aus Wissenschafts-PR, Journalismus sowie Forschung und Lehre im Siggener Kreis zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen in der Wissenschaftskommunikation zu diskutieren. Die Ergebnisse des Treffens wurden nun veröffentlicht. Wir sprachen mit Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, über das Ergebnispapier. Wissenschaft im Dialog initiiert gemeinsam mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation das jährlich stattfindende Treffen auf Gut Siggen.

Herr Weißkopf, was waren die wichtigsten Ergebnisse des letzten Treffens? 

Der Schwerpunkt des diesjährigen Treffens war, wie es gelingen kann, das Thema „Wissenschaftskommunikation“ stärker in den Leitungsebenen der Wissenschaft zu verankern. Damit das gelingt – so das Fazit während und nach dem Treffen – müssen wir Wissenschaftskommunikation noch stärker als integralen Bestandteil von Forschung positionieren und nicht als 'add-on' betrachten. Vielleicht wird es auch notwendig sein, neue Begrifflichkeiten zu finden, die den Anspruch heutiger Wissenschaftskommunikation deutlicher machen und im System anschlussfähiger sind. Und: Wir haben nochmal deutlicher formuliert, dass die verschiedenen Akteure der Wissenschaftskommunikation – und dazu zählen wir hier auch ausdrücklich die Wissenschaftsjournalisten – stärker zusammenwirken müssen.

Nachdem in den vergangenen Jahren die Wissenschaftskommunikation selbst im Mittelpunkt stand, geht es nun ums große Ganze. Der Siggener Kreis fordert nicht weniger als einen „Kulturwandel des Wissenschaftssystems“ um Wissenschaftskommunikation in der Breite durchzusetzen. Überschätzt die Wissenschaftskommunikation ihre Bedeutung?

In meinem Verständnis geht es eher darum, dass wir gute Wissenschaftskommunikation in der Breite ermöglichen und unterstützen wollen. Dafür braucht es in der Tat an einigen Stellen einen Kulturwandel. Gerade in Anbetracht der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und der Debatten um Fake News, Elitenkrise und Vertrauensverlust kommt der Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle zu. Zum Beispiel, wenn es darum geht, vertrauenswürdige Informationen bereit zu stellen und einen sachlichen öffentlichen Diskurs zu fördern.

Konkret empfehlen Sie eine strategische Förderung von Wissenschaftskommunikation durch projektbezogene Förderung einerseits und durch überinstitutionelle Projekte andererseits. Um welche Fördersummen geht es und woher sollen die Mittel kommen?

Ich denke, dass derzeit in Deutschland – auch im Vergleich mit anderen westeuropäischen Ländern – relativ geringe Summen für die öffentliche Förderung der Wissenschaftskommunikation ausgegeben werden. Wenn wir sehen, wie sehr sich die Wissenschaftskommunikation in Deutschland in den vergangenen Jahren entwickelt hat und welche Bedeutung ihr zukommt, dann sollte und muss sich hier substantiell etwas ändern. 

Der Siggener Kreis fordert auch eine Vernetzung der Stakeholder der Wissenschaftskommunikation, um bei forschungs- und bildungspolitischen Entscheidungsprozessen besser mitreden zu können. Welche konkreten Schritte sind dazu geplant?

Diese Forderung soll nicht der Gründungsaufruf für eine neue Organisation sein. Aber vielleicht schaffen wir es, dass sich die relevanten Akteure der Wissenschaftskommunikation in Deutschland zweimal im Jahr zusammensetzen, um strategisch wichtige Entwicklungen zu diskutieren und sich dazu zu positionieren oder bei aktuellen Anfragen öfter einfach mal kurz Rücksprache zu halten. Von einer gemeinsamen strategischen Orientierung, die über den Eigeninteressen steht, würden langfristig alle Akteure profitieren.

Welche Rolle kann Wissenschaft im Dialog in diesem Zusammenhang spielen?

Welche Rolle wir hier konkret übernehmen, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Ich habe aber in Siggen, soweit ich mich erinnern kann, die Aufgabe übernommen, zu einem ersten Treffen einzuladen...

Der Siggener Kreis kritisiert ein „traditionelles Bild von Wissenschaftskommunikation“ als Mittel zur Legitimation und Werbung, das in einigen Leitungsebenen noch vorherrscht. Muss Wissenschaftskommunikation erst einmal nach innen tätig werden?

Wissenschaftskommunikation muss sicherlich auch nach innen wirken und um die eigene Positionierung kämpfen. Dazu müssen wir auch im Wissenschaftssystem Lobbyarbeit für „gute Wissenschaftskommunikation“ betreiben, die eben nicht auf kurzfristige Effekte, sondern auf langfristige Wirkungen setzt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen als „Influencer“ zu einer aufgeklärten öffentlichen Debatte beitragen. Ist das mit dem Qualitätsanspruch der Wissenschaft vereinbar?

Ich glaube, es muss Anreize und Förderung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben, um zu öffentlichen Debatten beizutragen. Nur so bekommen wir eine kritische Masse zusammen. Wie die Einmischung in öffentliche Debatten erfolgreich gestaltet werden kann, dazu gibt es mehr und mehr Erkenntnisse aus der Wissenschaftskommunikationsforschung. Und natürlich müssen wir Wissenschaftskommunikatoren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei unterstützen, beispielsweise in dem wir die geeigneten Plattformen für solche Debattenbeiträge zur Verfügung stellen.


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