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Zehn Jahre Jugend präsentiert: Ein Wettbewerb zum Wohlfühlen

17. September 2021

  • Erstellt von Alena Weil
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Eine Grafik. Links und rechts sind die Jahreszahlen 2020 und 2021 zu sehen. In der Mitte sind Kästchen zu sehen, in denen gezeichnete Personen zu sehen sind, die verschiedene Dinge machen und sich miteinander austauschen. In der Mitte steht "10 Jahre JP" Array

Jugend präsentiert feiert Geburtstag: Seit zehn Jahren arbeitet das Team von Klaus Tschira Stiftung, WiD und der Uni Tübingen daran, Jugendlichen nicht nur die Kompetenz, sondern auch den Spaß am Präsentieren zu vermitteln. Bild: Tabea Martin/WiD

Abgelesene Vorträge, vollgestopfte Powerpoint-Folien, angespannte Mitschüler*innen und, schlimmer noch, selbst nervös vor der Klasse stehen müssen: Für viele von uns gehörten Präsentationen wohl nicht unbedingt zu den Highlights der Schulzeit. Dass es auch anders geht, dass Schulpräsentationen spannend, inspirierend, mitreißend sein können, beweist das Projekt Jugend präsentiert - und das mittlerweile schon seit zehn Jahren.

Alles begann 2009, als die Klaus Tschira Stiftung mit einer ersten Idee zu einem Präsentationswettbewerb an Wissenschaft im Dialog herantrat. Das Ziel: Die Präsentationskompetenzen von Jugendlichen im naturwissenschaftlichen Bereich stärken. Seitdem haben rund 21.000 Schüler*innen ihre Vorträge bei Jugend präsentiert gehalten. 1400 Lehrer*innen haben an Präsentationstrainings teilgenommen, 70 Schulen sind mittlerweile offizielle Jugend präsentiert-Schulen. Und zum zehnten Mal werden in diesem September die besten Präsentationen bei einer großen Final-Show in Berlin gekürt.

„Mit Jugend präsentiert haben wir von Anfang an groß gedacht und uns hohe Ziele gesetzt“, sagt Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung. „Schon den Namen des Projekts haben wir so gewählt, dass er sich in die Riege der wichtigen Wettbewerbe einreihen konnte. Ausgangspunkt unseres Engagements war der Wunsch, dass sowohl Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte fit werden im Präsentieren und überdies die Naturwissenschaften und die Mathematik für sich entdecken.“

Breitenförderung statt Elitenprojekt

Doch zunächst noch einmal zurück zum Anfang, ins Jahr 2009: Anstatt Jugend präsentiert einfach nur vom Schreibtisch aus zu entwerfen, fuhr ein Team von Kolleg*innen der Klaus Tschira-Stiftung und von Wissenschaft im Dialog quer durch Deutschland und besuchte Schulen. Sie wollten herausfinden, was sich diese eigentlich von einem solchen Wettbewerb wünschen. Herausgekommen ist: Ein breit aufgestelltes Programm, das weniger den Konkurrenz- und Leistungsgedanken und vielmehr den Fördergedanken in den Mittelpunkt stellt. 

Der Wettbewerb richtet sich an Schüler*innen der weiterführenden Schulen und besteht aus drei Runden: Vorrunde, Länderfinale und Bundesfinale. Beide Finalrunden werden kombiniert mit umfangreichen Präsentationstrainings; die besten Teilnehmenden erwartet auf dem Weg ins Bundesfinale die sogenannte Präsentationsakademie: Zweieinhalb Tage vollgepackt mit fachlichem Input, Tipps und Tricks und viel, viel Training.

„Uns ist die Breitenförderung wichtig. Alle sollen davon profitieren“, sagt Projektleiter Christian Kleinert. Um noch mehr Menschen zu erreichen, bietet Jugend präsentiert daher über den eigentlichen Wettbewerb hinaus Präsentationstrainings für Lehrkräfte an. Diese geben ihr Wissen dann als sogenannte Multiplikator*innen an ihre Schüler*innen und Kolleg*innen weiter.

Im Wettbewerb selbst rücken die kompetitiven Aspekte eher in den Hintergrund, erklärt Kleinert. Für die Teilnehmenden gibt es daher, neben den intensiven Präsentationstrainings, ein buntes Rahmenprogramm aus Schnitzeljagden, Spieleabenden, und vielem mehr. „Wir sind sozusagen ein Wohlfühlwettbewerb“, sagt Kleinert. „Es geht darum, eine gute Zeit zu haben, Leute kennenzulernen und etwas mitzunehmen.“

Die Jugend präsentiert-Familie 

Und das ist auch für die Teilnehmenden selbst eine große Motivation - viel mehr, als der Platz auf dem Siegertreppchen. „Als Schüler ist das auch immer eine gute Ausrede, irgendwie mal rauszukommen und etwas anderes zu sehen“, sagt Lars Hinnerk Grevsmühl, der 2014 und 2015 am Wettbewerb teilgenommen hat und mittlerweile mit einem Kommilitonen „Irox Games“, ein Unternehmen für Software- und Videospiel-Entwicklung gegründet hat.

