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Können sich zwittrige Tiere mit ihren Artgenossen paaren?

16. November 2017

Zwittrige Schnecken. Foto: Pixabay / CCO Array

Zwittrige Schnecken. Foto: Pixabay / CCO

Können sich zwittrige Tiere mit ihren Artgenossen paaren?

Lebewesen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane in sich tragen, nennt man Zwitter. Paaren sie sich mit ihren Artgenossen oder können sie sich auch einzeln vermehren? Und welche Tiere sind überhaupt Zwitter?

In Deutschland gehören zu den zwittrigen Tieren zum Beispiel die allermeisten Landschnecken, einige Wasserschnecken, Regenwürmer und Strudelwürmer. Unter den Insekten finden sich keine Zwitter und auch bei den Wirbeltieren kommt dieses Phänomen kaum vor. Einige wenige Fischarten wechseln im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht, sie tragen aber niemals beide Geschlechtsmerkmale gleichzeitig. Diese Fische nennt man „Konsekutivzwitter“. Arten, die Eier und Spermien gleichzeitig bilden, wie also die Schnecken und Regenwürmer, nennt man dagegen „Simultanzwitter“.

Wenn sich nun beispielsweise zwei zwittrige Schnecken fortpflanzen möchten, tun sie das, was alle anderen Tierarten auch tun: Sie suchen sich einen Partner. Dabei übertragen sie sich gegenseitig Spermienpakete, Spermatophoren genannt, und spielen somit Weibchen und Männchen zugleich.

In der Regel paaren sich Zwitter mit ihren Artgenossen. Nur in Ausnahmefällen befruchten sich Zwitter selbst. „Das ist eine Strategie im Notfall, um eine Population gründen zu können. Zum Beispiel, wenn eine Wasserschnecke als Einzige in einen neuen Teich verschleppt wird“, sagt der Zoologe Prof. Dr. Gerhard Haszprunar. Die gegenseitige Begattung hat nämlich einen entscheidenden Vorteil: Dadurch entsteht eine große genetische Vielfalt, an der sich die natürliche Auslese bedienen kann. Die genetische Gesundheit einer Population wird somit gewährleistet. 

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Prof. Dr. Gerhard Haszprunar von der Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt. Er ist Inhaber des Lehrstuhls Systematische Zoologie und forscht vor allem zu Weichtieren.

Redaktion WiD: LH

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