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Nachgefragt – bei Franziska Sattler

02. Juni 2020

  • Erstellt von Sina Metz
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Foto: Franziska Sattler

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Vierundfünfzig sprechen wir mit der Wirbeltierpaläontologin Franziska Sattler. In ihrem eigenen Format „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“ im Museum für Naturkunde Berlin können die Gäste bei einem Kaffee mit Wissenschaftler*innen über deren Forschung sprechen.

Gute Kommunikator*innen brauchen …?

... die Motivation und das Durchhaltevermögen die Kommunikation von Wissenschaft verständlich, sachlich und inhaltlich korrekt an die Frau und den Mann zu bringen.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Ich habe damit schon ziemlich früh im Studium begonnen. Während des Bachelorstudiums (Geowissenschaften) habe ich auch im Museum für Naturkunde Berlin gearbeitet. Dort bin ich also eigentlich schon seit Januar 2009 angestellt und hatte wohl jede Stelle und jeden Vertrag, den es da so zu holen gibt. Alles von Praktikantin, bis hin zu Bürgerwissenschaftlerin und Grabungsarbeiterin. Das alles kommt auch immer mit einer eigenen Art von Wissenschaftskommunikation. Das Museum ist so gut vernetzt, dass man dem Thema eigentlich auch nicht entkommen kann, selbst wenn man wollte. Jedoch hat mir die Mitarbeit bei der Langen Nacht der Wissenschaften den ersten Einblick gegeben. So richtig selbst aktiv wurde ich 2016 bei Pint of Science Germany, wo ich seit dem auch einige Jahre die Berlin Koordinatorin war. Wissenschaft und Bier passt immer gut zusammen. Dort wurde auch eine Projektleiterin des zukünftigen Experimentierfeld für Partizipation und Offene Wissenschaft am MfN Berlin auf mich aufmerksam. Ich sage „zukünftig“ weil es das damals noch garnicht gab.

Jedoch hat dem Museum wohl gefallen, wie ich Pint of Science leite und organisere, was dazu geführt hat, dass mir mein eigenes Format angeboten wurde. Ich habe lange gegrübelt was mir wirklich Freude bereitet und was auch die Besucherinnen und Besucher toll finden können, und so bin ich auf „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“ gekommen. Einmal im Monat, meistens der erste Sonntag, findet mein Programm statt. Ich lade mir interessante Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, trinke mit ihnen Kaffee und sitze in einer richtig spannenden Kaffeerunde mit ihnen und den Besuchern zusammen. Einfach toll, dass das tatsächlich mein Job ist!

Ich liebe es zu sehen, wie begeistert das Publikum ist, wie überrascht, was es alles an toller Forschung gibt und wie viel Wissen alle bereits oft selbst schon mitbringen. So findet ein richtiger Austausch von beiden Seiten statt. Ganz normale, einseite Vorträge sind eher nichts für mich.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Kaffee, E-Mails, Social Media

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Eines der absolut besten Erlebnisse wird wohl nie zu toppen sein: Ich bin gelernte und trainierte Wirbeltierpaläontologin und habe am Museum für Naturkunde Berlin schon oft meine eigenen Vorträge gehalten und Besucherinnen und Besuchern meine Forschung nahe gebracht. Als unser T. rex Tristan Otto noch vor Ort war, habe ich eine kleine Führung gemacht und während meines Vortrags kam ein kleines Mädchen auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich Wissenschaftlerin sei. Also ich ihr erklärt habe, was ich so mache und dass ich in der Tat Wissenschaftlerin sei, war sie total hin und weg. Sie meinte, dass sie auch einmal so etwas wie ich machen möchte und allen zeigen möchte, dass Mädchen auch alles können was Jungs können. Das habe ich nie vergessen. Ich war total gerührt. Als ich klein war, habe ich nie weibliche Wissenschaftlerinnen gesehen, geschweige denn auch mit diesen gesprochen.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

So ein richtiges Desaster gab es glücklicherweise noch nie. Ich hatte schon mal ab und zu Probleme mit dem Mikrofon oder die Präsentation hat mal nicht funktioniert, aber die Events konnten trotzdem immer stattfinden und man wächst ja auch mit den Aufgaben.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten? 

Ich kann schwer nein sagen und lade mir so oft ziemlich viele Verpflichtungen auf. Ich habe oft Angst etwas tolles zu verpassen.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Mit Ada Lovelace! Sie war eine war eine britische Mathematikerin und in 1843 die allererste Programmiererin. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Da muss ich glaube ich ganz getreu meiner eigenen Forschung die Paläontologie nennen. Es fasziniert mich immer noch und ich liebe die Arbeit im Gelände.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Eigentlich alles, was mit Physik zu tun hat. Ich finde es total wichtig, dass diese Themen inhaltlich richtig und mit Freude kommuniziert werden und ich glaube da ist mein Trauma von der Physik im Studium und den Klausuren noch zu groß.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Ich denke, ich würde Kaffeeklatsch mit Wissenschaft gern in noch andere Einrichtungen bringen und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch für ihre Vorträge bezahlen. Viele machen es einfach aus Freude und wegen des Gefühls, dass sie die Pflicht haben ihre Forschung zu kommunizieren. Freude und Pflicht allein bezahlen leider jedoch keine Rechnungen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ich weiss nicht, ob das schummeln ist, aber im Event Management vielleicht. Ich liebe es Veranstaltungen zu organisieren, Promo zu machen und mit Leuten zusammen zu arbeiten. Ansonsten würde mir die Arbeit in einem Bücherverlag sicher auch total liegen. Ich liebe Bücher.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

... hoffentlich noch diverser, verbreiteter und genauso spannend.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte? 

Da gibt es so vieles. Als Kind dachte ich, der Fernseher ist das Beste, was die Wissenschaft je vollbracht hat. Heute denke ich da eher an Impfungen und Computerprogrammierung.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich war eigentlich schon immer jemand, der sich sehr an Fakten orientiert und nie soweit denkt. Ich glaube ich war noch nie eine Träumerin.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Normalerweise würde ich reisen sagen, was gerade nicht immer leicht ist. Aber wenn nicht gerade eine Pandemie den geregelten Ablauf verhindert, bin ich immer total ins Planen der nächsten Reise vertieft. 

Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…?

... Social Media und wie man Twitter richtig toll für die eigene Forschung und Kommunikation benutzen kann.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Jedem, der auch in der Kommunikation arbeitet. Ich lerne gern von anderen und es gibt so viele tolle Menschen die es mit Herzblut machen, von denen ich noch garnichts weiss. Ich suche auch mal weiter eure Website durch. ☺

Franziska Sattler

Franziska Sattler ist Wirbeltierpaläontologin und studierte Evolutionsbiologin. Neben ihrer Arbeit als Koordinatorin für Internationale Studierendenmobilität an der Freien Universität Berlin, ist sie in der Wissenschaftskommunikation aktiv. Seit August 2019 hat sie ihre eigenes Format „Kaffeeklatsch mit Wissenschaft“ im Museum für Naturkunde Berlin. Zuvor war sie als die Berlin Koordinatorin bei Pint of Science Germany dabei. Sie twittert unter @ohyeahfranzi.

 


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