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PowerPoint ist nicht alles

24. Februar 2016

  • Erstellt von Friederike Grässer
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Wie führt man Zuhörer am besten an sein Thema heran? (Foto: Christof Rieken/Jugend präsentiert) Array

Wie führt man Zuhörer am besten an sein Thema heran? (Foto: Christof Rieken/Jugend präsentiert)

Draußen herrscht typisches Hamburger Schietwetter an diesem Morgen auf Gut Karlshöhe, trotzdem haben fast 30 Lehrerinnen und Lehrer den Weg zum Multiplikatorentraining von Jugend präsentiert gefunden. Aus ganz Deutschland sind sie angereist und fragt man nach den Gründen für die Teilnahme am Seminar, ist die Meinung einhellig: Präsentationen als fester Bestandteil des Leistungsnachweises sind längst in der Schule angekommen, doch an konkreten Hinweisen und Materialien zur Vermittlung von Präsentationskompetenz fehlt es weitestgehend. 

Hier setzt Jugend präsentiert an. Das Multiplikatorentraining ist einer von drei Bausteinen des Projekts, das von der Klaus Tschira Stiftung gefördert wird. Ziel ist es, die Präsentationskompetenzen von Schülerinnen und Schülern, vornehmlich in den naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern, zu stärken. In einem Wettbewerb können die Schüler sich im Präsentieren messen und im außerschulischen Kontext ausprobieren. Damit das Präsentieren Eingang in den Unterricht findet, wurden Unterrichtsmaterialien entwickelt und es werden bundesweit Multiplikatorentrainings für Lehrkräfte angeboten.

Zu Beginn des Seminars tauschen die Teilnehmer erst einmal Erfahrungen mit dem Thema Präsentation im Unterricht aus. „Bei den Antworten auf die Frage nach der Rolle der Präsentation an der Schule spiegelt sich die Entwicklung bei diesem Thema in den letzten Jahren deutlich wieder“, stellt Seminarleiter Dr. Thomas Susanka in der Diskussion fest. Bereits seit vier Jahren hält und entwickelt er zusammen mit vier weiteren Kolleginnen und Kollegen vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen die Multiplikatorentrainings von Jugend präsentiert. Die Präsentation nimmt im Schulalltag, aber auch im späteren Berufsleben eine immer wichtigere Rolle ein. Damit steigt auch die Nachfrage bei Lehrkräften nach Unterrichtsmaterialien und Hilfestellungen zu diesem Thema. Besonders häufig fehlt es auch an einheitlichen Bewertungskriterien für Präsentationen, die fächerübergreifend gültig sind. Im Seminar diskutieren die Teilnehmenden die Bewertungskriterien, die von Jugend präsentiert vorgeschlagen werden. Auf dem Bewertungsbogen finden sich die Kriterien Darstellungsvermögen, Sachkenntnis und Adressatenorientierung, die bei den Teilnehmern auf Zustimmung stoßen.

Fünf Module umfassen die Unterrichtsmaterialien von Jugend präsentiert, die sich an den verschiedenen Schritten zur Vorbereitung einer Präsentation orientieren. Alle Module im Rahmen der zweieinhalb-tägigen Fortbildung zu behandeln wäre nicht möglich. So beschränkt sich der erste Teil auf die Rhetorische Situationsanalyse als Grundlage bei der Planung einer Präsentation, außerdem bekommen die Teilnehmer Einblick in die Module Medieneinsatz und Performanz. 

Wie interessiere ich meine Oma, ein Kindergartenkind oder die Austauschschülerin am besten für Kakerlaken und Geckos, die als Vorbild für die Konstruktion von Robotern herangezogen werden? Diese Übung probieren die Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Rhetorische Situationsanalyse aus. Es geht darum, sich in den Zuhörer hineinzuversetzen und sich bewusst zu machen, wie man verschiedene Zuhörer am besten an sein Thema heranführt. Mit diesem ersten Modul der Jugend präsentiert-Unterrichtsmaterialien wird nicht nur die Grundlage für die Vorbereitung einer guten Präsentation geschaffen, sondern es werden auch die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gefördert.

