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Wenn die Wissenschaft gehört werden will

17. Oktober 2019

  • Erstellt von Thuy Anh Nguyen
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"Facts, fake oder fiction – Wissenschaftskommunikation zwischen Populismus und fachlicher Qualität" heißt die Session auf dem Forum. Foto: Thuy Anh Nguyen/WiD

 

Vom 10. bis 12. Dezember findet in diesem Jahr das 12. Forum Wissenschaftskommunikation statt. Wir haben vorab das Programm unter die Lupe genommen und mit einigen Vortragenden über Ihren Tagungsbeitrag gesprochen. Heute im Interview: Markus Große Ophoff, fachlicher Leiter des DBU Zentrums für Umweltkommunikation.

Herr Große Ophoff, Sie sind Referent bei der interaktiven Session „Facts, fake oder fiction – Wissenschaftskommunikation zwischen Populismus und fachlicher Qualität“. Was können wir uns darunter vorstellen?

In der Wissenschaftskommunikation, vor allem bei Themen mit großer gesellschaftlicher Relevanz, haben wir zunehmend mit dem Populismus zu kämpfen. Oft verbreiten sich dessen Thesen schneller und lauter als differenzierte wissenschaftliche Argumente. Die Wissenschaftskommunikation gerät dabei manchmal in eine passive reaktive Rolle. Das wollen wir auf dem Forum Wissenschaftskommunikation diskutieren.

Ich arbeite am Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Aktuell beschäftigen mich Fragen hinsichtlich der Fridays for Future-Bewegung. Die Schülerinnen und Schüler berufen sich explizit auf die Wissenschaft und arbeiten mit den „Scientists for Future“ eng zusammen. Da fragen wir uns: Wie sollen wir den Schülerinnen und Schülern Rückendeckung geben? Wie gehen wir damit um, wenn zum Beispiel Fehler passieren? Das Problem des Populismus betrifft aber nicht nur das Thema Klimawandel, sondern auch andere Themen wie Impfen oder Homöopathie.

Was erwartet die Teilnehmenden bei der Session?

Wir haben sie bewusst als World Café angelegt und wollen mit den Teilnehmenden darüber reden, wie die Wissenschaftskommunikation sich aufstellen muss. Wie sollen wir – gerade auf Social Media – mit Desinformationen umgehen? Soll man jeder Falschnachricht direkt begegnen? Manchmal kann Schweigen auch die bessere Lösung sein.

Und vielleicht auch: Wie schnell muss die Wissenschaft reagieren?

Genau. Erinnern wir uns an die Stickoxid-Debatte im Frühjahr, als eine Gruppe von Praxisärzten die Grenzwerte für Stickoxide öffentlich anzweifelt, nach dem Motto: Alles nicht so schlimm. Die institutionelle Wissenschaft hat nach dem Statement relativ lange gebraucht, mehrere Tage und Wochen, um vernünftige Antworten zu geben. Da ist die Debatte aber schon durch sämtliche Talkshows und Social-Media-Kanäle gegangen.

Was wäre ein neuer Ansatz, den Sie auf dem Forum diskutieren wollen?

Ein Beispiel ist die Attribution Science, ein Forschungsgebiet, das die Physikerin Friederike Otto mitgegründet hat. Sie untersucht, inwiefern extremes Hochwasser oder Hitzewelle durch Klimawandel verursacht wurde oder natürlich entstanden ist. Bei der Kommunikation geht sie neue Wege, die nicht unumstritten sind. Sie veröffentlicht die Ergebnisse schnell, am besten, während das Wettereignis noch präsent ist. Damit sind die Ergebnisse aber noch nicht per Peer Review geprüft, denn das Verfahren würde mehrere Monate dauern.

Hier sind wir bei der Diskussion: Wie soll oder kann Wissenschaft reagieren, um sich in gesellschaftliche Debatten schneller einzubringen – damit sie wissenschaftsbasiert geführt wird? Ich glaube, wenn Wissenschaft gehört werden will, dann kann sie nicht sagen: Warten wir noch ein halbes Jahr, bis wir die Antworten haben. Dann ist die Debatte schon gelaufen.


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