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Warum hat der Mond auf der Vorderseite größere Krater?

15. März 2018

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Foto: Das Wortgewand/Pixabay Array

Foto: Das Wortgewand/Pixabay

Warum hat der Mond auf der Vorderseite größere Krater?

Sie heißen Archimedes, Galileo oder Kepler. Die kleinsten von ihnen müssten wir mit der Lupe suchen, die größeren mit einem Durchmesser von mehr als 200 Kilometern erkennen wir von der Erde aus mit bloßem Auge. Die Rede ist von Kratern, die den Mond geradezu übersäen. Da der Mond keine schützende Atmosphäre hat, schlugen während der letzten Milliarden Jahre zahlreiche Asteroiden, Kometen und Meteoride auf ihn ein und erzeugten Unmengen an Kratern. Allein auf der uns zugewandten Seite zählen Forscher etwa 300.000 Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer. 

Der Mond rotiert um seine eigene Achse ungefähr genauso schnell wie er die Erde umkreist. Dadurch sehen wir von der Erde aus immer nur eine Seite des Mondes. Aktuelle Messungen zeigen, dass der Mond auf beiden Seiten ungefähr gleich viele sogenannte Einschlagbecken besitzt. Doch einige Krater auf der erdzugewandten Seite sind signifikant größer als die auf der erdabgewandten Seite. So hat die Mondvorderseite acht Becken mit einem Durchmesser von mehr als 320 Kilometern, während die Rückseite nur einen in dieser Größe aufweist. Warum ist das so? Warum hat der Mond auf der Vorderseite größere Krater? 

Den Grund dafür fanden die Forscherin Katarina Miljkovic und ihr Team heraus, als sie 2010 die Daten der NASA-Zwillingssonden GRAIL auswerteten, um den Durchmesser der Krater zu bestimmen. Ungefähr 90 Prozent aller Mondkrater sind während des großen Bombardements durch Asteroiden vor 4,2 bis 3,7 Milliarden Jahren entstanden. Die Forscher vermuteten, dass die Kruste auf der erdzugewandten Seite zu dieser Zeit durch vulkanische Aktivität heißer, weicher und dünner war als auf der anderen Seite. Diese Theorie testeten sie mithilfe von Computersimulationen. Sie ließen virtuell einen Asteroiden in eine Mondkruste einschlagen und variierten die Dicke sowie die Temperatur der Kruste. Das Ergebnis: Zunächst waren die Krater auf allen Oberflächen gleich groß. Doch dann kollabierte die Kruste auf der kühleren und festeren Seite nach innen, dadurch verkleinerte sich der Krater. Währenddessen war es auf der wärmeren und dünneren Seite umgekehrt: Der Mantel wölbte sich nach oben, sodass die Kruste sich nach außen dehnte und damit den Krater um das Doppelte vergrößerte.

Auch heute schlagen ständig Asteroiden auf den Mond ein – allerdings sind diese relativ klein. Im September 2013 prallte ein Asteroid von der Größe eines Kleinwagens auf die Vorderseite des Mondes auf und erzeugte einen Krater mit einem Durchmesser von mehr als 40 Metern – eine beachtenswerte Größe im Vergleich zu den Kratern aus der jüngeren Zeit. Einen Namen hat der Krater noch nicht. Bis die International Astronomical Union sich für einen Namen entscheidet, kann es mehrere Jahre dauern. Die meisten Krater wurden nach verstorbenen Astronomen und Astronauten benannt, doch auch andere berühmte Persönlichkeiten wie Sigmund Freud oder Immanuel Kant wurden auf dem Mond verewigt.

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Prof. Dr. Ralf Jaumann unterstützt. Er ist Leiter der Abteilung Planetengeologie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Redaktion WiD: Thuy Anh Nguyen

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