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Live auf dem #ForumCS

01. Oktober 2019

  • Erstellt von Yannick Brenz
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Foto: Yannick Brenz/WiD

 

Die Live-Kommunikation einer Großveranstaltung ist, neben der Krisenkommunikation, vielleicht die Königsdisziplin für den Social-Media-Beauftragten: Interessante Zitate finden, kreative Fotos und Videos machen, Online-Diskussionen verfolgen – am besten überall gleichzeitig sein. Genauso wichtig wie ein guter Plan, ist aber die Fähigkeit zu improvisieren. Denn bekanntlich hält ein Plan nur so lange stand, bis es ernst wird.

Ernst wird es dann am Donnerstag den 26. September, das 4. Forum Citizen Science beginnt in Münster. Das Motto der zweitägigen Konferenz: die Zukunft der Bürgerforschung. Es werden über 170 Teilnehmende erwartet, die sich über Citizen-Science-Projekte austauschen, an Workshops teilnehmen und über Aktuelles und Zukünftiges diskutieren wollen. Ein Großteil der Teilnehmenden nimmt bereits vormittags am Rahmenprogramm teil. Sie besuchen Hands-on-Tutorials zu Recht und Datenverarbeitung im Bereich Citizen Science und diskutieren beim Netzwerktreffen, wie sich das Citizen-Science-Netzwerk langfristig stärken lässt.

Mit einem „Guten Morgen vom #ForumCS!“ möchte ich die Teilnehmenden über Twitter begrüßen, doch diese sollen davon nichts erfahren. Das W-LAN schmeißt mich, von mir unbemerkt, regelmäßig aus dem Netz und die beiden ersten Tweets sollen nie das Licht der Online-Welt erblicken. Dabei war alles so gut vorbereitet, das Live-Konzept stand eine Woche vor Beginn fest. Tweets waren, soweit es ging, vorformuliert und auf das Programm abgestimmt, Twitter- und Instagram-Namen notiert, die Wahl von Foto, GIF oder Video für manche Posts getroffen. Kopfzerbrechen bereiteten mir bis dahin nur die vier parallelen Veranstaltungen auf drei Etagen und ob ich dafür Laufschuhe mitnehmen sollte.

Zwar fiel die morgendliche Online-Begrüßung damit aus, dafür gelang die Offline-Eröffnung des Forums durch unsere Kollegin Wiebke Brink, Katrin Vohland vom Museum für Naturkunde Berlin und Prof. Dr. Michael Quante von der WWU Münster umso besser. Besonders interessant war die Frage, welche Rolle Citizen Science für die zukünftige Wissenschaftskommunikation spielen wird. So reihen sich laut Brink die Bürgerwissenschaften, durch ihren Einblick in wissenschaftliche Prozesse und Methoden, in die Wissenschaftskommunikation der Zukunft ein, die auch viel stärker nach den eigenen Effekten fragen wird.

Kurz darauf kündigt Matthias Graf von Kielmannsegg, Abteilungsleiter für Grundsatzfragen und Strategien; Koordinierung am Bundesministerium für Bildung und Forschung, in seiner Begrüßungsrede die neue Förderrichtlinie für Citizen Science an. Diese soll im Herbst anlaufen und unter anderem die Förderdauer von drei auf vier Jahre verlängern. Exklusive Neuigkeiten für die Teilnehmenden und damit Twitter-Gold! Während der interessanten Keynote von Prof. Dr. Michael Quante über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Demokratie und Wissenschaft fordert das Dauertwittern langsam seinen Preis: Die Akkuanzeige leert sich im Sekundentakt. In den nächsten Stunden agiere ich durchgängig unter 15% Akkukapazität. Ich laufe nach jeder Session zur Steckdose, hin und zurück, immer im Wechsel. An Tag 2 soll mich eine Powerbank auf Schritt und Tritt begleiten und mich vor dem Albtraum jeden Online-Redakteurs bewahren: offline sein.

Ich platze in Workshops und Diskussionen rein, tippe auf meinem Handy rum, mache Fotos, husche wieder raus – wie das wohl wirken mag? Von den Sessions bekomme ich inhaltlich so leider weniger mit als mir lieb wäre, es muss schnell weitergehen. In der Diskussionsrunde mit der Frage „Was motiviert Citizen Scientists?“ bleibe ich jedoch länger sitzen und höre interessiert zu. Teilnehmende berichten von ihren eigenen Projekten und wollen wissen, wie andere Projektleiter*innen die Motivation von Citizen Scientists messen und aufrechterhalten. „Jedes Jahr schicken Citizen Scientists tausende Stechmücken für das Projekt Mückenatlas ein. Das ist ein Selbstläufer und wir wissen gar nicht warum!“, sagt eine Teilnehmerin. Ich würde gerne eine mögliche Antwort auf diese bemerkenswerte Beteiligung erfahren, aber leider muss ich weiter. Drei Parallelveranstaltungen halten ähnlich interessante Inhalte und Diskussionen bereit.

Genauso wichtig wie der Inhalt, ist für den Onliner die Social-Media-Aktivität, und damit die Reichweite, der Referent*innen. Die Projektvorstellung zum Thema „Bibliotheken und Citizen Science“ wird von @jeb_140 und @m_munke von der @SLUB_Dresden gehalten, beide sehr aktiv auf Twitter, auch hier beim #ForumCS: Jackpot! So sammelt ein Tweet über ihren Vortrag die zweitmeisten Interaktionen des Tages.

Dann, nach 3 Tagen, 42 Tweets, 15 Instastory-Slides, einem Facebook-Post und einer schmutzigen Jeans, die von der Suche nach der richtigen Kameraperspektive herrührt, ist das #ForumCS auch schon vorbei. Das Team sammelt sich zum Gruppenfoto vor dem Institut für Geoinformatik, den Hashtag #ForumCS in den Händen. „Vielen Dank an alle!“, der letzte Tweet ist raus, durchatmen, geschafft. Doch nach dem Forum ist vor dem Forum. Und „nach dem Forum“ stimmt auch gar nicht, denn online geht das Forum noch weiter. <3


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