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Platzen Eier seltener, wenn man sie vor dem Kochen anpiekst?

25. März 2015

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Frohe Ostern! (Foto: BettinaF/pixelio.de) Array

Frohe Ostern! (Foto: BettinaF/pixelio.de)

Um das Ei ranken sich viele Mythen: War es nun vor oder nach dem Huhn da? Warum wird es an Ostern in deutschen Gärten und Wäldern versteckt? Und was um Himmels Willen hat der Hase damit zu tun? Während manches Rätsel vielleicht noch lange ungeklärt bleibt, wurden andere Fragen beantwortet, die uns seither den Umgang mit dem zerbrechlichen Lebensmittel erleichtern. Dazu zählt auch diese hier: Bringt es etwas, das rohe Ei vor dem Kochen anzupieksen oder nicht?

Es empfiehlt sich, erst einmal einen Blick in das Innere des Eis zu werfen und sich darauf zu besinnen, dass das Ei Schutzraum eines heranwachsenden Lebewesens ist. Es schützt den Vogelembryo vor Umwelteinflüssen, sodass er sich bis zum Schlupf ungestört entwickeln kann. Das Ei bringt deshalb alles mit, was zum Überleben notwendig ist. Dazu gehört auch ein Vorrat an Luft, der das sich entwickelnde Küken mit Sauerstoff versorgt. Dieses kleine Luftreservoir befindet sich am stumpfen Ende des Eis und steht über kleine Poren in der Schale mit der Außenwelt in Verbindung, sodass ständig frischer Sauerstoff eintreten kann. Mit zunehmendem Alter des Eis wächst die Luftblase sogar, weil immer mehr Ei-Flüssigkeit durch die Schale verdunstet.

In unseren unbefruchteten Frühstückseiern wächst natürlich kein Vogel. Trotzdem gibt es diesen kleinen Luftvorrat. Legt man nun ein Ei aus dem Kühlschrank, wo es bei ca. 6 °C gelagert wird, in kochendes Wasser, so erwärmt sich die darin eingeschlossene Luft in kürzester Zeit etwa um 94 °C. Die Luft dehnt sich dabei aus wie in einem Heißluftballon. Mit seiner kugeligen Gestalt hat das Ei zwar die optimale Form, um möglichst stabil gegenüber äußeren und inneren Kräften zu sein. Wenn aber das Volumen der gefangenen Luft plötzlich stark zunimmt, kann sie nicht schnell genug durch die poröse Schale entweichen und die Eierschale platzt.

Piekst man das stumpfe Ende des Eis allerdings vor dem Kochen an, kann die sich ausdehnende Luft durch dieses Loch schneller entweichen und das Ei bleibt intakt. Oft kann man beim Kochen sogar beobachten, wie kleine Bläschen aus dem Loch aufsteigen. Manchmal verletzt die Nadel aber die innere Eimembran nicht – dann kann es vorkommen, dass das Ei beim Kochen trotzdem platzt.

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Moritz Hertel, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie.

Redaktion WiD: lz

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