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Nachgefragt bei Patrick Klügel

22. November 2022

  • Erstellt von Simon Esser
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Portraitfoto von Patrick Klügel Array

Patrick Klügel ist Public Engagement Manager an der Universität Tübingen. Foto: Wolfram Scheible

In der Reihe "Nachgefragt" stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der achtundsiebzigsten Ausgabe sprechen wir mit Patrick Klügel. Patrick Klügel ist Public Engagement Manager an der Universität Tübingen. Nach über zehn Jahren Projektarbeit in der Robert Bosch Stiftung entwickelt er nun im KI-Forschungsverbund Cyber Valley interaktive Wissenschaftskommunikationsformate.

 

1. Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht...?
...zuallererst die Fähigkeit zu Schweigen und Zuzuhören.

2. Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?
Das hat sich über Umwege durch Literatur und Kunst und meine frühere Tätigkeit bei einer Stiftung so ergeben. Was mich dauerhaft fasziniert sind die Themenvielfalt und die vielen engagierten und offenen Menschen in diesem Umfeld. Gute Wissenschaftskommunikation kann die dringend notwendige Transformation unserer Lebensweise erleichtern.

3. Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?
Mails, Menschen, Moderieren.

4. Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?
Teil eines Teams gewesen zu sein, das 2018 und 2019 die zwei großen zweitägigen Bürgerkonferenzen "Mensch Wissenschaft" so geplant und durchgeführt hat, dass alle Beteiligten dabei einiges gelernt und einen neuen Blick auf den Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft gewonnen haben. Ich halte das für einen herausragenden Ansatz, Laien und Wissenschaftler*innen ins Gespräch darüber zu bringen, was Wissenschaft ist, wie sie funktioniert und wer davon profitiert oder auch nicht. Wir haben das Projekt ausführlich dokumentiert, kann man hier nachlesen: https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/mensch-wissenschaft-miteinander-reden-voneinander-lernen

5. Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?
Zum Glück habe ich bisher nur kleine Desaster erlebt - eins davon war, als wir zum zweiten Mal mitten in der Pandemie unsere KI-Sprechstunde online anboten: Ich hatte nach dem Erfolg der ersten Ausgabe sogar zwei Wissenschaftler*innen für die Stunde gewinnen können. Als dann nur zwei Teilnehmer*innen im Meeting auftauchten, war das schon ein blödes Gefühl allen Beteiligten gegenüber.

6. Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?
Dass ich mich schnell für Dinge begeistere.

7. Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?
Mit dem großen Science-Fiction Autor Stanislaw Lem. Sein Humor, seine technologische Weitsicht und seine Geschichten über das Mensch-Sein beeindrucken mich. In seinen Geschichten kann man hintergründige Überlegungen zu Kommunikation und kommunikativen Widerständen finden. Ich hätte viele Fragen an ihn....

8. Ihre Lieblingswissenschaft?
Ich bin und bleibe Literaturwissenschaftler, auch wenn ich es immer bedauert habe, dass die literaturwissenschaftliche Methodik unausgereift ist.

9. Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?
Da fällt mir spontan keines ein. Der Reiz liegt doch darin, in jedem Thema etwas Spannendes, Relevantes oder Kontroverses zu entdecken und das kommunikativ zum Schwingen zu bringen. Was an den jeweiligen Themen interessant für die Kommunikation ist, entscheidet natürlich nicht nur der Sender, ganz im Gegenteil...

10. Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?
Seit zwei Jahren möchten wir einen Bürger*innenrat zu künstlicher Intelligenz umsetzen, der sich zum einen mit den Rahmenbedingungen beschäftigt, unter denen KI entwickelt und erforscht wird. Zum anderen sollte der Rat mit zufällig gelosten Teilnehmenden, Vorschläge für die Regulierung der Technologie entwickeln und an die Politik übergeben. Ich hoffe, wir bekommen das noch hin.

11. In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?
Ich habe vor dem Studium ein Blockhaus gebaut - da würde ich dann anknüpfen. Also: Zimmerei oder Schreinerei - das finde ich großartiges Handwerk.

12. Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist ...
...als Public Engagement ein integraler Bestandteil des Forschungsprozesses und mit vielfältigen gesellschafts- und beteiligungsorientierten Formaten unverzichtbar für eine schnelle Transformation unserer Entwicklung, unserer Technologien, unserer Innovationen für eine nachhaltige Lebensweise auf dem ganzen Planeten. Wissenschaftskommunikation muss radikaler werden.

13. Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?
Die wissenschaftliche Methodik des Falsifizierens und die Unterscheidung von Korrelation und Kausalität, als beste Annäherung an so etwas wie eine gemeinsame Wahrheit.

14. Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?
Ich glaube, ich habe mir die Zukunft gar nicht vorgestellt, weil ich viel zu sehr in der Gegenwart gelebt habe. Außerdem hat mich bis ins junge Erwachsenenalter die Vergangenheit immer mehr interessiert als die Zukunft. Das hat sich inzwischen umgedreht.

15. Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?
Ab aufs Rennrad und dann möglichst lange drauf bleiben. Da geht es ab der Haustür in den ältesten Naturpark Baden-Württembergs, auf die Schwäbisch Alb oder mit etwas Anfahrt in die Alpen. Beim stundenlangen Pedalieren wird einem - wenn der Stress schnell abgebaut ist - so langweilig, dass man unweigerlich neue Ideen entwickelt.

16. Kolleg*innen helfe ich gerne bei.../Ich stehe gerne Rede und Antwort zu...?
...allen Fragen zu Dialogformaten und bei der Argumentation, was eine langfristige Public Engagement Strategie von Wissenschafts-PR unterscheidet.

17. Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?
Ich würde den Fragebogen gerne an Jeanne Rubner schicken, die jetzt als Vizepräsidentin der TU München auch zuständig für Public Engagement ist und dieses Feld mitprägen wird.

 

Patrick Klügel ist Public Engagement Manager an der Universität Tübingen. Er entwickelt im KI-Forschungsverbund Cyber Valley interaktive Formate, mit denen Forschende in einen proaktiven Austausch mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen treten können. Nach seinem Germanistik-Studium an der Universität Tübingen hat er über zehn Jahre für die Robert Bosch Stiftung gearbeitet. Er hat zahlreiche Projekte initiiert, die den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft stärken, unter anderem das SILBERSALZ Festival, einen KI-Makerspace und die Masterclass Wissenschaftsjournalismus. Patrick Klügel war Jurymitglied des Helmholtz Wissenschaftstransfer Programms und leitet die Event-Unit am RHET AI.


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