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Haben die Kellerassel und das Gürteltier gemeinsame Vorfahren? Sie bewegen sich ähnlich und haben beide ähnliche Panzer.

11. Juni 2010

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Haben die Kellerassel und das Gürteltier gemeinsame Vorfahren? Sie bewegen sich ähnlich und haben beide ähnliche Panzer.

Die Ähnlichkeit der beiden Tiergruppen hat nichts mit einer näheren Verwandtschaft zu tun. Kellerasseln sind Krebse und gehören zu den wirbellosen Tieren, Gürteltiere dagegen gehören als Säugetiere zu den Wirbeltieren. Auch einen letzten gemeinsamen Vorfahren haben sie nicht. Das Geheimnis ihres ähnlich aussehenden Panzers liegt in der sogenannten Konvergenz.

Biologen unterscheiden Ähnlichkeit, die auf stammesgeschichtlich nahe Verwandtschaft zurückgeht, und die Konvergenz: eine Entwicklung ähnlicher Merkmale, die oftmals auf eine ähnliche Lebensweise von Tieren oder Pflanzen zurückgeht oder auf die Anpassung an ähnlichen ökologischen Druck oder auch auf ähnliche funktionelle Vorteile. Die Ursache für solche konvergenten Entwicklungen sind also gleiche Selektionsfaktoren, die zu vergleichbaren Anpassungen führten.

Ein anschauliches Beispiel dafür sind Tiere, die zwar allesamt fliegen können, aber keineswegs nahe miteinander verwandt sind: Vögel, Fledermäuse, Insekten und früher einmal Flugsaurier. Auch Pinguine, Fische, Wale und Kopffüßler sind nicht besonders nahe miteinander verwandt. Dennoch haben sie alle Gliedmaßen, die bestens an die Fortbewegung unter Wasser angepasst sind. Und da ihre Spindelform unter Wasser starke strömungsdynamische Vorteile hat, entstand auch sie in der Evolution mehrfach unabhängig voneinander. 

Ebenso verhält es sich vermutlich auch bei Gürteltier und Kellerassel. Beide tragen Panzer, die sich in ihrer Beschaffenheit jedoch sehr voneinander unterscheiden. Der Panzer der Gürteltiere besteht aus Horn- und Knochenplatten, die in der Haut liegen. Der Panzer der Asseln besteht aus einem ganz anderem Material: aus Chitin. Es wird vom Gewebe nach außen abgegeben und dient als ein Außenskelett.

Diese Frage beantwortete Dr. Charles Oliver Coleman vom Museum für Naturkunde in Berlin.

(Redaktion WiD: mba)