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„Von der Kunst können wir lernen, wie wir Menschen anders begegnen und erreichen.“

20. März 2019

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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  • B Wissenschaft im Dialog
  • A Wissenschaftskommunikation
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Foto: Studio Afraz

 

„Wissenschaft trifft Kunst“ lautet der thematische Schwerpunkt des 12. Forum Wissenschaftskommunikation in Essen. Festgelegt hat ihn der Programmbeirat. Was steckt dahinter und welche Erwartungen haben die Mitglieder an das Forum? Wir haben bei Christin Liedtke, Referentin für Wissenschaftskommunikation in der Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, nachgefragt. Ein Gespräch über Aha-Momente bei Theaterabenden mit Wissenschaft und darüber, was Wissenschaft und Kunst verbindet – und was sie trennt. 

Warum finden Sie es wichtig, dass in der Wissenschaftskommunikation über das Thema „Wissenschaft trifft Kunst" gesprochen wird?

Für die Wissenschaftskommunikation ist es elementar über den Tellerrand zu schauen und sich neue Impulse zu holen. Kunst hat aus meiner Sicht eine besondere Art die Menschen anzusprechen. Von ihr können wir lernen, wie wir Menschen anders begegnen und erreichen.

Was verbindet und was trennt aus Ihrer Sicht Wissenschaft und Kunst?

Kunst und Wissenschaft liegen sehr nah beieinander. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen kreativ sein, um für ihre Forschungsarbeit neue Denkansätze zu finden. Ich glaube aber, dass die Kunst freier ist in der Bearbeitung von Themen. Außerdem scheint es, dass von Wissenschaft – anders als von Kunst – immer auch Erklärungen erwartet werden. In unserer Wanderausstellung „Wunderkammer Wissenschaft“ haben wir Wissenschaftsbilder aus den Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft präsentiert, die alle einen künstlerischen Ansatz hatten. Anfangs haben wir keine Erklärungen zu den Bildern gegeben. Aber die Besucher der Ausstellung haben sich solche Angaben gewünscht. Offensichtlich konnten sie die Bilder nicht einfach auf sich wirken lassen, wie viele das in einer Kunstausstellung tun würden. Wenn das Label „Wissenschaft“ auf einem Projekt steht, dann wünschen die Menschen auch eine Erklärung.

Welche Rolle spielt Kunst bei der Helmholtz-Gemeinschaft und bei der Kommunikation der Helmholtz-Gemeinschaft?

Ein gewisser künstlerischer Gestaltungsansatz ist auch immer Teil unserer Kommunikationsarbeit. Sei es bei unseren Instrumenten, wie den Printprodukten, der Webseite oder dem Erleben bei Veranstaltungen. Die Helmholtz-Gemeinschaft arbeitet in verschiedenen Projekten mit Kunstschaffenden zusammen. So gibt es seit 2014 in unserem Blog den Comic „Klar soweit“. Er wird in Zusammenarbeit mit einer Comic-Künstlerin erstellt und greift aktuelle Themen aus Wissenschaft und Forschung auf. Ein anderes Beispiel ist der Thementag „Theater trifft Wissenschaft“, den wir im April zusammen mit dem Berliner Ensemble veranstalten. Dort gehen Wissenschaftler und Künstler der Frage nach der Verantwortung von Wissenschaft und dem Vertrauen in die Wissenschaft nach. Bei einem vergangenen Theaterabend mit anschließender wissenschaftlicher Diskussion haben wir übrigens festgestellt, dass Menschen, die in ein Theater gehen, nicht vordergründig erwarten, mit Wissenschaft in Berührung zu kommen. Man konnte richtig sehen, wie bei Ihnen eine Denkschranke im Kopf aufgelöst wird, wenn sie erkennen: Klar, das ist Wissenschaft, das betrifft uns alle.

Was erwarten Sie vom 12. Forum Wissenschaftskommunikation?

Ich freue mich auf Inspirationen für die eigene Arbeit und auf einen intensiven Austausch mit Kunstschaffenden. Vielleicht haben auch die Künstlerinnen und Künstler uns Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler, Kommunikatorinnen und Kommunikatoren nicht so sehr im Blick und wir schaffen ein neues Netzwerk mit Ideen. Wissenschaft spielt in allen Lebensbereichen eine immer wichtigere Rolle und daher denke ich, dass Kunst sich auch von wissenschaftlichen Themen inspirieren lassen kann und ebenso Impulse gewinnt.

Christin Liedtke

Christin Liedtke ist Referentin für Wissenschaftskommunikation in der Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Sie studierte Kommunikationswissenschaften/Publizistik an der Freien Universität Berlin und Wissenschaftsmarketing an der Technischen Universität Berlin. Einige Stationen ihrer beruflichen Laufbahn sind: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik und Berliner Filmfestspiele.

Das 12. Forum Wissenschaftskommunikation findet vom 10. bis 12. Dezember 2019 in Essen statt. Auf www.forum-wissenschaftskommunikation.de finden Sie die Informationen zum Schwerpunktthema „Wissenschaft trifft Kunst“ und zum themenoffenen Call for Proposals. Der Call for Proposals ist bis einschließlich 10. April 2019 offen.


