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Über die Macht von Rollentausch: Erstes Planspiel im Projekt Genomchirurgie im Diskurs

14. Mai 2018

  • Erstellt von Arwen Cross
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  • Genomchirurgie im Diskurs
  • B Wissenschaft im Dialog
Die Teilnehmenden schlüpfen in fiktive Rollen und diskutieren über Gentherapie. Foto: Markus Scholz Array

Die Teilnehmenden schlüpfen in fiktive Rollen und diskutieren über Gentherapie. Foto: Markus Scholz

Zwischen Andreas Vogt und Heiko Wohlleben ist ein Streit ausgebrochen. Es geht um die Behandlung der Krebspatientin Christin Müller. Ist eine Gentherapie zum jetzigen Zeitpunkt das Richtige für sie? Heiko Wohlleben ist der behandelnde Arzt und sieht in der Therapie die einzige Möglichkeit, der inzwischen austherapierten Frau noch zu helfen. Andreas Vogt, Vertreter der Krankenkasse, führt die relativ häufigen Nebenwirkungen als Gegenargument an. Seiner Meinung nach wird die durch die bisherigen Behandlungen bereits geschwächte Frau Müller an der Therapie nur leiden. Die Erfolgschancen seien niedrig und die Kosten hoch.

Andreas Vogt und Heiko Wohlleben sind fiktive Figuren aus einem Planspiel im Projekt „Genomchirurgie im Diskurs“. Am Abend des 18. April werden sie in der Nationalen Akademie der Wissenschaft – Leopoldina erstmalig lebendig, weil Hallenserinnen und Hallensern in ihre Rollen schlüpfen.

Wir schlüpfen in Rollen

Die Situation ist fiktiv – Gentherapien dieser Art sind jedoch schon Realität und werden bereits in klinischen Studien getestet. Grund genug, jetzt eine gesellschaftliche Diskussion zu den ethischen Konsequenzen der Gentherapie und der oft angewandten CRISPR-Cas-Methode zu führen.

Die knapp 40 Teilnehmenden haben sich in fünf Gruppen aufgeteilt, für jede Rolle eine Gruppe. Neben Arzt und Krankenkasse sind der Mann der Patientin, ihre Freundin und eine Forscherin dabei. Gemeinsam diskutieren sie, wie sie die kranke Christin Müller in Bezug auf eine Gentherapie beraten sollten.

Nicht nur die Rollen sind divers, sondern auch das Publikum. Ein Mann, der im echten Leben Arzt ist, gibt sich Mühe, sich in die Rolle eines Angehörigen zu versetzen. Andreas Vogt und Heiko Wohlleben sind durch zwei Biologinnen vertreten. Sie haben sich so tief in die Rollen eingelebt, dass die Diskussion heftig verläuft. Der Moderator bittet sie, einander ausreden zu lassen.

Am Ende des Planspiels steht die Entscheidung an: Zwei Gruppen stimmen dafür, Christin Müller dahingehend zu beraten, sich mit der Gentherapie behandeln zu lassen, zwei dagegen. Der Mann der Patientin enthält sich – seine Frau soll die Entscheidung besser selbst treffen, er möchte ihr zu nichts raten.

Dann legen wir die Rollen zur Seite

Patt. Dann legen wir die Rollen zur Seite – und auf einmal ist alles anders. Die junge Frau von der Krankenkasse, die gerade sehr emotional gegen die Therapie argumentiert hat, findet, dass Frau Müller die Gentherapie auf jeden Fall versuchen soll – es sei ihre einzige Chance. Auch eine betroffene Frau meint, sie würde zwei Wochen Urlaub machen und dann das Risiko in Kauf nehmen, falls ihr Arzt zu dieser Therapie raten würde. Nicht alle sind von der Gentherapie überzeugt. Der technologische Fortschritt entwickelt sich seiner Meinung nach so schnell, meint ein Mann, dass wir die ethischen Konsequenzen und Risiken möglicherweise gar nicht richtig abschätzen können.

Die fiktive Christine Müller steht vor einer schweren Entscheidung. In Halle hätten die meisten ihr geraten, die Therapie zu versuchen. Wie es in anderen Städten aussieht, werden wir bei den nächsten Terminen hören. Am 16. Mai diskutieren wir in Jena weiter über Genomchirurgie. Dieses Mal ohne Rollen, dafür im Rahmen einer Unterhausdebatte. Diskutiert mit!

Weiterer Termin: 6. Juli in Halle


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