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Lieferdrohnen und Flugtaxis in der Stadt? Sky Limits veröffentlicht Handlungsempfehlungen

23. Februar 2021

  • Erstellt von Louisa Fortwengel
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  • B Wissenschaft im Dialog
Eine Lieferdrohne fliegt über eine Stadt hinweg Array

Foto: PhonlamaiPhoto/iStock

Es ist Sommer. Menschen sitzen in Grüppchen auf einer Wiese, es riecht nach Grill, Murmeln und Lachen liegen in der Luft – und werden durch ein surrendes Summen durchschnitten. Eine Foto-Drohne zieht am Himmel ihre Kreise. 

Solche Szenen kommen mittlerweile immer öfter vor. Für viele Menschen ist es der erste Kontakt mit den neuen Flugobjekten. Gern gesehen sind die Drohnen nicht immer. Während sich manche Bürger*innen noch fragen, ob sie wohl auf den Bild- und Videoaufnahmen aus der Höhe zu sehen sind, dreht sich der politische und unternehmerische Diskurs schon um andere Themen: Es geht um den Einsatz von Lieferdrohnen und Flugtaxis im städtischen und ländlichen Raum. Vorteile werden hervorgehoben, Regelungen erlassen, und einige Unternehmen planen sogar die Inbetriebnahme eines regulären Personenverkehrs mit Flugtaxis bis zum Jahr 2025.

Was dabei wenig beachtet wird: Drohnenflüge sind immer öffentlich. Niemand kann sich ihnen entziehen: weder räumlich, noch akustisch oder optisch. Grund genug, auch die Öffentlichkeit in den Diskurs um die Nutzung von Lieferdrohnen und Flugtaxis mit einzubeziehen.

Genau das hat das Projekt “Sky Limits” von Wissenschaft im Dialog und der Technischen Universität Berlin getan. In den vergangenen beiden Jahren hat es sich mit den Chancen, Herausforderungen und Risiken beschäftigt, die durch Lieferdrohnen und Flugtaxis in Städten entstehen könnten. Der Fokus lag dabei nicht auf Arbeiten zur technischen Machbarkeit sondern auf der Erfassung sozial- und gesellschaftspolitischer Aspekte. Auch die Meinung von Bürger*innen wurde einbezogen, in Umfragen und partizipativen Formaten. “Sky Limits” hat nun zwölf Handlungsempfehlungen veröffentlicht, die auf inhaltlich-struktureller, handlungsorientierter und politischer Ebene Rahmenbedingungen für die zukünftige Nutzung von Lieferdrohnen und Flugtaxis aufzeigen.

Darin wird klar, dass es einen differenzierten und versachlichten Dialog mit der Öffentlichkeit braucht, um eine gemeinsame, informierte Wissensbasis zu schaffen. Basierend darauf ist die partizipative Einbindung von Bürger*innen bei der Entscheidungsfindung, etwa in Bürgerräten, möglich und erforderlich. Eine repräsentative Umfrage im Projekt hat gezeigt, dass die Mehrheit der Bürger*innen der Lieferdrohnen- und Flugtaxinutzung skeptisch gegenüber steht. Viele sehen durch deren Einsatz keine persönliche Verbesserung der Lebensqualität und äußern unter anderem starke Bedenken bezüglich Umweltfreundlichkeit, Sicherheit und Lärmbelästigung. Nur bei medizinischen Notfällen befürwortet die Mehrheit den Einsatz von Transportdrohnen, etwa zur Lieferung von Medikamenten oder zum Transport von Kranken.

Erste Formate zum Austausch zwischen den verschiedenen Akteur*innen hat “Sky Limits” bereits erprobt. So diskutierten in einem Stakeholder-Workshop Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und organisierter Zivilgesellschaft über die Nutzung von Lieferdrohnen und Flugtaxis und über Faktoren, die diese Entwicklung beeinflussen. In einem Comic-Workshop entwarfen Jugendliche Zukunftsszenarien zum Einsatz dieser Drohnen.

Die Formate wurden von den Teilnehmenden als bereichernd und klärend empfunden und zeigen, dass ein produktiver Austausch möglich ist. Ähnliche partizipative Strukturen wie Bürger*innen-Räte, Gremien oder begleitende Workshops empfiehlt “Sky Limits” in den Handlungsempfehlungen auch für zukünftige  Entscheidungsprozesse. 

Es sei dabei Aufgabe der Politik, für solche Formate einen Rahmen zu schaffen, in dem Interessen und Befürchtungen aller Beteiligten diskutiert und gemeinsam Zukunftsszenarien und Leitlinien für den Einsatz von Lieferdrohnen und Flugtaxis entwickelt werden können. In den nun veröffentlichten Handlungsempfehlungen wird die Ergebnisoffenheit solcher Prozesse betont. Wichtig sei es, fehlende Akzeptanz für die Nutzung der Lieferdrohnen und Flugtaxis ebenso zu beachten wie eine breite Befürwortung der Technologie. 

Als Alternative zu herkömmlichen Transport- und Fortbewegungsmitteln wären Lieferdrohnen und Flugtaxis ein Bestandteil des Gesamtverkehrsaufkommens. Sie sollten deshalb beispielsweise auch im Hinblick auf Richtlinien der Klima- und Mobilitätsgerechtigkeit betrachtet werden. Die Handlungsempfehlungen weisen auf die Verantwortung der Politik hin, aktiv zu werden und alleiniger Gewinnorientierung, sozialer Exklusivität und der Missachtung negativer Folgen für Mensch und Umwelt entgegen zu wirken.

All diese Aspekte müssen berücksichtigt werden bei der “Entwicklung einer Charta zur gemeinwohlorientierten Luftraum-Raumnutzung mit Lieferdrohnen und Flugtaxis in Deutschland”, die in der letzten der zwölf Handlungsempfehlungen von “Sky Limits” gefordert wird.

Mehr zu “Sky Limits”, dessen Idee, Ablauf, Beteiligte und Ergebnisse findet sich auf der Website des Projekts.

Das Projekt wurde gemeinsam von WiD und der TU Berlin umgesetzt. Es wurde gefördert im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse (ITA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.


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