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Nachgefragt – bei Mai Thi Nguyen-Kim

25. Oktober 2017

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Foto: Mai Thi Nguyen-Kim/privat


In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen und 17 Antworten – mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der dreiundzwanzigsten Ausgabe sprechen wir mit Mai Thi Nguyen-Kim, Chemikern, YouTuberin und Moderatorin. Aktuell moderiert sie die Live-Veranstaltungen im Projekt Die Debatte.

Eine gute Kommunikatorin braucht …?

Gute Ohren zum Zuhören.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation aktiv zu werden?

Gute Kommunikation ist viel Arbeit. Meine Kollegen im Labor brauchen jemanden, der ihnen diese Arbeit abnimmt, damit sie sich darauf konzentrieren können die Welt zu verbessern. Ich kümmere mich dann darum, dass die Welt diese Verbesserung auch annimmt. Und darum, dass die Welt versteht, was sie brauchen, um gute Arbeit machen zu können.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Kreativ, herausfordernd, spontan.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikatorin?

Wann immer ich Kommentare oder Nachrichten bekomme wie „Ich hätte nie gedacht, dass Chemie so cool sein kann!“ oder „Normalerweise hab ich mit Wissenschaft nichts am Hut, aber deine Videos schau ich gerne.“

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Bei einem Portrait-Artikel über mich, welcher eher fröhlich und inspirierend sein sollte, hatte es sich der Verfasser anscheinend zum Ziel gemacht, meinem Profil die Missstände der deutschen Forschung aufzuzwingen. Ausbeutung von Doktoranden ist ein wichtiges Thema, das Beachtung verdient, aber in diesem Fall nicht in den Kontext und davon abgesehen gar nicht zu meinen persönlichen Erfahrungen passte. Zum Glück durfte ich den Artikel vor der Veröffentlichung nochmal lesen und konnte es gerade noch abwenden, dass meine Doktorarbeit als hart und steinig beschrieben wurde, und zwar mit der Begründung dass sie „ein Vollzeitjob“ sei. Was sich wohl alle anderen arbeitenden Menschen beim Lesen gedacht hätten ...

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten? 

Ehrlich gesagt glaube ich, ich bin einfach für meine Arbeit gemacht. Nur manchmal laufe ich Gefahr, zu viele Projekte gleichzeitig zu bearbeiten, obwohl ich weiß, dass Multitasking neurowissenschaftlich gesehen gar nicht funktioniert.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Marie Curie. Außerdem muss ihr mal jemand sagen, dass sie sich vor der Strahlung schützen muss. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Chemie! Chemie! Chemie! Nur Spaß, alle Wissenschaften sind toll. Grenzen zwischen Wissenschaften zu ziehen ist ohnehin was für Anfänger. #AllSciencesAreBeautiful

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Je umstrittener ein Thema, umso wichtiger ist es darüber zu sprechen. Aber ich würde mich nicht äußern, wenn ich keine Ahnung über ein Thema habe. Ich nehme meinen Job da schon sehr ernst. Da viele Menschen Schwierigkeiten haben, Wissenschaft oder Wissenschaftlern zu vertrauen, würde jede Missinformation hart erarbeitetes Vertrauen schnell wieder vernichten. 

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Eine einjährige Science-Vlog-Weltreise zusammen mit meinem Mann.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Zurück ins Labor! Oder ein Restaurant eröffnen... ist ja fast dasselbe. Kochen ist kochen.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …?

… ein Studiengang, der an jeder Uni angeboten wird. 

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Meinen Staubsaugerroboter.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

In der Grundschule war ich davon überzeugt, dass meine Freundin und ich alleine mit zwei Pferden in einer Hütte im Wald leben würden. Ich war ein realistisches Kind, mir war schon klar, dass dieses Leben in der Grundschule noch nicht möglich sein würde – aber als Erwachsener kann man ja machen, was man will. Die Pferde-Wald-Vorstellung liegt inzwischen sehr weit von meinem Wunschleben weg, aber zumindest mache ich momentan tatsächlich was ich will und darf das auch noch Beruf nennen.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Tanzen oder kochen. Kann man auch kombinieren. 

Kollegen helfe ich gerne bei …?

Gerne immer bei allem, wo ich nur helfen kann!

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?

Dennis Fink von mediomix. Er soll mal berichten, wie man seine eigene Wissenschaftskommunikations-Firma gründet.

Dr. Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen-Kim ist Chemikerin, ScienceSlammerin, Moderatorin und YouTuberin. 2015 startete Leiendecker den YouTube-Kanal The Secret Life Of Scientists, um Stereotypen um Wissenschaftler und „Nerds“ umzustoßen und wissenschaftliche Themen einem jungen Publikum zu vermitteln. Zusätzlich ging im Oktober 2016 ihr YouTube-Kanal schönschlau online, den sie für funk produziert, ein Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene. Seit März 2017 moderiert Nguyen-Kim Lernvideos für das Fach Chemie in dem für funk produzierten Format musstewissen und gehört mit Harald Lesch und Philip Häusser zum Team von Terra X Lesch & Co. 2016 gehörte sie zu den Gewinnern im Webvideo-Wettbewerb Fast Forward Science und seit 2017 ist sie Moderatorin im WiD-Projekt Die Debatte, für das sie außerdem eine ganze Reihe von Videos produziert.

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1 Kommentare

  1. Dr Wilkes am 15.01.2020

    Sehr geehrte Frau Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, vielen Dank für Ihr Engagement für Wissenschaft und Wissenschaftsvermittlung. Enttäuscht war ich jedoch über die Darstellung des jungen Arztes, der sich €100.000,- verdienen wollte. Es war leider sehr unwissenschaftlich. Könnten Sie diese Scharte auswetzen?

    Mit freundlichen Grüßen Dr. Wilkes

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