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Nachgefragt – bei Lambert Heller

09. Februar 2022

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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Lambert Heller ist Leiter des Open Science Lab an der TIB in Hannover. Foto: TIB/C. Bierwagen

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der siebzigsten Ausgabe sprechen wir mit Lambert Heller. Der studierte Sozialwissenschaftler und Bibliothekar leitet das Open Science Lab an der TIB des Leibniz Informationszentrums Technik und Naturwissenschaften.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

Aufgeschlossenheit gegenüber denjenigen, die mit den Ergebnissen von Forschung leben (d.h. eigentlich: allen Menschen), Neugier gegenüber der Arbeit von Forschenden, Vorsicht und Reflexion gegenüber dem institutionalisierten Wissenschaftsbetrieb.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Um mir die Neugier bewahren zu können, die ich beim Studieren gegenüber der Wissenschaft entwickelt hatte, bin ich Bibliothekar worden. In fast allen anderen Berufsbranchen ist nahezu grenzenlose Neugier ja eher unpraktisch. Dass ich dann, als Bibliothekar, sowieso mittendrin bin im Thema Wissenschaftskommunikation und dass ich mit diesem Thema etwas gestalten kann, das wurde mir erst später klar.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Drittmittelprojekte verwalten, das Internet leer lesen, mit unfassbar schlauen und engagierten Menschen im und rund um das Open Science Lab der TIB Kaffee trinken dürfen (letzteres bis März 2020, seufz).

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Zu entdecken, das Expert*innen-Gruppen, mit denen ich Book Sprints durchgeführt habe (eine agile Methoden zum gemeinsamen ergebnisorientierten Schreiben von Lehr- und Handbüchern in begrenzter Zeit), nach dem zweiten Sprint dazu in der Lage waren, diese Methode auch ohne meine Hilfe anzuwenden, ganz in eigener Regie.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ein „digitaler Salon“, in dem wir per Livestreaming moderne digitale Formate und Kooperationsformen rund um Forschungsdaten aus dem Kulturerbe-Bereich vorstellen wollten – und dann hatte nichts geklappt, nicht mal der YouTube-Livestream. Thematisch sehr passend, wenn man die eigene digitale Kompetenz zur Schau stellen will…

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Ich interessiere mich für zu viele Dinge. 

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Wiener Schnitzel essen mit Hedy Lamarr, und dabei über Frequenzsprungverfahren, Hollywoodfilme und Antifa plaudern. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Geschichtswissenschaft, Bioinformatik, Wissenschaftssoziologie - es fällt mir schwer, mich festzulegen. 

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Ethnologische Forschung, die ihre langjährige und häufige Verstrickung in koloniale Gewalt nicht reflektiert.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Ein Institut zu gründen, das die Methode „Book Sprint“ erforscht, weiterentwickelt und trainiert.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ich wäre dann gern Chief Happiness Officer in einem Gnadenhof, vorzugsweise mit Eseln, Ponys und Kaninchen.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… nur noch gelegentlich ein-direktional Sender-Empfänger, sondern ganz selbstverständlich gemeinsames Machen: In Citizen-Science-Projekten, Hackathons, kollaborativen Social-Media-Formaten und mehr.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

John Snows Entdeckung der Verbreitung von Cholera in London 1854. Eine überaus relevante medizinische Forschung, die vieles von dem vorweggenommen hat, was wir heute als Data Science bezeichnen würden.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich hatte viele große, kompliziert zu bedienende Maschinen erwartet und überhaupt nicht die vielen kleinen, sich geradezu aufdrängenden Maschinen, die dann stattdessen gekommen sind.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Fenster auf! Mit mehr als zehn Minuten Zeit: Ein paar Schritte rausgehen.

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…?

Ich helfe ausgesprochen gerne dabei, gemeinsam partizipative Formate wie Book Sprints, Barcamps oder Hackathons auszutüfteln und umzusetzen.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Ich würde gern Tobias Ebbrecht-Hartmann fragen, warum wir keine Angst davor haben müssen, wenn Kinder bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte TikTok-Videos erstellen, und was wir aus seiner Forschung darüber lernen können, wer und wie das Gedenken an historisches Unrecht kommuniziert.

Lambert Heller

Lambert Heller leitet das Open Science Lab an der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover und treibt dort Open Science voran. Er ist studierter Sozialwissenschaftler und Bibliothekar. Seine Leidenschaft sind partizipative Formate wie „Book Sprints“, Hackathons oder auch „Forschungsstrom“, wo er regelmäßig auf der Plattform Twitch mit Claudia Frick und Henning Krause über wissenschaftliche Themen redet.

 


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