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Wissenschaftskommunikation bei Twitter Spaces

14. April 2021

  • Erstellt von Wissenschaft im Dialog
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  • WiD-Labor
Twitter Spaces zu Expert*innen in der Corona-Pandemie: Foto eines Handy mit geöffneter App beim Audio-Chat Array

Ein Lunchtalk zu Expert*innen in der Corona-Pandemie war der zweite Test von Twitter Spaces als neues Format für die Wissenschaftskommunikation. Foto: Screenshot, Sara Kurfess/Unsplash

Mit Twitter Spaces bekommt Clubhouse Konkurrenz: Aktuell befindet sich das audiobasierte Chat-Tool von Twitter noch im Beta-Test. Wir haben uns angeschaut, welche neuen Möglichkeiten es für die Wissenschaftskommunikation bringt.

Erstmal vorneweg: Jeder kann mittlerweile in der App zuhören und einen Sprechwunsch anfordern. Den Space eröffnen und eine Diskussion starten, können aber tatsächlich noch nicht alle. Twitters Antwort auf den kurzen Clubhouse-Hype wird derzeit noch von Beta-Nutzer*innen getestet und soll im Laufe des Aprils für alle ausgerollt werden

Ähnlich wie bei Clubhouse erlauben die Spaces auf Twitter eine audiobasierte Diskussion in unterschiedlichen Räumen. Anders als bei Clubhouse können diese Räume allerdings bisher nicht terminiert, sondern nur live und direkt eröffnet werden. Immerhin kann man den Räumen mittlerweile einen Namen geben. Eröffnet man einen Space, so wird dieser anderen Nutzer*innen in der Leiste mit den Fleets angezeigt und ist durch einen lila Kreis gekennzeichnet. Achtung, man muss jemandem im Space folgen, um diesen zu sehen. Den Raum kann man dann betreten. Zunächst als Zuhörer*in, aber nach Anfrage auch aktiv als Sprecher*in. Bis zu zehn Leute können gleichzeitig die Sprechfreigabe durch die Moderation erhalten. Die Anzahl der Zuhörer*innen ist unbegrenzt. Bisher funktioniert das Ganze nur in der Handy-App, aber laut Twitter soll es langfristig auch eine browserbasierte Nutzungsmöglichkeit geben. 

Erstmal klingt das alles ähnlich wie bei Clubhouse, weshalb sich die Frage stellt, wieso es diesen Kanal überhaupt braucht. Einer der Vorteile: Twitter ist bereits eine etablierte Plattform und wird von vielen Institutionen bereits seit Jahren genutzt. Das erleichtert Abwägungen in Sachen Datenschutz und Co, einer der größten Probleme von Clubhouse (wir haben darüber in unserem Blog geschrieben) und macht die App weniger exklusiv als Clubhouse. Zumal Twitter Spaces auch für Android-Nutzer*innen zugänglich ist. Einzig bei älteren Modellen scheint es derzeit noch zu technischen Problemen zu kommen. 

Auch WiD verfügt bereits über eine sehr aktive und diskussionsfreudige Community auf Twitter, weshalb wir natürlich neugierig waren und den neuen Kanal ausprobieren wollten. Aktuelle haben wir die Möglichkeit Twitter Spaces zu nutzen über den Account von Rebecca Winkels (@Rewinkels), Leiterin der Strategischen Kommunikation bei uns, die über eine Testberechtigung im Rahmen des Beta-Tests des Tools verfügt. 

Wir konnten so frühzeitig einen ersten erfolgreichen Test zu einer Meta-Ebenen Diskussion über Wissenschaftskommunikation starten. Henning Krause, Social Media Manager der Helmholtz-Gemeinschaft, und Martin Grund, Wissenschaftler bei der Max-Planck-Gesellschaft, ließen sich auf einen Test zum Thema „Was bringen audiobasierte Live-Tools wie Spaces und Clubhouse für die Wisskomm?“ ein und diskutierten rege mit den Zuhörer*innen. Nachdem wir uns darin vor allem auch mit der Technik vertraut gemacht haben, fühlten wir uns bereit für einen Test, indem es nicht um Twitter Spaces selbst gehen sollte. Am 12. April 2021 veranstalteten wir daher einen Lunch-Talk zum Thema Expert*innen in der Corona-Pandemie. Basierend auf einem Hintergrundpapier zum Wissenschaftsbarometer Corona Spezial von WiD wollten wir mit drei Expert*innen diskutieren, welche Expertisen in der Corona-Pandemie von der Bevölkerung wahrgenommen werden und welche Disziplinen zu Wort kommen. 

Für die Expert*innen Ricarda Ziegler, Projektleiterin des Wissenschaftsbarometers und der Impact Unit von WiD, Prof. Dr. Paula-Irene Villa von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Dr. Daniel Nölleke von der Universität Wien war der Test ebenfalls eine neue Erfahrung. Nach einer kurzen Einleitung und einer kurzen Info zu den Beteiligungsmöglichkeiten für das Publikum, entspann sich aber trotz der für alle ungewohnten Umgebung eine spannende Diskussion. Die Nutzung ist dabei sehr intuitiv: Es gibt einen Button für den Sprechwunsch und die Option, per Emoticon eine Reaktion zu zeigen. Möchte man sprechen, schaltet man sein Mikro ein und kann es sogar eingeschaltet lassen, ohne Widerhalleffekte zu haben. Und es gelang sogar, dass nicht alle durcheinander redeten, wobei eine verstärkte Moderation und die gezielte Ansprache der Expert*innen hier zu empfehlen ist.  

Auch die Expert*innen bewerteten die Diskussion positiv.

Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Zuhörer*innen hörten zwar aufmerksam zu, trauten sich aber selbst noch nicht so recht aufs Podium. Woran das liegt, lässt sich  nicht  sagen, aber wir hoffen, dass sich bei weiteren Veranstaltungen  mehr Leute in die Diskussion einmischen. Gerade dann, wenn Spaces  nicht mehr völlig neu für alle Beteiligten sind.

Insgesamt sehen wir – gerade mit den noch geplanten Erweiterungen des Tools – ein großes Potenzial für audiobasierte und niederschwellige Diskussionen auf Twitter. Wie immer ist  die Frage der Zielgruppe entscheidend, die auf dem Kanal unterwegs ist, um das richtige Thema zu setzen. Unsere ersten beiden Versuche  waren vor allem hinsichtlich der Interaktionsrate sehr unterschiedlich. Während beim ungezwungenen Hands-On-Thema sehr rege diskutiert wurde, hielten sich die Zuhörer*innen bei der Expert*innenrunde eher zurück. Natürlich ist dies nur eine Momentaufnahme, aber vielleicht ist sie ein erster Wegweiser, dass Spaces vor allem dann interaktiv werden, wenn die Themen niederschwellige Diskussionen erlauben. Hier gilt es weitere Erfahrungen zu sammeln. Ebenfalls denkbar aus unserer Sicht: Diskussionen im Anschluss an gestreamte Events oder die Verlagerung des sozialen Teils von (Online-)Konferenzen.

Technisch jedenfalls ist das Tool schon auf einem guten Weg. Sieht man von wenigen kleinen Problemen ab – wie etwa dem Einsatz eines zu alten Smartphones – sind wir zuversichtlich, dass der Einsatz von Twitter Spaces in der Wissenschaftskommunikation an der Technik nicht scheitert, zumal das Tool sich ja noch in der Beta-Testphase befindet. Wir wollen daher auch in der nächsten Zeit Spaces für Diskussionen zur Verfügung stellen und weitere Erfahrungen mit dem Tool sammeln.


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