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Von der Einbahnstraße zum Kreisverkehr

04. Februar 2016

  • Erstellt von Wiebke Volkmann
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Prof. Dr. Monika Taddicken bei ihrer Antrittsvorlesung (Foto: Daniel Götjen)

Es ist kein ganz einfaches Verhältnis zwischen der Öffentlichkeit und der Wissenschaft. Die Wissenschaft mit ihren Methoden ist für Laien zum Teil nicht verständlich. Mögliche Abweichungen und Unsicherheiten von Ergebnissen schüren zuweilen Zweifel an wissenschaftlicher Erkenntnis. Andererseits werden gesellschaftliche und persönliche Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen. Daher ist die Kommunikation über Wissenschaft so wesentlich für die Gesellschaft und ein relevantes Forschungsfeld. Es ist auch das Forschungsfeld von Monika Taddicken, Leiterin des DFG-Projekts „Klimawandel aus der Sicht der Medienrezipienten“ aus dem Schwerpunktprogramm „Science and the Public. Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Im Oktober 2015 wurde Taddicken als Professorin für Kommunikations- und Medienwissenschaften an die Technische Universität Braunschweig berufen. Ihre Antrittsvorlesung Ende Januar 2016 widmete sie dem Thema: „Wissenschaft und Öffentlichkeit. Von der Information zur Partizipation“.

Der Fokus des Vortrags lag auf den Kommunikationswegen, die zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit beschritten werden. Die Wissenschaft hat sich im Laufe der Geschichte zunehmend geöffnet, von der reinen Wissensvermittlung hin zu Dialog und Partizipation. Dabei kommt dem Medienwandel eine zentrale Rolle zu. Das Internet bietet niedrige Schwellen, sich bei Themen und Diskussionen einzubringen und selbst Autor zu werden. Im Netz wird der Nutzer auch zum Akteur. In der Wissenschaftskommunikation entwickelten sich daraus verschiedene Formate: Zu klassischem Journalismus und wissenschaftlichen Fernsehsendungen sind Blogs, Foren, Podcasts und Webvideos hinzugekommen – um nur einige zu nennen. Und ihre Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden. Das zeigen Zahlen, die Taddicken aus dem DFG-Schwerpunktprogramm „Wissenschaft und Öffentlichkeit“ vorstellte. Danach holen sich etwa zwei Drittel aller Deutschen ihre Informationen aus dem Internet, darunter auch von Videoplattformen, aus Social Media und Blogs.

Wenig bekannt ist allerdings, wie beziehungsweise wie sehr die Informationen aus dem Netz die Meinungen zu wissenschaftlichen Themen beeinflussen. Aus der eigenen Forschung weiß Taddicken: Je interessierter ein Mensch an einem Thema ist und je übertriebener die Berichterstattung darüber, desto stärker wird die Meinung des Nutzers beeinflusst. Sogar ein schlechter Umgangston in Kommentaren, Foren und Co. beeinflusst die Einstellung zum gesamten Thema negativ. Außerdem verhärten Diskussionen im Netz eher die Fronten, als dass dort jemand seine Einstellung ändern würde – das führt zum Teil zu dem Phänomen der sogenannten Echochambers: Räume selektiver Informationsaufnahme, die bereits vorhandene Ansichten bestätigen und verstärken. In Bezug auf brisante wissenschaftliche Themen von Gentechnik bis Klimawandel kann das problematisch sein. Hier hat die Forschung Nachholbedarf. Bisher ist kaum erfasst, wer sich im Internet an Diskussionen beteiligt, wer zu den Meinungsführern gehört, wie die Informationen aus dem Netz genutzt werden.

Abschließend forderte Taddicken, Rollenbilder in der Wissenschaft zu überdenken, Prozesse und Risiken weiter zu erforschen und Chancen zu nutzen. Die sieht sie vor allem im hohen Partizipationspotential und neuen Formen des Austauschs. Wo die Grenzen zwischen Nutzer und Autor verwischen, steigt der Anspruch an Wissenschaftskommunikation. Sie tut gut daran, verschiedene Wege zu gehen und den Raum für Beteiligung zu geben, um vom vage interessierten Laien bis zum tatsächlichen oder selbst ernannten Experten möglichst viele verschiedene Menschen zu erreichen. So kann Wissenschaft als Dialogpartner gesehen und angenommen zu werden. Auf weitere Forschungsergebnisse kann man jedenfalls gespannt sein.

Das Manuskript der Rede kann nachgelesen werden.

 


1 Kommentare

  1. Oliver Tacke am 04.02.2016

    Ich war dabei. Es mag der Kürze der Zeit oder dar Gattung "Antrittsvorlesung" geschuldet gewesen sein, aber viel "Neues" war für mein Empfinden nicht dabei. Zudem drängte sich mir der Eindruck auf, mit Partizipation sei bloß das Kommentieren wissenschaftsjournalistischer Artikel gemeint. Erst am Ende fiel wenigstens noch das Schlagwort "Citizen Science".

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