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Mehr Mut zum Rausgehen – #fwk17-Gastbloggerin Cornelia Lossau

28. November 2017

  • Erstellt von Cornelia Lossau
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Grafik: Tierversuche verstehen / www.tierversuche-verstehen.de Array

Wie kommuniziert man unangenehme Fakten und Themen? Ein Beispiel: Die Initiative „Tierversuche verstehen“ – hier eine Grafik für Soziale Medien und anderswo. Grafik: Tierversuche verstehen / www.tierversuche-verstehen.de

„Hypes verkleben das Hirn und ruinieren die Glaubwürdigkeit.“ Diesem Statement von Professor Ulrich Wengenroth stimmen sicherlich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums Wissenschaftskommunikation zu. Doch die Anamnese des Dienstagvormittags – zumindest in den Formaten, die ich besucht habe – warf durchaus auch kontroverse Fragen auf. Es ging also um Hypes und Hypothesen, Fakten, Lügen, Wahrheit, Methoden und Wissenschaftskommunikationsschrott.

Also: Wir brauchen Vertrauen. Denn in der Welt der sozialen Netzwerke ebenso wie in der „alten Medienwelt“ ist das die Währung, mit der man den Eintritt in die Hirne bezahlt, wie wir gelernt haben. Doch es gibt keine allgemeingültigen Wahrheiten mehr, die man glaubenssatzhaft vertreten könnte. Wengenroth zeigte einige Gründe auf: Wissenschaft und Technik haben viele Erfolgsversprechen erfüllt, die sich nur einmal einlösen lassen. Wissenschaftliche Erkenntnisse werfen immer mehr Fragen auf als sie beantworten und das Mehr an Technik, das die Welt überflutet, macht selbige Technik gefährlicher als die dank Technik gezähmte Natur. Gleichzeitig hat die Wissenschaftstheorie auch laut Professor Rolf Nohr die absolute Wahrheit abgeschafft – Falsifikation, Methodenvielfalt und nur zeitweise gültige Wahrheiten sind Kennzeichen moderner Forschung.

Ok, wir Wissenschaftskommunikatoren können also keine Wahrheiten mehr verkünden, keine Heilsversprechen machen (die den Lebensstandard in der entwickelten Welt noch merklich heben könnten) und außerdem ist der Prozess bis zu den Erkenntnissen höchst komplex. Was also tun? (Eine Frage, die außer mir offensichtlich auch das Publikum umtreibt.)

Professor Harald Rau riet uns, Geschichten richtig zu erzählen und die wachsende Vielfalt an Darstellungsformen besser zu nutzen. Da seien wir zu wenig pragmatisch: „Müssen wir uns den ganzen Wissenschaftskommunikationsschrott antun?“ fragte er. Nun ja, möchte ich entgegnen, wir tun ja alle unser Bestes und sind an neuen Formaten – gerade für die Desinteressierten, Ideologisierten – interessiert. Sonst würden wir uns beim #fwk17 ja nicht damit auseinandersetzen. (Und für den „Schrott“ gibt es immer auch Gründe, auch wenn sie manchmal wenig rational sind.)

Ich nehme jedenfalls aus Braunschweig mit, dass wir uns mehr aussetzen müssen, die Komfortzone verlassen. Formate des direkten Austauschs sind jedoch offensichtlich ebenso gewinnbringend wie ärgerlich und zeitraubend. Wir sollten, wie Nohr sagte, „Rausgehen und Streit suchen“: bei Klimawandel, Impfen, Kreationismus, Tierversuchen und Wissenschaftsskandalen. Mir gefiel das Statement von Wengenroth, dass die Begeisterung für die Skepsis moderne Wissenschaft mehr ausmache als die Begeisterung für Wissenschaft.

Wir sollten also skeptisch sein, uns eine eigene, möglichst valide Meinung bilden und diese kommunizieren, denn ohne Glaubwürdigkeit gibt es kein Vertrauen. Und das brauchen wir, damit die Dinge, die uns wichtig sind, gehört werden – für die ohnehin Interessierten, aber auch außerhalb unserer eigenen „Blase“. Das gilt für unsere Themen, alle Kanäle, aber auch und nicht zuletzt unsere persönliche Kommunikation.

Ich wünsche also weiterhin einen ermunternden Austausch auch divergierender Meinungen! Und uns allen ein bisschen mehr Mut über Braunschweig oder unsere Bürotüren zu Hause hinaus!

Ihre Cornelia Lossau


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