Beim Multiplikatorentraining lernen Lehrkräfte wie sie die Präsentationskompetenz ihrer Schüler stärken können. (Foto: Chrstoph Rieken/Jugend präsentiert)
Beim Multiplikatorentraining lernen Lehrkräfte wie sie die Präsentationskompetenz ihrer Schüler stärken können. (Foto: Chrstoph Rieken/Jugend präsentiert)

Beim Multiplikatorentraining lernen Lehrkräfte wie sie die Präsentationskompetenz ihrer Schüler stärken können. (Foto: Chrstoph Rieken/Jugend präsentiert)

Praktisch geht es an Tag zwei des Trainings mit dem Modul zum Medieneinsatz weiter. „Die Aufgabe, eine Präsentation zu erstellen, wird von vielen Schülern als das Erstellen einer PowerPoint-Präsentation verstanden“, erzählt eine Teilnehmerin und erntet zustimmendes Nicken der anderen Teilnehmenden. Dabei sollte der Medieneinsatz in einer Präsentation als unterstützendes Element gesehen werden. „Erst sollte der Inhalt einer Präsentation erarbeitet werden, bevor man sich für das passende Medium entscheidet. Und das müssen nicht immer die klassischen PowerPoint-Folien sein“, sagt Seminarleiterin Yvonne Wichan, die ebenfalls dem Tübinger Trainerteam angehört. Die Möglichkeit, zwei alternative Präsentationsmedien auszuprobieren, bekommen die Teilnehmenden während des Seminars. Eine Gruppe beschäftigt sich mit dem Präsentationsprogramm Prezi, während die andere Gruppe Erklärvideos dreht. In der Prezigruppe heißt es umdenken, denn die Folien werden nicht hintereinander abgespielt, wie man es von PowerPoint kennt, sondern die Präsentation entsteht auf einer großen weißen Fläche als Gesamtbild – der Inhalt der Präsentation muss also vorher stehen. Auch in der Erklärvideogruppe wird schon heftig über das Drehbuch diskutiert – kann der Lotuseffekt mit den wenigen vorhandenen Mitteln anschaulich im Video dargestellt werden? Oder wäre der Treibhauseffekt doch besser geeignet? Obwohl die Teilnehmenden am liebsten gleich mit dem Dreh starten würden, gilt auch hier: Zuerst sollte das Storyboard, also der Inhalt stehen, dann kann es losgehen. Als beim Medienfestival am Abend die Ergebnisse des Tages präsentiert werden, sind die Teilnehmenden erstaunt: Mit doch sehr einfachen technischen Mitteln und recht geringem Zeitaufwand lassen sich wirkungsvolle und anschauliche Erklärvideos erstellen.

Fragte man den bedeutenden griechischen Redner Demosthenes danach, welche drei Dinge eine gute Rede auszeichnen, so antwortete er „Performanz, Performanz, Performanz“. Zu Beginn des letzten Seminartags diskutieren die Teilnehmenden seine Aussage und sind sich schnell einig: Nur gehört zu werden reicht nicht, auch der Inhalt sollte eine Rolle in der Präsentation spielen. Trotzdem kann der Auftritt einer Präsentation geübt werden und so hieß es bei der Multimediakaraoke: präsentieren, was die unbekannten Folien hergaben. Diese Übung ist eng verknüpft mit dem Feedback zu einer Präsentation. In einer Videoanalyse beurteilen die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach den Auftritt des Präsentierenden. Um die Feedbackkultur in einer Klasse zu schulen, lernen sie zu dieser Übung Grundregeln für das Feedback in einer Klasse kennen, die sich in den Unterrichtsmaterialien von Jugend präsentiert finden. 

Nach drei ausgefüllten Seminartagen machen sich die Lehrerinnen und Lehrer auf den Heimweg. Im Gepäck haben sie eine Menge neuer Anregungen, wie sie das Präsentieren in den Unterricht integrieren wollen, die ein oder andere Idee, wie sie auch die Kollegen davon überzeugen können, und nicht zuletzt das Jugend präsentiert-Multiplikatorenhandbuch, in dem alle Module mit vielen Übungen versammelt sind.

Termine und weitere Informationen zu den Multiplikatorentrainings.


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