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Nachgefragt – bei Janis Eitner

14. September 2020

  • Erstellt von Sina Metz
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Porträtbild von Janis Eitner Array

Janis Eitner leitet die Kommunikation der Fraunhofer-Gesellschaft. Foto: Fraunhofer-Gesellschaft

 

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Siebenundfünfzig sprechen wir mit Janis Eitner, Direktor Kommunikation der Fraunhofer-Gesellschaft.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

Ein Gespür für Themen, eine ordentliche Portion Neugierde und die Fähigkeit, zuhören zu können.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Ich habe das Glück mit einer naturwissenschaftlichen und sprachlichen Neigung gesegnet zu sein, so dass ich in der Wissenschaftskommunikation das Beste aus beiden Welten kombinieren kann: wissenschaftliche und technische Fragestellungen verständlich aufbereitet für eine breite Öffentlichkeit.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Zuhören, Analysieren und Selektieren.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Das lässt sich nicht an einem spezifischen Zeitpunkt festmachen. Für mich ist es jedes Mal ein schönes Erlebnis, wenn sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Anliegen durch unsere Arbeit in der Öffentlichkeit optimal verstanden und platziert fühlen, oder sorgsam aufbereitete Themen den aktuellen Nerv getroffen haben wie es das Bauchgefühl erhofft hatte.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ein wirkliches selbst verursachtes Desaster musste ich zum Glück noch nie durchstehen, aber ich war unverschuldeter Zaungast: Während meiner Zeit bei der Tageszeitung hatte einer der Ressortleiter und stellvertretende Chefredakteur einen meiner Interviewpartner in einem Artikel falsch eingeordnet und meine ursprünglich korrekte Amtsbezeichnung fatalerweise entsprechend korrigiert. So wurde aus dem Pfarrer ein Bischof, der sich dem Thema Abdanken eines Papstes nicht ganz abgeneigt äußerte. Den Sturm, der dann aus dem Erzbistum folgte, kann man sich vorstellen.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Die Kommunikation ist meine Passion und ich bin froh, den absolut passenden Beruf für mich frühzeitig identifiziert zu haben, aber das fordert auch häufig die Menschen an meiner Seite, denn Projekte und Themen werden dann auch entsprechend umfassend mit Verve verfolgt und realisiert.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Es fallen einem hier viele kluge wie interessante Persönlichkeiten ein, die unser Leben und unsere Gesellschaft geprägt haben, aber ich würde aktuell gerne mal mit unserer Bundeskanzlerin essen gehen, um zu erfahren, wie man über zwei Jahrzehnte in diesem Umfeld dieses Pensum meistert.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Jede Wissenschaft ist spannend. Die Interdisziplinarität macht den Reiz aus.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Als Kommunikator ist es mein Beruf und meine Herausforderung alle Themen zu kommunizieren, denn nur durch Diskurs, Verständlichkeit und Transparenz können wir Halbwahrheiten und Vorurteilen begegnen.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Das lässt sich nicht an einem Projekt festmachen, denn es gibt immer wieder Themen, die man aus Mangel an Kapazitäten aufgrund deren Komplexität nicht in der Tiefe und Breite umzusetzen vermag, wie man es gerne möchte. Die Digitalisierung in die Breite hat hier allerdings schon sehr viele neue Möglichkeiten, Kanäle und Formate geschaffen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ich möchte eigentlich nichts anderes tun. Die Kommunikation an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist exakt das, was ich sehr gerne mache, denn es sind auch die Bereiche der Gesellschaft, die unheimliches Potential für Veränderungen bieten. Die Komplexität und Vielfalt hält die Spannung fortwährend aufrecht.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

... ein selbstverständliches Metier in allen Wissenschaftsorganisationen, wird als Arbeitspaket bei nationalen öffentlichen Projekten mitgefördert und stellt weiterhin eine wertvolle Ergänzung und keinen Ersatz für Wissenschaftsjournalismus dar.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Wir leben in einem ständigen Wandel. Feuer, Rad, Verbrennungsmotor, Mikrochip oder das World Wide Web sind hier nur der Anfang. Ich freue mich bereits auf die nächste Revolution. Eventuell wird dies die Quantentechnologie sein.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Die Vorstellungen der Zukunft als Kind waren natürlich von SciFi-Romanen und Filmen geprägt, aber im Wesentlichen beschäftigte ich mich mit dem Leben in überschaubaren Zeitabschnitten. Rückblickend ist es allerdings erstaunlich, wie viel von der Phantasie dann doch Realität geworden ist.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Ich sperre die Wohnungstür auf und werde von meinen beiden Kindern belagert. Die Bedarfe, die Energie und der Entdeckerdrang der beiden verlangen volle Aufmerksamkeit, so dass man sich automatisch mit anderen Themen und Dingen beschäftigt.

Ich stehe Kolleg*innen gerne Rede und Antwort zu…?

... allen Fragestellungen und Problemen, denn nur durch die Zusammenarbeit und den Austausch können wunderbare Projekte entstehen.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Der lieben Kollegin Clarissa Haller von Siemens, dann kann sie von ihrem fortwährenden Change der Kommunikationsarbeit berichten und davon, wie man mit einer Holdingstruktur dennoch spannende Themen, Köpfe und Geschichten aus Forschung und Technik vermitteln kann.

Janis Eitner

Janis Eitner leitet die Kommunikation der Fraunhofer-Gesellschaft in München. Bereits seit 2008 ist er in verschiedenen Projekten innerhalb der Fraunhofer-Forschungseinrichtungen in der Strategischen Kommunikation tätig. Das Kommunikationshandwerk hat der studierte Journalist beim Volontariat bei einer überregionalen Tageszeitung, der Leitung seiner eigenen Kommunikationsagentur und als Pressesprecher bei der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung gelernt. 


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