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Nachgefragt – bei Venio Quinque

06. Dezember 2019

  • Erstellt von Anna Krings
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Venio Quinque ist Leiter des Referats Unternehmenskommunikation an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Foto: Michael Danner

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Achtundvierzig sprechen wir mit Venio Quinque. Er leitet das Referat Unternehmenskommunikation der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM).

Ein guter Kommunikator braucht…?

Neugier, Empathie, Strategie.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Mein erster Beruf war der des Journalisten und Reporters. Da ist man darauf spezialisiert, mitunter komplexe Themen zu kondensieren und sie verständlich und interessant zu erzählen. Ich habe mich schon immer auch für Technik interessiert, war als Schüler Hobby-Astronom, hatte und habe Interesse am Wie und Warum von Dingen und Phänomenen. Da fiel mir der Umstieg leicht: Die Aufgabe von mir und meinem Team ist es, Themen, die immer einen Bezug zu Material, Sicherheit und Wirtschaft haben, für ein breites Publikum aufzubereiten. Das ist für mich die Königsdisziplin für Kommunikator*innen und macht großen Spaß.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Fragen. Verstehen. Weitergeben.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator?

Da gab es einige. Das jüngste: Als ich nach dem Fußballtraining in einer Pizzeria mit einigen Mannschaftskameraden meines 13-jährigen Sohnes zusammensaß und im Smalltalk fragte, wer später was arbeiten möchte. Einer sagte: Arzt. Ein anderer: Manager. Und der dritte ganz selbstverständlich: Ich will zur BAM. Mir fiel vor Überraschung fast die Pizza aus der Hand, weil meine eigene Arbeit gar nicht Thema war. Es stellte sich heraus, dass der Junge eine Kindersendung gesehen hatte, in der die Prüfung von Pyrotechnik vorgestellt wurde. Die Produktion hatte an der BAM stattgefunden. Das war für mich wieder der Beweis, dass man mit großem Vorlauf in die Nachwuchsgewinnung investieren muss, sich dies aber lohnt. Bei mir bekommen Schüler*innen deshalb immer einen Termin, egal wie eng es zeitlich ist. Neulich waren zwei zum Thema Mikroplastik hier, um zu recherchieren. Mal sehen, was daraus wird, die Arbeit wollen sie mir noch schicken.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Gottseidank ist das noch nicht passiert, aber es kann jederzeit eintreten. Und dann geht die Arbeit los. Dann muss man ganz schnell ganz viel kommunizieren: faktenkorrekt, transparent und mit Empathie.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Mein Bewegungsdrang. Weil zuviele Besprechungen noch im Sitzen stattfinden. Sitzen strengt mich an.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Leonardo da Vinci. Weil er als Universalgenie Ingenieurwesen, Wissenschaft, Architektur und Kunst in seiner Person vereinigt hat.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Schwierige Frage. Ich habe Journalistik, Kommunikationswissenschaften und Jura studiert, also Sozial- und Gesellschaftswissenschaften. In meinem Beruf bin ich mit Naturwissenschaften, Materialwissenschaften und vielen weitere Disziplinen in Kontakt. Spannend wird es für mich immer dann, wenn mehrere Bereiche zusammenarbeiten und eine wissenschaftliche Frage gemeinsam beantworten. Also heißt meine Lieblingswissenschaft vielleicht am ehesten: Interdisziplinarität.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Die BAM sorgt für Sicherheit in Technik und Chemie für die Menschen, die Umwelt und Sachgüter. Dazu kommuniziere ich gerne. Im Umkehrschluss heißt das: Alles was schlecht für Mensch, Natur und Wirtschaft ist, mag ich weniger. Dazu könnte ich auch nicht glaubwürdig kommunizieren.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Beste Bildung für alle Menschen. Studium generale von der Vorschule an, über den Ruhestand hinaus. Ein „Wissenswonderland“ für jedes Talent mit der Möglichkeit alles zu vertiefen. Unabhängig vom Portemonnaie. Das wäre toll.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Meinen Traumjob habe ich gefunden. Wenn es doch etwas anderes sein soll: Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten. In welchem Bereich, wäre dann vielleicht gar nicht so wichtig. Hauptsache, es gibt einen konstruktiven, interessanten Austausch mit anderen. Es muss etwas entstehen. Und es soll dabei auch gelacht werden.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

Digital. Bedient unsere Interessen vorausschauend dank AI. Ist für jeden Menschen zugänglich. Und hoffentlich gibt es dann immer noch ein Buch oder eine Zeitung zum Aufschlagen.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Die Entwicklung der Espressokanne durch den piemontesischen Erfinder Alfonso Bialetti in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Unsere Kolleg*innen aus der zerstörungsfreien Prüfung haben übrigens mal beim Brühvorgang mit Röntgenaugen hineingeschaut. Die Animation gibts auf Wikipedia. Fühlt sich ein bisschen an wie Supermans Röntgenblick und belegt den Erfindergeist Bialettis.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Eigentlich dachte ich, dass ich heute in einer Art Raumschiff Enterprise sitzen würde, unterwegs zu irgendeiner fernen Galaxie. Denn als 5-Jähriger wollte ich natürlich Astronaut werden, wie so viele. Es kam anders. Aber ich habe wenigstens schon mit drei Raumfahrern gesprochen.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Beim Radfahren. Beim Joggen. Mit einer Tasse Kaffee.

Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…

Unsere Wissenschaftler*innen sind unsere Stars. Ihnen helfe ich gern dabei, ihr Thema zu „übersetzen“ für die große Bühne Öffentlichkeit. Da treffen sich dann Expert*innen aus ganz unterschiedlichen Welten und fangen an, zusammenzuarbeiten. Das ist für mich immer eine schöne Denksportaufgabe. Denn ich vertrete diejenigen in der Runde, die gar nicht dabei sind, für die wir dies aber tun. Nämlich die interessierten Menschen, die unsere Ergebnisse später lesen, schauen, hören und verstehen wollen. Für die müssen wir einerseits vereinfachen und andererseits immer den Wissenschaftler*innen gerecht werden, ihre Forschung also im Kern immer korrekt wiedergeben. Das ist manchmal ein Ringen. Und da stehe ich dann auch gern Rede und Antwort.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?

Der Physikerin Lise Meitner, der Mathematikerin Emmy Noether und dem theoretischen Physiker Albert Einstein. Allen würde ich gern die gleiche Frage stellen: Was hat sie bei ihrer Arbeit angetrieben?

 

Venio Quinque

Venio Quinque leitet seit 2016 an der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung das Referat Unternehmenskommunikation. Er hat an der Universität Hamburg ein Doppelstudium absolviert: Journalistik und Kommunikationswissenschaft (M.A.) sowie Rechtswissenschaft (LL.M/LL.B). Vor seinem Wechsel zur BAM war Venio Quinque zehn Jahre Gründungsgeschäftsführer von TU9, der Allianz führender Technischer Universitäten und arbeitete als Journalist.

Neben vielen anderen Aufgaben gehört auch die Prüfung von Pyrotechnik - Silversterfeuerwerk - zu den Arbeiten der BAM. Ab Dezember twittert sie zu dem Thema regelmäßig unter twitter.com/BAMResearch


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