Ähnlich sieht das auch Medizinstudentin Katharina Tscheu, Teilnehmerin in den Jahren 2015 und 2016. Für beide Alumni steht fest: Es sind vor allem die familiäre Atmosphäre, der Zusammenhalt unter den Teilnehmenden wie auch der gute Kontakt mit den Trainer*innen, was Jugend präsentiert von anderen Schulwettbewerben unterscheidet. „Ich habe das mal als ‚Jugend präsentiert-Familie‘ bezeichnet“, erzählt Tscheu. „Da wird auf jedes Familienmitglied Acht gegeben und geschaut, dass es allen gut geht.“ Viele ehemalige Teilnehmende fühlen sich Jugend präsentiert daher auch Jahre später noch verbunden. Sie bleiben in Kontakt, engagieren sich etwa als Juror*innen bei den Wettbewerbsveranstaltungen oder als Jugend präsentiert-Botschafter*in bei Messen. 

Um den Kontakt unter den Ehemaligen weiter zu intensivieren, wurde 2019 das Jugend präsentiert-Alumni Programm gestartet, und damit auch die jährlich stattfindende Summer School für Alumni. Jugend präsentiert wächst also. Und das auch mit Angeboten für die jüngeren Altersgruppen: Ebenfalls 2019 startete Jugend präsentiert Kids - ein Angebot für Schüler*innen an der Grundschule; denn auch hier gehört das Präsentieren schon zum Unterrichtsalltag.

Wissenschaftlich fundierte Trainingsangebote 

Aber inwiefern macht das Training die Schüler*innen nun wirklich zu besseren Referent*innen? Das wird an der Forschungsstelle für Präsentationskompetenz am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen erforscht, die seit 2011 Partner von Jugend präsentiert ist und von der Klaus Tschira Stiftung gefördert wird. Auch wenn die Untersuchung möglicher Trainingseffekte sehr komplex und kleinteilig sei, habe man in Studien positive Auswirkungen feststellen können, sagt Dr. Carmen Lipphardt, Akademische Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Präsentationskompetenz. Unter anderem hätte sich ein positiver Effekt der Präsentationsakademien auf die Adressatenorientierung gezeigt. Heißt konkret:  Nach dem Training konnten Schüler*innen mit ihren Präsentationen die jeweilige Zielgruppe besser erreichen.

Darüber hinaus entwickeln die Wissenschaftler*innen Unterrichtsmaterialien und Trainingsinhalte für Jugend präsentiert. „Das ist eine ganz große Leistung von Jugend präsentiert: Dass es nicht einfach nur ein Fortbildungsangebot gibt, sondern auch gewährleistet ist, dass dieses Angebot wissenschaftlich fundiert ist“, sagt Lipphardt. Für sie als Forscherin sei es motivierend, das Projekt längerfristig wissenschaftlich begleiten zu können. „Inhaltlich finde ich daran vor allem interessant, dass es, obwohl Präsentationen alltäglich scheinen, tatsächlich immer wieder eine Herausforderung ist, eine gute Präsentation zu halten.“

Präsentieren in der Pandemie: Jugend präsentiert wird digital

Und das gilt sicher noch einmal umso mehr, wenn diese Präsentation rein digital vor dem Bildschirm gehalten wird - wie 2020, als in Folge der Corona-Pandemie ein Großteil des öffentlichen Lebens plötzlich online stattfinden musste. Auch Jugend präsentiert wurde kurzerhand in den digitalen Raum verlegt. Mit der Online-Präsentation stand auf einmal ein neues Thema im Fokus. 

 „Am Anfang wurde da viel improvisiert“, erzählt Projektleiter Christian Kleinert. Die Wettbewerbsrunde einfach auszusetzen, war indes nie eine Option. „Wir wollten die Schülerinnen und Schüler nicht fallen lassen, das war uns ganz wichtig. Wie haben gesagt: Wir sind weiterhin für euch da.“ Und das ist auch bei den Jugendlichen gut angekommen. Die Schüler*innen seien nicht nur dankbar, sondern auch „mit großem Eifer bei der Sache“ gewesen, erzählt Kleinert. Die Online-Präsentation wird auch zukünftig ein festes Element von Jugend präsentiert bleiben. Auch wenn man, nach einer weiteren rein digitalen Runde 2021, im kommenden Jahr endlich zu Präsenzformaten zurückkehren möchte.

Doch egal ob digital auf Zoom oder vor Ort im Klassenzimmer, eines ist klar: Jugend präsentiert ist kein Schulwettbewerb wie jeder andere. Das betonen auch Alumni wie Katharina Tscheu immer wieder. „Ich habe viele Wettbewerbe mitgemacht im Laufe der Schulzeit und Jugend präsentiert ist mein absoluter Lieblingswettbewerb. Die Betreuung ist von Anfang an super und der Zusammenhalt unter den Teilnehmenden ist einzigartig. Ich habe viel gelernt, lerne immer noch viel und habe Jugend präsentiert eine ganze Menge zu verdanken.“

Jugend präsentiert ist ein Projekt der Klaus Tschira Stiftung in Kooperation mit Wissenschaft im Dialog. Am Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen wurden Unterrichtsmaterialien und Trainings für das Programm entwickelt. Weitere Informationen zum Projekt und einen Rückblick auf zehn Jahre Jugend präsentiert in Bildern gibt es auf der Projektseite von Jugend präsentiert.


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