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Nachgefragt – bei Julia Gantenberg

10. November 2020

  • Erstellt von Sina Metz
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Dr. Julia Gantenberg ist Wissenschaftlerin und Wissenschaftskommunikatorin an der Universität Bremen. Foto: Andreas Caspari

 

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Neunundfünfzig sprechen wir mit Dr. Julia Gantenberg, Wissenschaftskommunikatorin im Zentrum für Arbeit und Politik (zap) der Universität Bremen.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

Die Fähigkeit, sich sowohl in Sender*in als auch in Empfänger*in hineinversetzen zu können. Außerdem Neugier, Enthusiasmus und Geduld. Und davon jede Menge.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Die Begeisterung für beides. Vor und während meines Studiums war ich bereits in verschiedenen Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit tätig, das wissenschaftliche Arbeiten hat mich aber mindestens genauso fasziniert. Ich hatte dann die Gelegenheit, die WissKomm-Stelle in einem Sonderforschungsbereich an der Universität Bremen zu übernehmen – mit der Möglichkeit zur Promotion. Besser ging’s nicht.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Schreiben, Organisieren, Netzwerken

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Es ist schwer, das auf ein einzelnes Erlebnis zu beschränken. Schön ist es immer wieder, Ideen zu entwickeln, umzusetzen und im besten Fall zu sehen, dass sie funktionieren. Zum Beispiel habe ich gemeinsam mit Isabell Harder den Bremer Science Slam im Lagerhaus auf die Beine gestellt und das Netzwerk WissKomm Bremen-Bremerhaven initiiert. Daraus sind tolle Projekte und Initiativen enstanden. Und ich freue mich immer wieder, wenn ich es schaffe, Wissenschaftler*innen die Scheu zu nehmen, selbst zu kommunizieren, und sie dann richtig begeistert davon sind.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Eine falsche Einstellung im Abwesenheitsassistenten und jede einzelne Email in meinem Posteingang wurden mit einer unvollständigen Abwesenheitsnachricht beantwortet. Peinlich.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Meine nicht immer, aber durchaus vohandene Ungeduld und mein Anspruch an mich selbst.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Mit Eleanor Roosevelt – eine tolle, emanizipierte Frau – und mit Siri Hustvedt, mit der ich gerne über viele ihrer Bücher sprechen würde.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Da möchte ich mich gar nicht festlegen müssen. Mir persönlich liegt wohl am meisten die Kommunikationswissenschaft, d. h. der Einsatz von Sprache und Argumenation in unterschiedlichen Kontexten. Außerdem stehen mir die Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften nah, also alles, was im weitesten Sinne mit menschlichem Handeln und dessen Auswirkungen auf gesellschaftliche Zusammenhänge zu tun. Über die Wissenschaftskommunikation habe ich auch Einblicke in so viele andere Forschungsbereiche bekommen, von denen ich zwar weitaus weniger Ahnung habe, die mich aber nicht weniger faszinieren.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Es gibt sicherlich Forschungsthemen, die kontroverser diskutiert werden als andere. Das hat meiner Meinung nach aber nichts damit damit zu tun, wie gern oder ungern ich sie kommunizieren würde. Wenn das Thema solide recherchiert und aufbereitet ist, sollte es auch kein Problem darstellen, es zu kommunizieren. 

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Ich würde als allererstes jeden universitären Fachbereich mit mindestens zwei WissKomm-Vollzeitstellen austatten. Unbefristet.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Da muss ich wirklich überlegen, denn ich mache meine Arbeit richtig gern. Gut vorstellen könnte ich mir auch etwas ganz anders, zum Beispiel einen handwerklichen, gestalterischen Beruf.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… endlich so weit, die Anerkennung zu erhalten, die ihr zusteht – vor allem für kommunizierende Wissenschaftler*innen. Seit Jahren in der Diskussion, passiert ist viel zu wenig.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

„Die“ größte Errungenschaft gibt es aus meiner Sicht nicht. Bei der großen Vielfalt an Wissenschaftsdisziplinen tragen die vielen einzelnen Errungenschaften dazu bei, Wissenschaftler*innen neue Perspektiven zu eröffnen, Gegenstände aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich voller Neugier wieder ans Werk zu machen. Das ist es, was Wissenschaft meiner Meinung nach ausmacht und mich begeistert. 

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich hatte eigentlich nie futuristische Visionen à la „fliegende Autos“. Aber ich kann sagen, dass ich jetzt ziemlich genau das Leben führe, wie ich es mir als Kind gewünscht habe.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Raus an die Luft, sehr gern auch mit meinen Kindern und – ja, wirklich – durch aufräumen. Das aber lieber nicht mit meinen Kindern.

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…?

Pragmatischen Abwägungen in allen Lebenslagen, beim Formulieren und Redigieren von Texten und dabei, sie davon zu überzeugen, dass jede*r Wissenschaftskommunikation in irgendeiner Form betreiben kann.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Johanna Barnbeck mit der Frage, wie viel Diversity in der Wissenschaftskommunikation steckt.

Julia Gantenberg

Julia Gantenberg ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und arbeitet als Wissenschafts­kommunikatorin am Zentrum für Arbeit und Politik der Universität Bremen (zap). Sie leitet das Netzwerk Wissenschafts­kommunikation Bremen/Bremerhaven und ist Mitorganisatorin des Bremer Science Slams. Als Selbstständige bei ScienceLighter berät sie Wissenschaftler*innen und veranstaltet Workshops im Bereich der Wissenschaftskommunikation. Beim Webvideo-Wettbewerb "Fast Forward Science" sitzt sie in der Jury.


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