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#openscience – Wissenschaft und Social Media

11. August 2015

  • Erstellt von Lena Zimmermann
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Die Zukunft der Wissenschaftskommunikation? Foto: Jason A. Howie (Flickr)

Dass sich die Medienlandschaft durch das Internet verändert hat, wird seit den 90ern regelmäßig und von vielen Menschen betont. Im Vergleich dazu sind die Folgen dieses Wandels für die Vermittlung von Wissenschaft nicht ganz so oft Thema. In einem Artikel für das JUnQ-Magazin (JUnQ steht für Journal of Unsolved Questions) widmen sich Markus Weißkopf und Thorsten Witt der Frage, welche Auswirkungen die sozialen Medien auf die externe Wissenschaftskommunikation haben und was das vor allem für die Wissenschaftler selbst bedeutet.

Das Social Web läuft der Pressemitteilung als Inbegriff der linearen Kommunikation den Rang ab. Die Pressestellen der Wissenschaftsorganisationen und Hochschulen haben die Entwicklung ernst genommen und ihre Strategie um den interaktiven Ansatz ergänzt: Die YouTube-Kanäle der Fraunhofer-Institute, die Facebook-Profile der großen Forschungsgesellschaften, die Twitter-Accounts der deutschen Universitäten sprechen für sich. Was aber haben Wissenschaftler davon, selbst über diese Kanäle an die Öffentlichkeit zu treten, die eigenen Forschungsergebnisse zu kommunizieren und damit den direkten Austausch zu suchen? 

Zu wenig Unterstützung aus dem eigenen Institut?

Kommunikationsfreudige Wissenschaftler machen sich unabhängig von Pressestellen und Journalisten. Wer seine Forschungsarbeiten selbst kommuniziert, beugt Fehlern vor und kann schnell auf Missverständnisse reagieren. Wissenschaftler, die sich in die öffentliche Diskussion einmischen und ihren eigenen Standpunkt vertreten, fördern Aufmerksamkeit und Interesse. Die direkte Interaktion mit Nicht-Wissenschaftlern kann Diskussionen voranbringen und möglicherweise die eigene Forschung bereichern. Andererseits bedeutet eine gepflegte Social-Media-Präsenz viel Zeit, Aufwand und Geduld. Sie bietet Kritikern Angriffsfläche. Wer sich öffentlich zu kontroversen Themen positioniert, muss mit Gegenwind rechnen. Hinzu kommt, dass Forschungsorganisationen oder Hochschulen Wissenschaftler mit eigener Kommunikationsstrategie nicht zwingend unterstützen. Wer sich traut, trägt selbst die Verantwortung, nutzt aber langfristig gesehen auch eine große Chance – so das Resümee von Weißkopf und Witt.

Social Media? Forscher sehen keinen Mehrwert 

Und wer traut sich nun? Bisher gar nicht so viele – das sagt jedenfalls die Science 2.0-Studie des Leibniz-Forschungsverbunds zur „Nutzung von Social Media und online-basierten Anwendungen in der Wissenschaft“. Dort heißt es zwar, dass digitale, online-basierte Werkzeuge bei Wissenschaftlern Akzeptanz gefunden und Einzug in den wissenschaftlichen Alltag erhalten hätten, im Kontext der (externen) Wissenschaftskommunikation sieht es allerdings nicht so gut aus. 

Laut Studie sind die in der Forschungsarbeit meist genutzten digitalen Anwendungen Wikipedia (von 94 Prozent der Befragten beruflich genutzt), Mailinglisten (76 Prozent), Online-Archive und Datenbanken (75 Prozent) sowie Cloud-Dienste (70 Prozent). Blogs und Mikroblogs wie Twitter landen mit 9 Prozent bzw. 5 Prozent auf den hinteren Rängen. Als Gründe für deren Nicht-Nutzung geben die Befragten den fehlenden Mehrwert für die eigene Arbeit an und den Zeitmangel, sich in die Thematik einzuarbeiten. 

Digital heißt nicht gleich sozial

Neben den digitalen Tools in der Forschungsarbeit geht es in der Studie aber auch um den Einsatz dieser Anwendungen für die Wissenschaftskommunikation. Laut Befragung sind die meistgenutzten Online-Tools in der Wissenschaftskommunikation insgesamt Mailinglisten (41 Prozent), Videokonferenzen (31 Prozent) und Wissenschaftliche Netzwerke (30 Prozent), also Werkzeuge der internen Kommunikation. Bei der expliziten Frage nach der Vermittlung von Forschungsthemen an die Öffentlichkeit wird es – insbesondere mit Blick auf den oben vorgestellten Artikel – interessant: Die Top 3 der meist genutzten Online-Tools sind Mikroblogs, Soziale Netzwerke und Video-/Foto-Community-Portale. Die Zahlen derer, die diese Tools als relevant für die Wissenschaftskommunikation betrachten, sind aber enttäuschend. So nutzen zum Beispiel nur 37 Befragte aus einer Grundgesamtheit von N=1.419 (also nur 2,6 Prozent) Mikroblogs für die Vermittlung von Forschungsthemen an die Öffentlichkeit.

Die Studie zeigt die gelungene Integration digitaler Anwendungen in die Wissenschaft. Eine Öffnung und vor allem Nutzung sozialer Medien für die Wissenschaftskommunikation durch die Wissenschaftler kann allerdings nicht festgestellt werden. Die Beziehung zwischen ihnen und dem Social Web bleibt unklar – ein respektvolles Annähern auf dem Weg zur festen Liaison? Sollten sich die sozialen Medien eines Tages in Wissenschaftlerkreisen fest etabliert haben, bliebe jedenfalls noch die Frage zu klären: Was passiert, wenn plötzlich jeder Wissenschaftler bloggt, um Follower wirbt und sich über passende Instagram-Filter Gedanken macht?


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