Verflüchtigt sich beim Sekt die Kohlensäure schneller, wenn man aus einer Schale statt aus einem hohen schmalen Glas trinkt?
29. Februar 2008
Verflüchtigt sich beim Sekt die Kohlensäure schneller, wenn man aus einer Schale statt aus einem hohen schmalen Glas trinkt?
Ja, das Prickeln hat früher ein Ende, wenn Sekt aus einer Schale getrunken wird.
Woran's liegt? Ganz einfach: Daran, dass bei großer Oberfläche in der Schale mehr Gase (hier Kohlensäure) aus der Flüssigkeit entweichen können als bei kleiner Oberfläche im hohen schmalen Sektglas.
Dass das CO2 überhaupt aus dem Sektglas entweicht, hängt mit der Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten zusammen. Wenn CO2 aus dem Sekt in den Raum über der Flüssigkeitoberfläche entweicht, erhöht sich damit der Druck (hier der CO2-Partialdruck gegenüber allen anderen Gasdrücken) über der Flüssigkeit. Es stellt sich sofort ein Gleichgewicht ein zwischen den CO2-Molekülen in der Flüssigkeit und im Gas oberhalb, d.h. es gehen Moleküle aus der Flüssigkeit ins Gasvolumen über und umgekehrt.
Da der Partialdruck des CO2 in der Flüssigkeit am Anfang höher ist als der des CO2 über der Flüssigkeit gehen pro Zeiteinheit zunächst mehr CO2-Moleküle aus der Flüssigkeit in das Volumen über der Oberfläche bis sich ein Gleichgewicht eingestellt hat. Die pro Zeiteinheit vergasenden CO2-Moleküle sind natürlich proportional zur Oberflächengrösse der Flüssigkeit, da damit auch das Volumen direkt über der Flüssigkeit größer wird, in das CO2 übergeht.
Der gesamte Vorgang wird beschrieben durch das Henrysche Gesetz, das besagt, dass die Löslichkeit eines Gases in einer Flüssigkeit proportional ist zum Partialdruck des Gases über der Flüssigkeit. Damit können bei grosser Oberfläche mehr CO2-Moleküle aus der Flüssigkeit entweichen als bei kleiner.
Die Frage wurde beantwortet von Dipl. Physiker Wolfgang Lueck, der am Fachinformationszentrum Karlsruhe für die Produktion von Fachdatenbanken verantwortlich ist.