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Zweisamkeit? Eine Konferenz über Wissenschaft und Zivilgesellschaft

05. November 2015

  • Erstellt von Wiebke Volkmann
  • 1
  • A Wissenschaftskommunikation
Foto: Knarrhultpia / pixabay.com Array

Ziemlich beste Freunde (Foto: Knarrhultpia / pixabay.com)

Die Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind nicht die kleinsten: Klimaschutz, Armutsbekämpfung oder der Erhalt der Biodiversität sind nur einige. Und es steht kaum außer Frage: Solche Aufgaben müssen gesamtgesellschaftlich angegangen werden, denn sie betreffen die gesamte Gesellschaft. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen zu Entscheidungen und vor allem Handlungen führen können, ebenso müssen Entscheidungen und Handlungen wissenschaftlich legitimiert und begleitet werden.

Für zwei potenzielle Partner einer lösungsorientierten Zusammenarbeit fand Anfang der Woche eine Konferenz statt, die deren „Freundschaft“ näher betrachtete. Die Partner: Zivilgesellschaft und Wissenschaft.

Und das aus gutem Anlass: Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) feierte am 3. November sein 30-jähriges Bestehen. Das Forschungsinstitut arbeitet praxisnah zu nachhaltiger Unternehmensführung, klimaschonenden Energiesystemen, neuen Technologien oder nachhaltigem Konsum. Es arbeitet dabei mit universitären und außeruniversitären Partnern zusammen, darunter auch gemeinnützige Forschungsinstitute und Verbände. Das IÖW hat also einige Erfahrung, die es in die Analyse der Beziehung zwischen Forschung und Öffentlichkeit einbringen kann. Am Vortrag der Jubiläumsfeier fand die Konferenz „Ziemlich beste Freunde? – Forschung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft für nachhaltige Transformationen“ statt. Das Fragezeichen steht für ein Risiko, dass beide Seiten eingehen: Die Forschung kann oftmals dem Bedarf an wissenschaftlichen Ergebnissen von Verbänden nicht so zeitnah nachkommen, wie es meist nötig wäre. Die Einflussnahme der interessengeleiteten Zivilgesellschaft wird andererseits als Gefährdung der wissenschaftlichen Freiheit gesehen.

In den Beiträgen und Diskussionen der Veranstaltung wurde deutlich, dass die Freundschaft nichtsdestotrotz besteht und beiden Seiten schon viel eingebracht hat. Der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt stärke dem Programm zivilgesellschaftlicher Organisationen den Rücken, lobt Prof. Dr. Hubert Weigert, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Bislang bliebe die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Organisationen im Bereich wissenschaftlicher und politischer Zielsetzung jedoch unzureichend, habe vielfach Alibi-Charakter und diene der Akzeptanzbeschaffung. Für einen offenen Diskurs müsste die Zivilgesellschaft in die Lage versetzt werden, ein gleichwertiger Gesprächspartner zu sein. Auch Dr. Thomas Jahn, der Sprecher des Instituts für sozial-ökonomische Forschung (ISOE), machte sich für einen engen Austausch zwischen Forschung und Verbänden stark und bemängelte, dass die Zivilgesellschaft außer beim Thema Energie noch zu selten eine Rolle spiele. In zwei Maßnahmen müsse daher investiert werden, Capacitybuilding, besonders im Hinblick auf finanzielle Kapazitäten und Communitybuilding zur Bündelung der Initiativen einerseits und der Erleichterung des Wissensflusses zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft andererseits. Das fördere eine Beziehung zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft, die wichtiger sei als Freundschaft: eine Partnerschaft.

Die Abschlussdiskussion mit Dr. Steffi Ober, Leiterin der zivilgesellschaftlichen Plattform Forschungswende, Wilfried Kraus, Leiter der Unterabteilung Nachhaltigkeit, Klima, Energie bei Bundesministerium für Bildung und Forschung, und Thomas Korbun, Leiter des IÖW und des Ecological Research Networks (Ecornet), auf dem Podium, moderiert von Prof. Dr. Angelika Zahrnt, bündelte die Positionen. Zwei Hauptproblemfelder kamen besonders zur Sprache: Im Hinblick auf das Capacitybuilding fehle es an finanziellen Mitteln, im Hinblick auf das Communitybuilding an Anerkennung transdisziplinärer Forschung im Wissenschaftssystem. Die Stoßrichtung ist klar und die Herausforderungen, die auf dem Podium genannt wurden, sind groß: Die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Politik muss weiter gefestigt und stellenweise verbessert werden, um die Aufgaben für eine nachhaltige Zukunft angehen zu können. Die Wissenschaft muss Forschungsthemen aus den Verbänden aufgreifen und sich transdisziplinärer Forschung öffnen. Die Wissenschaftspolitik muss mögliche Zugänge für Verbände schaffen, an Förderungen und Ausschreibung teilhaben zu können und die Verbände müssen an ihrer „Sprachfähigkeit“, wie Ober es nannte, arbeiten. Dafür müssten Forschungsreferenten in die Verbände integriert werden, sozusagen für eine wissenschaftspolitische Beratungs- und Übersetzerposition. Auf der anderen Seite müssten die zivilgesellschaftlichen Organisationen auch ihre Erwartungen und Ansprüche gegenüber Politik und Wissenschaft konzertiert und themenbezogen deutlich machen, rät Kraus.

Im Rahmen dieser Freundschaft und – ja, noch wichtiger, Partnerschaft – müssen also noch manche Strukturen geschaffen werden, die es erlauben, dass alle Partner ihre Kernkompetenzen stark machen und einbringen können. Wie in den besten Beziehungen ist auch hier ein ganz wesentlicher Punkt: die Kommunikation. 


1 Kommentare

  1. Michael am 29.10.2016

    Ein älterer Artikel für mich aber stets aktuell.

    Der Vorschlag das Forschungsreferenten in die Verbände intrgiert werden. Halte ich für einen Ideallen voschlag.

    Eigentlich ist diese Kommunikation in meiner Augen die Aufgabe der Medien.

    Dar die Medien hier nicht die gewünschte Leistung bringen kann. Bin ich der meinung das eine Internet Plattform geschaffen werden sollte oder eine andere erweitert werden sollte die dies erfüllt.

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