Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Wie?So!“

Kann ein Mensch in 10 Minuten 20 Kilometer weit laufen?

14. April 2010

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Kann ein Mensch in 10 Minuten 20 Kilometer weit laufen?

Diese Frage ist zunächst eher eine Rechenaufgabe: Wenn ein Mensch in 10 Minuten eine Strecke von 20 Kilometern laufen soll, dann entspricht das einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Der Mensch müsste also ungefähr so schnell unterwegs sein wie ein Auto.

Es ist nicht zu erwarten, dass Sportler diese Geschwindigkeiten jemals erreichen werden. Die besten Marathonläufer der Welt laufen die Marathon-Strecke von 42,195 Kilometern in etwas mehr als zwei Stunden. Sie sind also mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 21 Stundenkilometern unterwegs, gerade mal ein gutes Sechstel der oben geforderten Geschwindigkeit.

Ähnliches gilt für den 10 Kilometerlauf, den die Schnellsten in etwas mehr als 26 Minuten absolvieren. Und selbst Sprinter sind weit davon entfernt, mit 120 Stundenkilometern durchs Stadion zu brausen. Der Rekord bei der 100 Meter-Strecke liegt knapp unter 10 Sekunden. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas mehr als 36 Stundenkilometern.

Wo die Grenze der maximal erreichbaren Laufgeschwindigkeit liegt und ob es eine solche überhaupt gibt, können Wissenschaftler nicht mit Sicherheit sagen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte niemand geglaubt, dass die 100 Meterdistanz in Zeiten unter zehn Sekunden zu schaffen wäre. Vor rund hundert Jahren waren die besten Marathonläufer noch um die 50 Minuten länger unterwegs als die Spitzenläufer von heute.

Es gibt sehr viele Faktoren, von denen die Laufgeschwindigkeit in einem Rennen abhängt. Wichtig sind unter anderem die Tagesform, das Training, die Ernährung, die Lauftechnik aber auch die Umweltbedingungen, wie etwa Temperatur oder Wind. Ganz wichtig für eine gute Leistung ist die Sauerstoffaufnahme. Nur wenn genug Sauerstoff in die Muskeln gelangt, werden diese mit ausreichend Energie zum Laufen versorgt.

Dies gilt besonders für die so genannten langsam zuckenden Muskeln, die aufgrund ihrer Funktionsweise vor allem für Ausdauerleistungen zuständig sind, also auch für die oben genannte 20-Kilometer Strecke. Bei Kurzstrecken sind vor allem die schnell zuckenden Muskeln gefragt.

Wie schnell ein Mensch laufen kann, hängt nicht nur vom Training ab. Es ist auch eine Frage der Begabung. Vor allem beim Sprint ist entscheidend, wie schnell sich die Muskeln zusammen ziehen können und wie schnell der Befehl dafür vom Gehirn zum Muskel übertragen wird. Beim Langstreckenlauf kommt es vor allem auf die Ausdauer an. Es ist wahrscheinlich, dass die Marathonstrecke demnächst in weniger als zwei Stunden gelaufen wird.

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Billy Sperlich, Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Deutschen Sporthochschule Köln.

(Redaktion WiD: urs)