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Warum gibt es keine Blutvergiftung, wenn zum Beispiel nach einem Herzinfarkt totes Gewebe im Körper entsteht?

29. April 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Bei äußeren Wunden besteht die Gefahr einer Blutvergiftung. Warum gibt es keine Blutvergiftung, wenn zum Beispiel nach einem Herzinfarkt totes Gewebe im Körper entsteht?

Eine Blutvergiftung, medizinisch Sepsis, wird immer durch eine Invasion von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze oder Einzeller) und/oder deren Giften in den Blutstrom verursacht. Wenn es dem Immunsystem nicht gelingt, eingedrungene Erreger auf den Infektionsherd zu begrenzen, können sie sich im ganzen Körper ausbreiten. Die Entzündung greift innerhalb weniger Stunden auf alle lebenswichtigen Organe über, die infolgedessen zu versagen drohen.

Grundsätzlich kann jede Infektion mit Mikroorganismen zu einer Blutvergiftung führen. Am weitaus häufigsten geschieht dies jedoch bei einer Lungenentzündung. An einer Sepsis sterben mehr Menschen als an einem akuten Herzinfarkt - allein in Deutschland jährlich rund 60.000.

Ähnliche Symptome wie eine Blutvergiftung sind bei der so genannten generalisierten hyperinflammatorischen Reaktion (SIRS) zu beobachten. SIRS kann beispielsweise nach Verbrennungen, Schusswunden oder schweren Verletzungen unter anderem infolge des ausgedehnten Blut- und Flüssigkeitsverlustes auftreten. Hierbei sind zunächst keine Mikroorganismen beteiligt. Jedoch besteht bei schweren Verletzungen immer die Gefahr, dass Mikroorganismen eindringen und dann zusätzlich noch zu einer Sepsis führen.

Totes Gewebe im Körper wird von den Fresszellen des Immunsystems abgebaut und kann keine Sepsis verursachen, da ja keine Mikroorganismen im Spiel sind.

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Frank M. Brunkhorst vom Kompetenznetz Sepsis.