Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Blog“ Qrss

Nachgefragt – bei Florian Freistetter

31. Mai 2018

  • 0
  • v Nachgefragt
Florian Freistetter ist Mitglied der Science Busters. Foto: Simon Kumm, Susanne Schlie/CC BY-SA 3.0 Array

Florian Freistetter ist Mitglied der Science Busters. Foto: Simon Kumm, Susanne Schlie/CC BY-SA 3.0

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der neunundzwanzigsten Ausgabe sprechen wir mit Florian Freistetter, Astronom, Blogger, Autor, Podcaster und Mitglied der Science Busters.

Ein guter Kommunikator braucht…?

Einen vernünftigen Zugang zu den Menschen, mit denen er kommunizieren will (und sollte sich deshalb lieber nicht mit abgehobenen Begriffen wie „Kommunikator“ bezeichnen).

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Der Wunsch, den Menschen zu erzählen, wie faszinierend es ist, etwas über die Welt herauszufinden und sie zu verstehen (und die schlechten Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft haben es zusätzlich einfach gemacht, mich auf diese Karriere zu konzentrieren und die akademische Welt zu verlassen).

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Menschen. Reisen. Worte

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator?

Es ist immer dann besonders schön, wenn mir junge Menschen sagen, dass sie sich aufgrund meiner Arbeit für ein naturwissenschaftliches Studium entschieden haben.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

An ein konkretes „Desaster“ kann mich nicht erinnern. Natürlich gibt es immer wieder Kritik bzw. Menschen, die anderer Meinung sind als man selbst und diese Meinung dann auch öffentlich kund tun. Aber da ich ja nicht in der Wissenschafts-PR (ein Wort übrigens, das ich viel ehrlicher finde als den dafür so oft verwendeten Euphemismus „Wissenschaftskommunikation“) tätig bin und keine Institution repräsentieren oder bewerben muss, sondern einfach nur als selbständige Einzelperson der Welt von der Wissenschaft erzählen möchte, ist Kritik kein großes Drama. Wenn sie gerechtfertigt ist, dann kann man sie annehmen. Und wenn nicht, dann kann ich sie einfach ignorieren.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Ich lasse mich zu leicht ablenken – ohne das viele Prokrastinieren könnte ich sicher noch mehr Dinge machen als jetzt. Andererseits ist die Ablenkung vielleicht auch nötig, denn man muss sich auch ab und zu mit der „normalen“ Welt beschäftigen, wenn man gute und neue Ideen haben will.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Ich würde gerne mal mit Cecilia Payne-Gaposchkin plaudern. Und mit Isaac Newton.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Als Astronom natürlich die Astronomie. Aber ich finde tatsächlich alle Wissenschaften interessant. Mir geht es nicht um die Disziplin, sondern um all die faszinierenden Möglichkeiten, die Welt um uns herum zu verstehen.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Ich wüsste nicht, warum ich ein Thema ungern kommunizieren wollen würde. Wenn, dann nur, weil ich von dem Thema keine Ahnung habe.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Mit dem Fahrrad durch die Welt fahren, um überall nach der Wissenschaft (und der Astronomie) im Alltag zu suchen und dabei probieren, möglichst viele Menschen daran teilhaben zu lassen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ich war sehr gerne Wissenschaftler und hätte kein Problem damit, wieder in diesem Bereich zu arbeiten.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

in der Zukunft und für uns heute genau so unvorhersagbar wie es 2003 die Wissenschaftskommunikation von 2018 war (oder hat jemand etwa vorhergesehen, welche enorme Rolle heute soziale Medien wie YouTube oder Facebook spielen?).

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Solche Fragen probiere ich prinzipiell nicht zu beantworten. Wer sich mit der Wissenschaftsgeschichte beschäftigt, muss gemerkt haben, dass es da keine singulären Ereignisse oder Personen gibt. Wissenschaft findet nicht isoliert vom Rest der Welt oder anderer Wissenschaft statt (das macht sie ja gerade so mächtig). Alles baut auf dem auf, was andere zuvor geleistet haben. Wenn überhaupt, dann ist die Entwicklung der wissenschaftlichen Methode selbst die größte Errungenschaft.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Eigentlich gar nicht konkret. Als Kind hat mich Wissenschaft und das, was sie aus der Welt macht, noch nicht sonderlich interessiert. Sollte ich irgendwelche Vorstellungen gehabt haben, dann waren sie nicht intensiv genug, als das ich mich heute an sie erinnern würde.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Ich gehe laufen. Je länger um so besser.

Kollegen helfe ich gerne bei…/Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…?

Na ja – als jemand, dessen Job es ist, über Wissenschaft zu reden, lasse ich mich natürlich sehr gerne zu Wissenschaft befragen. Von allen Menschen, nicht nur von Kollegen (Denen ich aber immer wieder gerne erkläre, wie ein Internet-Blog wirklich funktioniert und was ein Podcast ist. Ernsthaft: Es ist erschreckend, wie viele Menschen, deren Job die Kommunikation mit der Öffentlichkeit ist, immer noch nichts mit diesen Themen anfangen können!)

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?

Den Mitarbeitern irgendeiner der vielen Pressestellen an den vielen Forschungseinrichtungen, die ich dann fragen würde, warum sie immer noch so viel Angst davor haben, die Wissenschaft aus einem persönlichen Blickwinkel zu vermitteln (und warum man dort immer noch so sehr in den klassischen Medien verhaftet ist, wo man doch einen Großteil der Zielgruppe ganz woanders finden und erreichen muss).

Florian Freistetter

Florian Freistetter promovierte am Institut für Astronomie der Universität Wien und hat danach an der Sternwarte der Universität Jena und dem Astronomischen Rechen-Institut in Heidelberg als Astronom gearbeitet. Nun kommuniziert er Wissenschaft auf vielfältige Weise: Er bloggt, schreibt Bücher und Kolumnen, moderiert Podcasts und tritt mit den Science Busters auf.

Hier geht es zu allen Beiträgen dieser Rubrik.

 

 


0 Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben