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Programm-Spotlight FWK22: Wie kann Klimakommunikation gesellschaftliches Handeln verändern?

22. August 2022

  • Erstellt von Paul Sutter
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Portrait Meike Lohkamp Array

Meike Lohkamp ist Wissenschaftsredakteurin bei der Helmholtz-Klima-Initiative. Foto: privat

„Die größte Herausforderung ist es, die richtige Ansprache zu wählen“

Welche Rolle spielt Wissenschaftskommunikation für eine Gesellschaft im Wandel? Darum geht es beim Forum Wissenschaftskommunikation 2022 unter dem Motto „Transformation gestalten“. Meike Lohkamp ist Wissenschaftsredakteurin bei der Helmholtz-Klima-Initiative und moderiert beim FWK gemeinsam mit Roland Koch das World-Café-Format „Wie kann Klimakommunikation gesellschaftliches Handeln verändern?“. Im Interview erzählt sie, was die Community der Klimakommunikator*innen ausmacht, welche Chancen und Hürden sie sieht und was Teilnehmer*innen sich von der Teilnahme am interaktiven Format erhoffen können.

Frau Lohkamp, in Ihrem Beitrag zum Forum Wissenschaftskommunikation geht es um Klimakommunikation. Was genau ist das eigentlich und wer macht das?

Klimakommunikation ist die wissenschaftlich fundierte Kommunikation zu Klima und Klimawandel.

Das Feld der Akteur*innen ist recht divers aufgestellt. Wir haben zum Beispiel die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die zu Klima und Klimawandel kommunizieren. Wir haben einzelne Wissenschaftler*innen, die aktiv dazu sprechen. Es gibt Organisationen wie klimafakten.de, das Deutsche Klima-Konsortium oder Journalist*innen, zum Beispiel die Initiative KLIMA° vor acht oder das Netzwerk Klimajournalismus, die sich Gedanken darüber machen, wie wir das Thema so transportieren können, dass Menschen handeln. Dazu kommen NGOs, Freischaffende, Engagierte auf Social-Media-Kanälen. Die Community der Klimakommunikator*innen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen.

An wen richtet sich die Kommunikation der Helmholtz-Klima-Initiative?

Wir haben vier Kernzielgruppen. Einerseits wollen wir Menschen, die sich aktiv öffentlich für das Thema engagieren, eine valide Faktenbasis bieten. Daneben sind für uns Medienschaffende klassischer Online-, Print-, TV- und Rundfunkformate, aber auch von Social-Media-Formaten wie Twitter oder Instagram wichtige Dialogpartner*innen. Außerdem natürlich Akteur*innen aus Politik und Wirtschaft. Gerade dort sitzen ja Entscheider*innen, die einen riesengroßen Einfluss darauf haben, ob wir das 1,5 Grad Ziel noch erreichen oder nicht. Und schließlich wollen wir unser Faktenwissen künftig noch stärker dem Bildungsbereich zugänglich machen.

In Ihrem World Café auf dem Forum Wissenschaftskommunikation geht es um die gesellschaftliche Transformation hin zur Klimaneutralität. Wie soll diese Transformation aussehen?

In unserer westlichen Industrie- und Konsumgesellschaft tragen wir durch unsere Produktionsweisen und unseren Lebensstil überdurchschnittlich stark zum Klimawandel bei. Damit müssen wir uns kritisch auseinandersetzen und Veränderungen schaffen, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene, wir müssen also unsere Gesellschaft transformieren. Für die Wirtschaft bedeutet das unter anderem den Umstieg auf erneuerbare Energien, aber auch die Steigerung der Energieeffizienz oder eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Auf persönlicher Ebene kann das zum Beispiel den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad oder den ÖPNV bedeuten oder aber eine stärker pflanzenbasierte, regionale und saisonale Ernährung. Dafür bedarf es jedoch auch politischer Entscheidungen. Denn die Politik schafft die Rahmenbedingungen, die eine Transformation mehr oder weniger wahrscheinlich machen. Auf internationaler Ebene ist das Pariser Klimaabkommen das jüngste Beispiel: Darin haben sich die UN-Mitgliedsstaaten auf verbindliche Reglungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2°C, besser 1,5°C, geeinigt. Mit dem European Green Deal haben sich die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Auf nationaler Ebene werden die internationalen Vereinbarungen durch eigene Gesetze und Maßnahmen konkretisiert: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum Beispiel regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz.

Welchen Hürden können wir mit besserer Klimakommunikation begegnen?

Der Klimawandel ist mit den menschlichen Sinnen – Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen, Riechen – selten unmittelbar wahrnehmbar. Mit zunehmender Hitze, Dürre oder Starkregenereignissen ändert sich das zwar allmählich. Menschen bilden aber auch sogenannte mentale Modelle des Klimawandels, also eine Art Abbild der Wirklichkeit. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Studien zeigen, dass das, was Menschen über den Klimawandel wissen und diese Modelle formt, vor allem aus den Medien stammt. Deswegen haben wir als Klimakommunikator*innen und Medienschaffende eine große Verantwortung: Mit dem, was wir sagen, bestimmen wir entscheidend mit, wie Menschen den Klimawandel sehen. Welche Einstellungen sie ihm gegenüber haben, wie sie sich verhalten. Die größte Herausforderung ist es also, die richtige Ansprache zu wählen: Wie können wir den Klimawandel so kommunizieren, dass Menschen nicht resignieren, sondern Teil der Veränderung werden?

Welche Rolle spielen Ängste und Hoffnungen dabei?

Der Klimawandel ist eine der größten Bedrohungen für die Menschheit. Aus der Sozialpsychologie wissen wir jedoch: Bedrohung alleine schafft Angst. Sie lähmt Menschen. Was stattdessen hilft: Nicht nur Bedrohungen, sondern auch Handlungs- und Lösungsoptionen aufzeigen, klar machen, dass wir mit unserem eigenen Handeln wirksam etwas gegen die Bedrohung tun können. Das reduziert Angst und schafft Hoffnung. Und bewegt Menschen dazu, ihre Einstellungen und Verhaltensweisen zu ändern. Das müssen wir in unserer Kommunikation berücksichtigen. Wichtig bei dieser Art der konstruktiven oder lösungsorientierten Kommunikation ist aber auch, nicht dem Individuum die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Denn die liegt – wie schon beschrieben – bei mehreren Akteur*innen, unter anderem der Politik.

Was erwartet die Teilnehmer*innen Ihres World Cafés?

Unser Ziel ist die Vermittlung von praktischen Kommunikationstipps: Wie machen die anderen das? Was ist wichtig, was können wir mitnehmen für unsere tägliche Arbeit?

Wen wollen Sie mit Ihrem World Café ansprechen? 

Am meisten lohnt sich der Besuch für Menschen, die täglich und immer wieder – beruflich oder privat – mit dem Thema Klimawandel konfrontiert sind und dazu kommunizieren.

Was sollte man lesen, wenn man sich für die effektive Vermittlung von Klimathemen interessiert?

Ein gerade frisch gedruckter Klassiker ist „Über Klima sprechen“, das Handbuch zu Klimakommunikation, von klimafakten.de. Im Frühjahr ist auch der Sammelband “Medien in der Klima-Krise” von KLIMA° vor acht erschienen. Das Buch versammelt Texte zur nicht immer rühmlichen Rolle von Medien bei diesem Thema.


Wie kann Klimakommunikation gesellschaftliches Handeln verändern? Moderation: Roland Koch, Helmholtz-Klima-Initiative und Meike Lohkamp, Helmholtz-Klima-InitiativeInteraktives Format, 90 Minuten


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