Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Blog“ Qrss

Nachgefragt - bei Tobias Wolff

07. September 2021

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
  • 0
  • v Nachgefragt
Array

Der promovierte Geologe Tobias Wolff ist Ausstellungsleiter im Universum® Bremen. Foto: Universum® Bremen

 

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Achtundsechzig sprechen wir mit Tobias Wolff. Der promovierte Geologe ist verantwortlich für die Ausstellungen im Universum® Bremen und ist im hauseigenen Podcast „Wunder dich schlau“ zu hören.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

… in erster Linie Neugier für seine oder ihre Themen. Außerdem eine gute Vorstellungskraft davon, was andere Menschen bewegt. Nur so können der Zielgruppe entsprechend Formate entwickelt und Inhalte vermittelt werden.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Während meiner Promotion habe ich gemerkt, dass auch sehr spezielle und vermeintlich sperrige Themen dann für andere Menschen spannend werden, wenn man sie runterbricht und in einen allgemeineren Kontext setzt. Mir hat es damals schon Spaß gemacht, wenn mein Umfeld angefangen hat sich für meine Forschung zu interessieren und viele Nachfragen kamen. Da ich aber nicht nur gerne wissenschaftliche Themen aufbereite, sondern auch ein Faible für gestalterische Tätigkeiten habe, ist die Arbeit als Ausstellungsleiter ziemlich passend für mich.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Teamwork, jeden Tag etwas Neues, spielerische Umsetzung

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Meine Zeit als Praktikant im Exploratorium in San Franciso war auf jeden Fall eines meiner prägendsten Erlebnisse! In der Wiege der Science Center gearbeitet zu haben, ist schon etwas Besonderes und da denke ich heute noch gerne dran zurück. Ein Superprojekt in letzter Zeit war die Entwicklung unserer aktuellen Raumfahrt-Ausstellung „Up to Space“. Durch die Zusammenarbeit mit internationalen Museen wie dem Pariser Musée de l’Air et de l’Espace sowie mit der Europäischen Weltraumorganisation und Bremer Forschungsinstituten konnten wir unsere interaktiven Exponate mit einzigartigen Objekten, Bildern und Filmen kombinieren. Und ganz aktuell freue ich mich auf jede neue Folge unseres Podcasts „Wunder dich schlau“, in dem ich wissenschaftlich unter die Lupe nehme, worüber sich Kinder in ihrem Alltag wundern.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ein richtiges Desaster habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Aber natürlich gab es immer wieder Situationen, in denen etwas nicht so geklappt hat wie erhofft. In einer Sonderausstellung haben wir zum Beispiel versucht, ein Exponat inspiriert von dem französischen Künstler Yves Klein zu gestalten. Dabei sollte ein ganzer Raum in einem intensiven Blauton erscheinen und unsere Gäste sollten spüren, wie dieses Blau auf sie wirkt. Das hat allerdings sowohl atmosphärisch als auch technisch gar nicht funktioniert.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Bei neuen Ideen und Konzepten habe ich manchmal zu schnell eine „Schere im Kopf“ und denke zu voreilig an die Herausforderungen in der Umsetzung.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Alexander von Humboldt – denn er war ein großer Naturbeobachter und hat schon vor 200 Jahren den Einfluss der Menschheit auf das Klima thematisiert.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Als promovierter Geologe hängt mein Herz natürlich sehr an den Geowissenschaften. Umso mehr freue ich mich aber, mich im Rahmen meiner Arbeit mit ganz vielen anderen Disziplinen auseinandersetzen zu können.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Alle Forschungsthemen, die rein von ökonomischen Interessen geleitet und nur darauf ausgerichtet sind, vorgefertigte Meinungen zu festigen.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Ein Ausstellungshaus, das die Erde und unser Verhältnis zu ihr in den Mittelpunkt stellt. Es wäre aber zugleich Ausgangspunkt für Exkursionen an ganz viele Orte in der Natur, die gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteuren und lokalen Partnern umgesetzt würden. Denn am meisten lernt man immer, wenn man sich mit echten Phänomenen auseinandersetzt. Und das kann man in interaktiven Ausstellungen tun, aber auch direkt vor Ort: an der Küste, im Moor, am Fluss oder im Gebirge.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Dann wäre ich wahrscheinlich in der Forschung geblieben oder wäre ganz woanders gelandet – vielleicht in der Architektur. Die dreidimensionale Gestaltung reizt mich sehr und ähnlich wie in der Wissenschaftskommunikation stehen die Bedürfnisse der Zielgruppe im Mittelpunkt.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… sehr divers, sowohl was Themen als auch Formate angeht. Analog und digital werden sich gleichberechtigt nebeneinander ergänzen. Inhaltlich wird der Schwerpunkt auf Themen liegen, die das Überleben der Menschheit und das Leben auf unserem Planeten in den Fokus setzen.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Die Mathematik, denn sie ist die Sprache, die unsere Welt quantitativ erfassen und beschreiben kann.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Vor allem hochtechnisch und dabei trotzdem umweltverträglich! Und die Medizin würde nahezu alle Krankheiten heilen können. In der Realität entwickelt sich einiges dann doch anders oder langsamer als man denkt.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Abschalten kann ich am besten draußen, auf dem Fahrrad oder zu Fuß und mit viel Wind um die Ohren.

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…

… schnellen Skizzierungen, wie wissenschaftliche Themen aufbereitet und Exponate entwickelt werden können. Immer wieder gerne tausche ich mich auch mit unserem Team der Unternehmenskommunikation aus und wir entwickeln gemeinsam Ideen, wie wir das Universum® und unsere Inhalte nach außen tragen können.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Christof Börner vom phaeno in Wolfsburg. Meine Frage an ihn: „Wie viel Digitalität verträgt eine Hands-on-Ausstellung?

Tobias Wolff

Dr. Tobias Wolff ist Ausstellungsleiter im Universum® Bremen. In dieser Funktion ist der promovierte Geologe verantwortlich für die Konzeption und Entwicklung der Dauer- und Sonderausstellungen des Science Centers. Er ist außerdem im Universum®-Podcast „Wunder dich schlau“ zu hören und gibt dabei Kindern ab sechs Jahren Einblicke in die Welt der Wissenschaft.


0 Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben