Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Wie?So!“

Warum folgen Hunde dem Menschen und unter welchen Bedingungen tun sie das?

29. April 2008

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften

Warum folgen Hunde dem Menschen und unter welchen Bedingungen tun sie das?

Ein Hund wird dem Menschen folgen, wenn er ihn als „Rudelführer“ akzeptiert hat. Dies erfordert eine geduldige, ruhige und konsequente Erziehung, bei der  die natürlichen Verhaltensweisen des Tieres berücksichtigt werden müssen.

Der Hund stammt vom Wolf ab und ist schon seit etwa 15.000 Jahren treuer Begleiter des Menschen. Auch wenn viele Rassen heutzutage äußerlich so gar keine Ähnlichkeit mehr mit ihrem wilden Ahnen haben, so sind ihnen doch viele wolfstypische Eigenschaften erhalten geblieben. Wie Wölfe sind Hunde Rudeltiere. Sie bringen die Bereitschaft mit, sich in eine Gemeinschaft zu integrieren und einen Rudelführer anzuerkennen. Diese Rolle muss der Mensch konsequent übernehmen indem er klare Regeln aufstellt und deren Einhaltung einfordert. Inkonsequenz kann den Hund zu einer Kraftprobe mit dem „schwachen“ Rudelführer ermutigen.

Junge Wölfe werden zunächst von der Mutter erzogen. Wenn sie heranwachsen lernen sie auch vom Vater und anderen Rudelmitgliedern, wie man sich in der Gemeinschaft zu benehmen hat. Auch mit der Erziehung eines Hundes sollte man so früh wie möglich beginnen. Grundsätzlich ist dies aber in jedem Alter möglich.  

Wichtiges Grundprinzip dabei ist, dass die Erziehung Spaß machen muss. Nur wenn der Hund Freude daran hat, zu folgen, wird er immer die erlernten Verhaltensregeln einhalten. Ansonsten macht er was er will, sobald Herrchen oder Frauchen außer Sichtweite sind. Das Lernen sollte auf Belohnungen für erwünschtes Verhalten beruhen, nicht auf Bestrafung für unerwünschtes Verhalten. Dabei ist zu beachten, dass die Belohnung innerhalb von einer Sekunde erfolgen muss, nachdem der Hund sich wunschgemäß verhalten hat. Sonst kann er den Zusammenhang zwischen dem Verhalten und der Belohnung nicht herstellen oder es kommt zu einer falschen Verknüpfung. Etwa, wenn der Hund sich auf das Kommando „Platz“ hin gesetzt hat. Kommt die Belohnung erst, wenn er schon wieder aufsteht, dann würde das Tier das Aufstehen mit der Belohnung verbinden und nicht das Hinsetzen. Die Erwartungen an den Lernerfolg eines Hundes sollten Besitzer immer an dessen Alter anpassen. Von einem Welpen kann man beispielsweise noch nicht erwarten, dass er mehrere Minuten ruhig sitzen bleibt.

Wichtig ist auch, seinem Tier ganz genau klar zu machen, was man von ihm will. Hat der Hund gelernt, sich auf Kommando hinzusetzen, heißt das noch nicht, dass er sitzen bleibt. Dazu muss man ihm noch beibringen, dass er so lange sitzen bleiben soll, bis man mit einem anderen Kommando die Situation auflöst.

In der ersten Zeit der Erziehungsphase sollte man herausfinden, was der Schützling gerne mag, beispielsweise einem Ball hinterher jagen. Nach einer Trainingslektion sollte dann eine Spielrunde folgen.

Hundschulen können bei der Erziehung des Hundes hilfreich sein. Hier empfiehlt sich eine sorgfältige Auswahl, da es bisher keine Qualitätskriterien für Hundeschulen gibt und  Hundeausbilder ist kein staatlich anerkannter Beruf ist. 

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Michaela Schneider, Fachtierärztin für Verhaltenskunde im Institut für Tierschutz, Verhaltenskunde und Tierhygiene der Universität München.