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Nachgefragt – bei Cedric Engels

04. Juni 2019

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In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen – und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In Ausgabe Zweiundvierzig sprechen wir mit Cedric Engels. Als Youtuber Doktor Whatson produziert er Videos über Wissenschaft, Technologie und Zukunft.

Ein guter Kommunikator braucht…?

Charisma. Präsenz. Und Humor. Irgendwie muss man es schaffen, dass einem zugehört wird, sonst bringen die am gründlichsten recherchierten Themen und die intelligentesten Vergleiche wenig. Glücklicherweise kann man lernen, wie man etwas spannend, interessant und lustig rüberbringt.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Ich fand Physik, das Weltall und Zukunftstechnologien schon immer faszinierend. Ich kann mich stundenlang über diese Themen unterhalten. Gleichzeitig habe ich schon früh angefangen mich für Filme, Kameras und YouTube zu interessieren. Die Schnittmenge dieser beiden Interessen habe ich dann in meinen Videos gefunden.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Abwechslungsreich. Spannend. Chaotisch.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator?

Das erlebe ich immer wieder, wenn mir Zuschauer erzählen, wie meine Videos sie beeinflusst haben. Manche finden dadurch den Spaß am Schulunterricht wieder, andere entcheiden sich sogar meinetwegen für ein naturwissenschaftliches Studium. Dass ich dafür wirklich eigenhändig verantwortlich bin, wage ich einmal zu bezweifeln, aber es ist wirklich toll zu hören, dass man einen positiven Einfluss auf andere Menschen hat.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Eine unangenehme Frage. Es passiert immer mal wieder, dass sich in meine Videos kleine (und manchmal auch größere) Fehlerchen einschleichen. Die sind mir als Perfektionist ein Dorn im Auge, da YouTube einem nicht erlaubt Videos im Nachhinein zu verändern. Sie leben für immer auf meinem Kanal und jeder kann sie sich immer wieder anschauen. Wenn ich etwas Wichtiges falsch darstelle, dann nehme ich das Video natürlich auch runter, damit ich kein Falschwissen verbreite. Das ist aber glücklicherweise noch nicht vorgekommen.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Ich prokrastiniere. Manchmal mehr, manchmal weniger. Aber tendenziell mache ich nichts, bevor es nicht absolut gemacht werden muss. Das hat schon in der Schule mit Hausaufgaben angefangen und zieht sich jetzt ins Berufsleben weiter. Glücklicherweise hilft mir mein Team in letzter Zeit, denn meine Editoren sind darauf angewiesen, dass ich ein Video fertig recherchiert und gedreht habe, um pünktlich mit dem Schnitt anfangen zu können.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Richard Feynman.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Astronomie.

Welches Forschungsthema würden Sie äußerst ungern kommunizieren?

Alles, was nervige Kommentare mit sich zieht. Religion. Verschwörungstheorien. Impfungen. Es bringt nichts mit Leuten zu diskutieren, die von einer gegensätzlichen Ansicht überzeugt sind. Klar kann und sollte man hier das Gegenargument anbringen, dass wir nicht nicht über etwas reden können, nur weil es von Menschen angefochten wird. Gerade bei Impfungen und Homöopathie stehen ja auch Menschenleben auf dem Spiel und wir sollten unbedingt möglichst viele Menschen mit Fakten überzeugen. Denn es sind ja bei weitem nicht alle absolut vom Gegenteil überzeugt. Viele haben vielleicht hier und da mal etwas von Impfgegnern gelesen und wissen nicht, was sie davon halten sollen. Für diese Menschen mache ich gerne Videos.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Mein aktueller YouTube-Kanal Doktor Whatson ist da schon recht nah dran. Ich kann über alle Themen reden, die ich spannend finde. Aber mit mehr Zeit und Geld könnte ich natürlich bessere, aufwendigere und schlicht mehr Videos machen. Mehr speziell angefertigte Animationen, mehr Unterstützung bei der Recherchearbeit. Das wäre schon toll.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Als Filmstudent wäre ich ja beinahe in der Filmindustrie gelandet. Vielleicht dort… Mir macht der Beruf des Filmproduzenten auf jeden Fall Spaß. Ansonsten würde ich vielleicht eine meiner vielen Geschäfts-Ideen mit einem Startup umsetzen.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

Hoffentlich nachgefragter, als sie heute ist. Schaue ich in die YouTube-Trends, dann ist es leider immer noch selten dort ein Video zu sehen, das die Zuschauer vorerst bilden will. Das meiste ist Unterhaltung und selten von besonders hoher Qualität. Es wäre toll, wenn Medienkompetenz und generelles Interesse an Wissensinhalten in den nächsten Jahren gesteigert werden könnten.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Das Internet. Es ist quasi der erste Schritt zu einem Hivemind, einer Verbindung aller Menschen. Das Internet bietet mehreren Milliarden Menschen freien Zugriff auf Informationen, direkte Kommunikation (meistens) ohne Zensur und eine Spielwiese ohne Regeln. Keine andere Erfindung hatte bisher einen so großen Einfluss auf uns und unseren Alltag.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Als Paradies mit ganz viel Technologie, die uns den Alltag vereinfacht. Fliegende Autos, Weltraumstationen für normale Menschen und Mega-Städte mit riesigen Wolkenkratzern.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Ich habe eine Playlist mit entspannter Musik, die ich gerne höre, um mich zu konzentrieren. Ansonsten reicht es auch oft aus die Augen zu schließen und ein paar mal tief durchzuatmen.

Kollegen helfe ich gerne bei…/Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…?

Elektro-Autos sind gerade mein absolutes Lieblingsthema. Ich beschäftige mich sehr viel damit und sehe ständig, dass das Thema in den Medien falsch repräsentiert wird. Das ist schade, da es dafür sorgt, dass potentielle Kunden der neuen Technologie skeptisch gegenüberstehen, obwohl sie das gar nicht müssten. Ich muss hier aber auch direkt einschränken: Es gibt auch immer wieder Berichte, die E-Autos als die perfekte Lösung darstellen. Auch das ist nicht richtig. Es ist ein komplexes Thema, bei dem es viel zu beachten gibt.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?

Philipp Dettmer, dem Kopf hinter Kurzgesagt. Ich würde ihn gerne fragen, was er an seinem Animationsstil toll findet und wie er mit den Limitationen umgeht.

Cedric Engels

Cedric Engels alias Doktor Whatson produziert auf seinem gleichnamigen YouTube-Kanal Videos über schwarze Löcher, Alien und Zukunftszenarien. Nach dem Studium an der ifs internationale filmschule Köln gründete er seine eigene Produktionsfirma TWENTYTWO Film GmbH. 2018 war er u.a. für die crossmediale Kampagne #wonachsuchstdu der Max-Planck-Gesellschaft deutschlandweit unterwegs. 2019 produziert er in Kooperation mit Wissenschaft im Dialog und im Auftrag des BMBF eine Videoreihe zum Wissenschaftsjahr 2019 – Künstliche Intelligenz.


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