1 Kommentare

  1. Mayer Hubert am 27.03.2019

    Kunst und Wissenschaft.

    Malerei und Molekularbiologie

    Life science ist die Wissenschaft über die Dynamik des Lebens: Entstehen, Wachsen und Sterben.

    Durch die großen Entdeckungen in den letzten 50 Jahren kann diese Dynamik auf molekulare Abläufe zurückgeführt werden. Wesentliche Prozesse sind dabei gene expression, gene editing, signalling. Diese sind prinzipiell in allen Lebewesen als ähnlich erkannt und mit steigender Komplexität der Organismen extrem verfeinert.

    Die dafür verantwortlichen Substanzen befinden sich im nicht visuellen Bereich und können nur durch hohen technischen Aufwand sichtbar gemacht werden. Dabei zeigen sich neuartige Formen, wie sie in der alltäglichen Welt nicht zu finden sind. Die wissenschaftlichen Daten werden fachspezifisch präsentiert. Wesentliche Kriterien dabei sind Objektivität und Reproduzierbarkeit.

    Für den Nichtspezialisten bleibt diese moderne Sicht auf die Molekularbiologie verschlossen. Gleichzeitig ist die moderne Biologie zu einer universellen Hauptdisziplin mit zahlreichen Auswirkungen für die Gesellschaft geworden. Es ist abzusehen, dass durch die rasanten Fortschritte in der Biologie ein Bedeutungswandel in der Sicht auf die Natur einsetzt, der bisherige fundamentale Anschauungen tangiert.

    Es ist eine dringende Aufgabe, die Biologie als Wissenschaft so zu vermitteln, dass einleuchtend wird, welche Rolle ihr in der sich wandelnden Gesellschaft zukommt. Es könnte uns bevorstehen, sich Gedanken zu machen, was zum bisherigen Naturverständnis neu dazukommt.

    Bei der Suche nach einem möglichen Weg könnte ein Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft eine Orientierungshilfe bieten.

    Die neuen Ansätze in der Biologie zeigen eine verwirrende Fülle von Erkenntnissen, die einen Schlussstrich zur traditionellen Naturbetrachtung darstellen. Die abstrakte Malerei hat etwa gleichzeitig einen Bruch mit der traditionellen Malerei vollzogen. Sie hat dabei den Versuch unternommen, unter Vernachlässigung der Gegenstandsbezüge ein Ansprechen auf emotionaler Ebene zu versuchen. Dies impliziert, dass ungegenständliche Malerei nicht an einem Verismus interessiert ist, sondern als eine Art Psychogramm des jeweiligen Künstlers zu betrachten ist. In seiner Subjektivität erweist sich allerdings diese Auffassung chimärenhaft. Aus „unkontrolliert“ kann „barbarisch“, aus dem „Impuls“ kann „Aggression“ werden.

    Trotz dieser kritischen Elemente orientiert sich unser Programm an Tendenzen der europäischen Avantgarde in ihrem Bestreben nach nicht Gegenständlichkeit. Als wesentlich erachten wir hier in unserer Konzeption den Ausdruck von Frische und Spontaneität. Die Spuren des Malprozesses sollten dabei nicht verwischt werden, sondern gerade im Gegenteil zur Verlebendigung des Bildes, zum erhöhten Ausdruck beitragen. Unter Beibehaltung von Resten konkreter Formen wird ein Eigenleben im Bild inszeniert, das einen emotionalen Zugang frei von strenger Gegenständlichkeit ermöglichen könnte.

    Im Konkreten wird durch Hervorheben von Details und gezieltes Einfärben am PC eine Intensitätssteigerung angestrebt. Dem Betrachter soll vermittelt werden: Hinter der Oberfläche steckt weitaus mehr. Bei der Darstellung wesentlicher Prozesse wie gene expression, gene editing und signalling soll der Überfluss und die Originalität hervorgehoben werden, die in natura vorhanden ist. Prints wissenschaftlicher Forschung bzw. forschungsrelevanter Ergebnisse in Kombination mit malerischen Bildbeispielen sollen dem Betrachter den Freiraum bieten, selbst herauszufinden, was ihn anspricht.

    In dieser Figuration könnte durch Zusammenbringen der Ergebnisse der molekularen Biologie mit Sichtweisen, wie sie durch die Avantgarde in der Malerei erarbeitet wurden, eine Atmosphäre geschaffen werden, die es erlaubt, neue Wege jenseits ausgetretener Pfade in der Naturbetrachtung zu gehen.

    Von großem Interesse für uns sind Aktivitäten mit anderen Vorstellungen und Vorgehensweisen innerhalb des Programms Kunst und Wissenschaft.

    Das Konzept wurde von einem Trio aus zwei Mikrobiologen des HZI-BS, M. Rohde und H. Lünsdorf und dem Maler (Autodidakt) H. Mayer, WF, als Koordinator, in enger Zusammenarbeit erarbeitet.

    Lit.: Europäische Avantgarde nach 1945 Enrico Crispolti

    Galerie Schuler ISBN3-7796-5034-7

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