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Kann der Körper Salz durch die Haut aufnehmen?

21. August 2019

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
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Foto: Toa Heftiba/Unsplash

Wenn der Sommer kommt und die Temperaturen steigen, zieht es viele von uns ans Meer. Dann heißt es: Schwimmen, sich treiben lassen und das Gefühl von Salzwasser auf der Haut genießen. Dabei sind die Meere unterschiedlich salzig: Während an der Ostsee der Salzgehalt mit ca. 1,8 Prozent eher gering ist, beträgt er im Toten Meer bis zu 33 Prozent. Hier stellt sich die Frage: Wie tief geht Salz unter die Haut? Kann Salz durch die Haut sogar ins Blut eindringen?

Die Haut ist unser größtes Organ: Könnten wir sie ausbreiten, würde sie bei Erwachsenen eine Fläche von bis zu zwei Quadratmetern ausfüllen und ca. 14 Kilogramm wiegen – etwa 20 Prozent unseres Körpergewichts. Sie besteht aus drei Hauptschichten, die sich wiederum in weitere Schichten aufteilen und mehrere Aufgaben haben: die Unterhaut, die Lederhaut und die Oberhaut. Die Unterhaut (Subkutis) besteht aus Binde- und Fettgewebe. Sie speichert Nährstoffe, reguliert den Wärmehaushalt und schützt die Knochen vor Stößen. Die Lederhaut (Dermis) sorgt dafür, dass die Haut fest und elastisch bleibt. In der Lederhaut befinden sich außerdem Blutgefäße, die die Hautzellen mit Nährstoffen versorgen sowie Sinneszellen, die auf Wärme, Kälte und Berührung reagieren. Die äußerste und für uns sichtbare Schicht ist die Oberhaut (Epidermis). Hautanhangsgebilde wie Haarfollikel, Schweiß- und Talgdrüsen befinden sich in der Lederhaut, treten aber durch die Epidermis hindurch.

Die Anatomie der Haut. Grafik: Sgbeer - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8534406.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Oberhaut ist, uns vor Fremdstoffen und Mikroorganismen zu schützen. Dabei gilt die oberste Schicht der Oberhaut, die Hornschicht, als Schutzwand. Diese besteht aus Zellen, die aus den unteren Schichten nach oben wandern, dabei absterben und verhornen. Diese Hornzellen sind ziegelsteinartig angeordnet und werden von Hornfetten zusammengehalten. Wollen Fremdstoffe über die Haut ins Körperinnere gelangen, müssen sie diese Mauer aus Hornzellen überwinden.

Da die Hornzellen wasserabweisend sind, können bevorzugt fettlösliche (lipophile) Substanzen die Hornschicht überwinden und tiefer in die Haut eindringen. Mineralsalze zerfallen im Wasser in Ionen und sind nicht fettlöslich. Deshalb bleiben sie auf der Oberhaut und können nicht in die Lederhaut gelangen, in der sich die Blutgefäße befinden. Eine andere Möglichkeit für die Ionen in die Lederhaut einzudringen wäre der Weg über Hautanhangsgebilde wie Haarfollikel, Schweiß- und Talgdrüsen. Deren Anteil an der Hautoberfläche ist mit 0,1 bis 1 Prozent jedoch so gering, dass die Salzmenge, die darüber in die Haut eindringen könnte, extrem klein ist.

Ist ein Stoff jedoch fettlöslich, sehr klein (mit einer Molekülmasse von weniger als 500 Dalton) und hat einen nicht zu hohen Schmelzpunkt (unter 200°C), könnte er die Hautbarriere überwinden. In der Medizin wird dies bereits angewendet: Transdermale Pflaster wie Nikotin- oder Schmerzpflaster bringen Wirkstoffe durch die Haut in den Blutkreislauf. Auf diese Weise müssen sie Magen und Darm nicht passieren, bleiben chemisch unverändert und können ihre Wirkung direkt an entsprechender Stelle entfalten.

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Dr. med. Andreas Kleinheinz, Facharzt für Dermatologie und Venerologie und Chefarzt vom Dermatologischen Zentrum Buxtehude, unterstützt.

Redaktion: Thuy Anh Nguyen

 

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